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Bern: Polizei-Grossaufgebot und Protestbühne

Reihenweise Polizei-Kräfte in der Berner Innenstadt. Keystone

Hunderte demonstrierten am Samstag in Bern mit bunten Aktionen gegen das Weltwirtschafts-Forum. Die Proteste blieben am Nachmittag friedlich.

Die Gegner der Globalisierung standen einem für die Bundesstadt beispiellosen Polizeiaufgebot gegenüber.

Bereits am Samstag Mittag hatten hunderte von Polizeigrenadieren Teile der Berner Altstadt und des Hauptbahnhofs abgesperrt. Zahlreiche Anti-WEF-Demonstranten aus der Romandie waren bereits im Hauptbahnhof blockiert und kontrolliert worden.

Auf den Ausfallstrassen und in der Innenstadt waren mehrere hundert Menschen durchsucht worden.

Auch nach den Aktionen gegen das Weltwirtschafts-Forum am Nachmittag führte die Polizei in der Innenstadt und beim Bahnhof Personenkontrollen durch.

Zahlreiche Festnahmen

Die Polizei nahm 74 Personen vorübergehend fest. Gemäss einem Polizeicommuniqué führten sie «Material auf sich, das gegeignet ist, Sachbeschädigungen zu begehen».

In Davos fand am Nachmittag eine Demonstration gegen das WEF statt. Nach Angaben der Kantonspolizei marschierten kurz nach 14 Uhr rund 40 Personen vom Bahnhof Richtung Promenade. Nach Angaben der Protestgruppe waren es bis 100 Personen. Die unbewilligte Demonstration löste sich um 15 Uhr wieder auf.

Auch in St. Gallen wurde am Samstag gegen das WEF demonstriert. Die Gruppe «Aktiv Unzufrieden» führte in der Innenstadt verschiedene lokale Aktionen durch, teilte die Kantonspolizei mit. Die Veranstaltungen sei kurzfristig bewilligt worden und friedlich verlaufen.

Katz und Maus-Spiel zwischen Polizei und Demonstrierenden

Am frühen Nachmittag kesselte die Polizei in Bern auf dem Kornhausplatz einen Zug von mehreren Hundert Anti-WEF-Demonstranten ein. Sie sperrte alle Zugänge zum Platz ab. Die Demonstranten wurden aufgefordert, die Kundgebung aufzulösen.

Mitte Januar hatte die Stadt den Organisatoren Auflagen für eine behördliche Bewilligung der Demonstration in der Bundesstadt gemacht, die diese nicht akzeptieren wollten.

Der unbewilligte Demonstrationszug hatte kurz vor 14 Uhr beim Käfigturm begonnen. Rund 400 bis 500 Menschen zogen zum Zytglogge Turm. Dort wurde ihnen der Weg Richtung Bärengraben von einer Mauer aus Polizeigrenadieren und -fahrzeugen versperrt.

Der Zug kam auf dem Kornhausplatz zum Stillstand. Die Polizei sperrte darauf mit einem Grossaufgebot auch die Wege über die Kornhausbrücke, die Marktgasse und Richtung Bundesplatz ab.

Mitte Nachmittag sammelten sich erneut und 300 WEF-Gegner auf dem Berner Kornhausplatz. Nach einem kurzen Protestzug wurden die Demonstranten beim Stadttheater nochmals eingekesselt und der Zug aufgelöst.

Pfeifkonzert, aber keine Zusammenstösse

Über Megaphon wurden die Demonstranten aufgefordert, die Versammlung aufzulösen und den Platz zu verlassen. «Was ihr hier macht, ist nicht bewilligt», sagte ein Polizeisprecher. Die Demonstranten quittierten dies mit einem Pfeifkonzert.

Zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizei kam es vorerst nicht. Die Demonstranten skandierten Parolen wie «Hoch die internationale Solidarität. Bekämpft den Kapitalismus». Zudem führten einige auf dem Platz Theaterstücke auf oder machten Musik.

Bis zum späteren Nachmittag wurden keine grösseren Ausschreitungen mehr gemeldet. Einige maskierte Demo-Teilnehmer schleuderten laut Agentur-Korrespondenten Bierflaschen gegen die Ordnungskräfte.

Friedliche Tanzparade

Friedlich verlief auch die Tanzparade, die behördlich bewilligt war. Am Nachmittag bewegten sich einige hundert Teilnehmer und sechs grössere Musikwagen langsam vom Bärengraben Richtung Gaswerk.

Sie zogen hinter Lautsprecherwagen, auf denen teils auch Live-Musik geboten wurde, der Aare entlang. Vor sich her trugen sie ein Transparent mit der Aufschrift «Gegen die Ausbeutung durch die Habgierigen und Scheinheiligen».

Laut Polizeiangaben wuchs der Zug auf bis zu 500 Menschen an. Die Organisatoren hatten explizit klar gemacht, dass keine Sachbeschädigungen, Provokationen oder vermummte Teilnehmer geduldet würden.

Am späten Nachmittag ging die Tanzparade beim Gaswerkareal friedlich zu Ende.

Trotz der hohen Anzahl von Polizeikräften haben es dieses Jahr zahlreiche Ladenbesitzer, Banken und Hotels vorgezogen, ihre Eingänge mit Holzverschalungen zu versehen.

swissinfo und Agenturen

Die Polizei der Bundeshauptstadt hat sich dieses Jahr gut gegen Demonstrationen vorbereitet, weil sie Ausschreitungen befürchtete.

Nach einem Kompromissangebot der Stadt Bern hatten die Organisatoren auf eine behördliche Bewilligung für die Demonstration verzichtet.

Verstärkt wurden die Ordungskräfte von den Kantonen Basel Stadt, Baselland, Solothurn und Aargau.

Hunderte von Globalisierungs-Gegner wurden von der Polizei mehrmals daran gehindert, Demonstrations-Märsche durch das Stadtzentrum in Bewegung zu bringen.

Kleinere Demonstrationen gab es auch in Davos, wo das Weltwirtschaftsforum am Mittwoch, den 26. Januar, beginnt, und in St. Gallen.

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