Banken gegen Geldwäscherei -Selbstkontrolle «im eigenen Interesse»
Im Kampf gegen die Geldwäscherei wollen elf internationale Grossbanken und die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International gemeinsam antreten. Die Banken - darunter die UBS und die Credit Suisse Group - haben sich neue Richtlinien gegeben.
Die Bankenwelt will der Geldwäscherei den Riegel schieben, indem sie Richtlinien aufstellt, welche das Einfliessen von unrechtmässigen Gewinnen in das Bankensystem erschweren. Diese Massnahme sei im eigenen Interesse der Banken, sagten am Montag (30.10.) Vertreter der initiativen Banken an einer Medienorientierung in Zürich.
Geldwäschereiskandale wie jüngst der Fall des nigerianischen Diktators Abacha kratzen am Image der Grossbanken. Unter dem schlechten Ruf leiden insbesondere auch die Schweizer Banken. Korruption habe viele Gesichter, sagte Peter Eigen von Transparency International. Er schätzt das Volumen der Geldwäscherei auf Hunderte von Mrd. Dollar pro Jahr. Die Opfer seien die Ärmsten der Welt.
Die neuen Richtlinien betreffen vor allem das lukrative Geschäft mit betuchten Privatkunden. Hintertüren für dubiose Kundschaft sollen nicht nur auf den etablierten Finanzplätzen, sondern auch auf den wenig regulierten Finanzplätzen wie etwa den Bahamas oder Guernsey geschlossen werden.
Keine Sanktionsmöglichkeiten
Die Prinzipien sehen unter anderem die Schaffung einer unabhängigen Geldwäsche-Instanz innerhalb der Banken vor. Dazu besteht die Pflicht zur Identifikation der Kunden. Art der Transaktionen, Sektoren und Personen, welche Grund für die Annahme von illegale Geschäften geben, würden registriert.
Gefordert sind dabei vor allem die Bankangestellten, welche mit den Kunden direkt in Kontakt stehen. Das Management müsse diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Problematik der Geldwäscherei sensibilisieren und entsprechend schulen.
Sanktionsmöglichkeiten stehen den Banken nicht zur Verfügung. Diese müssten von den Gesetzgebern ergriffen werden, heisst es weiter. Die Aktion Finanzplatz Schweiz begrüsst zwar die Initiative der Banken, vermisst aber Sanktionsmöglichkeiten. Die Organisation fordert daher griffige Regulierungen.
Finanzdepartement begrüsst Richtlinien
Das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) begrüsste die Anstrengungen der Banken ebenfalls. Die Massnahmen seien mit den Bemühungen der Bundesbehörden zur Bekämpfung der Geldwäscherei komplementär, sagte EFD-Sprecher Dieter Leutwyler auf Anfrage.
Das Finanzdepartement verstehe die Eigeninitiative der Banken nicht als Reaktion auf die in jüngster Zeit zu Tage getretenen Probleme beim Vollzug des Geldwäscherei-Gesetzes. Die Bemühungen der Banken seien international ausgerichtet. Die Regelung bei den Schweizer Banken wird von Experten schon heute als gut eingestuft. Auch in Sachen Gesetzgebung stehe die Schweiz international an der Spitze, sagten Branchenkenner. Mit der Selbstregulierung werde von den Banken Druck gemacht, um die Gesetzgebung international zu verschärfen.
Wettbewerbsnachteil beseitigt
Mit den internationalen Richtlinien beseitigen die Schweizer Banken einen Wettbewerbsnachteil, indem nun die internationale Konkurrenz mit den gleichen hohen Standards arbeiten muss. «Wir haben ein klares Signal gesetzt», sagte Georges Gagnebin, Chef der UBS Privat Banking. Die Banken gehen davon aus, dass sich ihrer Initiative weitere Institute anschliessen werden.
swissinfo und Agenturen
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