Bedeutend mehr Creutzfeldt-Jakob-Fälle

Im laufenden Jahr sind in der Schweiz bisher mindestens 19 Menschen an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) gestorben.
In der Schweiz ist die Zahl der Creutzfeldt-Jakob-Fälle sprunghaft angestiegen. In diesem Jahr sind bisher mindestens 19 Menschen an der Krankheit gestorben, bestätigte Lorenz Hess, Sprecher des Bundesamts für Gesundheit (BAG) einen Bericht der «SonntagsZeitung». In vergangenen zehn Jahren starben durchschnittlich acht bis zehn Personen an der Krankheit.
Neben den 19 bestätigten CJK-Fällen gibt es noch fünf weitere Todesfälle, bei denen die genaue Ursache noch abgeklärt werden muss. Laut Hess gelten auch sie als CJK-Verdachtsfälle.
Bei allen diagnostizierten CJK-Fällen handelt es sich um die klassische Form der Krankheit, die bisher nicht mit der Rinderkrankheit BSE in Verbindung gebracht worden ist. Von ihr betroffen sind ausschliesslich Personen, die älter als 60 Jahre alt sind.
Für Lorenz Amsler, CJK-Experte beim Bundesamt für Gesundheit, ist der starke Anstieg der Todesfälle schwer erklärbar. Eine Ansteckung durch Rinderwahnsinn (BSE) bezeichnete er aber in einem Interview der «SonntagsZeitung» als «die unwahrscheinlichste aller Erklärungsmöglichkeiten».
Laut «SonntagsZeitung» verzeichnet die Schweiz nun die höchste CJK-Sterberate in ganz Europa – dreimal höher als England oder Deutschland. Das Blatt zitiert den Schweizer Prionenforscher Adriano Aguzzi: «Wir sind alle sehr beunruhigt.» Lorenz Hess seinerseites sagte, es handle sich nicht um eine alarmierende Situation, sie müsse aber analysiert werden.
Suche nach Ursachen
Die Suche nach den Ursachen für den Anstieg hat auch laut Lorenz Amsler höchste Priorität. «Wir müssen klären, ob es das bessere Meldesystem in der Schweiz ist oder ob es andere Gründe gibt, die wir noch nicht kennen», sagte er.
Es sei wahrscheinlich, dass in der Schweiz nicht eine effektive Zunahme von CJK-Fällen vorliege. Denn die Ärzteschaft sei mittlerweilen sensibilisiert: «Was früher zum Teil als Alzheimer diagnostiziert wurde, wird heute als CJK erkannt.»
Als Ursache ausgeschlossen werden könne eine Krankheits-Übertragung über Blutkonserven. Es gebe auch keine Hinweise, dass die Zunahme mit Ansteckungen während Operationen zu erklären sei: «Wir haben die Fälle in diesem Jahr mit den Fällen in den letzten Jahren verglichen und dabei keine Unterschiede gefunden», erklärte Amsler. Die verstorbenen Patienten seien weder mehr noch weniger operiert worden als diejenigen in den letzten Jahren.
Bei CJK handelt es sich um eine dem Rinderwahnsinn ähnliche, tödlich verlaufende Krankheit beim Menschen, die ebenfalls durch Prionen verursacht wird. In der Schweiz wurden in den vergangenen fünf Jahren 45 CJK-Fälle festgestellt.
In den vergangenen Jahren war in Grossbritannien und Frankreich neben der klassischen CJK-Form auch eine so genannte neue Variante aufgetreten, die wesentlich jüngere Opfer forderte und bei der die meisten Wissenschaftler von einem Zusammenhang mit BSE ausgehen. An dieser seltenen CJK-Form ist in der Schweiz bisher noch niemand gestorben.
swissinfo und Agenturen

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