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Bestechung: ABB muss 20 Millionen bezahlen

Mit Schmiergeldern hat sich ABB in Afrika und Asien Öl-Aufträge gesichert. Keystone

In den USA haben zwei Tochterfirmen des schweizerisch-schwedischen Technologie-Konzerns ihre Schuld eingestanden, Schmiergelder in Afrika und Asien bezahlt zu haben.

Die Gruppe muss insgesamt 20 Mio. Franken an die US-Behörden abliefern.

ABB werde 10,5 Mio. Dollar (13 Mio. Franken) an Strafe zahlen sowie weitere 5,9 Mio. Dollar (7 Mio. Franken) wegen rechtswidriger Gewinne, teilte die US-Börsenaufsicht SEC am Dienstag mit.

Die Tochtergesellschaften, eine mit Sitz in Texas, die andere in Schottland, gaben zu, Regierungsvertreter in Nigeria, Angola und Kasachstan bestochen zu haben.

Laut SEC betrug die Summe der Schmiergelder zwischen 1998 und 2003 insgesamt 1,1 Mio. Dollar (1,35 Mio. Franken). Mit den illegalen Zahlungen verschafften sich die ABB-Tochterfirmen Vorteile bei der Vergabe von Förderrechten.

Korruption hat zwei Seiten

Laut der Nichtregierungs-Organisation Transparency International (TI) ist in neun von zehn Entwicklungsländern Korruption ein Problem. Nigeria ist das zweitkorrupteste Land auf der ganzen Welt; es steht auf Position 132, nur noch gefolgt von Bangladesch.

Auch Angola und Kasachstan finden sich im hinteren Drittel der Liste. Auf Platz 1 steht Finnland, das in Sachen Korruption als sauberstes Land der Welt gilt.

Korruption ist laut TI vor allem bei der Vergabe von öffentlichen Bauaufträgen, bei Waffen- und Rüstungsgeschäften und in der Gas- und Öl-Industrie verbreitet. Die Bereitschaft, Schmiergelder zu bezahlen, ist in Australien, Schweden und der Schweiz am geringsten, in Taiwan, China und Russland am höchsten.

Selber aufgedeckt

ABB hatte die Unregelmässigkeiten vor einem Jahr selber bei der SEC gemeldet und bei der Untersuchung kooperiert. Die SEC ist zuständig, weil ein Grossteil der Gelder nach April 2001 geflossen sind, also nachdem ABB in den USA an die Börse gegangen war.

«Es kam zum Vorschein, als wir die Gesellschaften zum Verkauf vorbereiteten», sagt Thomas Schmidt, Sprecher der ABB, gegenüber swissinfo. «Die Buchhaltung ergab bei genauer Prüfung keinen Sinn.»

Bahn frei für Verkauf

Mit dem Abschluss des Verfahrens sei eine wichtige Bedingung für den Verkauf des gesamten Bereichs Exploration und Produktion der Division Öl, Gas und Petrochemie erfüllt.

«Trotz der Bussen ist das Ende der Untersuchung positiv zu werten», kommentierte der ZKB-Analyst Mark Diethelm. «Jetzt kann der Verkauf schnell über die Bühne gehen.»

Käufer ist eine Investorengruppe von JP Morgan und den zwei Beteiligungs-Gesellschaften. Der Kaufpreis wurde auf 925 Mio. Dollar festgelegt. Mit dem Erlös will ABB den Schuldenberg abbauen.

Regelmässige Korruptions-Vorwürfe

ABB war in der Vergangenheit verschiedentlich mit Korruptions-Vorwürfen konfrontiert worden.

Erst im Juni war bei einer Italien-Tochter eine Bilanzaffäre aufgeflogen. Eine im Stromgeschäft tätige Tochterfirma hatte ihre Bücher um rund 70 Mio. Dollar geschönt.

Im Mai wurde in Deutschland ein Fall von illegalen Preisabsprachen im Geschäft mit Stromanlagen publik. Vor drei Jahren war ABB zudem in die Korruptionsaffäre um die Bonner Stadtwerke und den ehemaligen Von-Roll-Manager Rene Lüthy verwickelt.

Alles soll besser werden

ABB-Chef Jürgen Dormann hatte zuletzt verschiedentlich bekräftigt, dass ABB heute eine strikte Null-Toleranz-Politik gegenüber unlauteren Geschäftspraktiken verfolge und im Verdachtsfall sofort handle.

Beim Abschluss des Nigeria-Falles hat sich ABB verpflichtet, die internen Verfahren zu verbessern, um ähnliche Fälle in Zukunft zu vermeiden.

ABB-Sprecher Schmidt betont: «Das bestehende Ausbildungsprogramm für Geschäfts-Ethik der Aussendienst-Mitarbeiter und Manager wurde ausgeweitet.»

swissinfo und Agenturen

Schmiergelder: 1,35 Mio. Franken
Busse: 13 Mio. Franken
Ungerechtfertigte Gewinne: 7 Mio. Franken

Bei der Vorbereitung des Verkaufs der Gas- und Öl-Sparte stiess ABB auf Unregelmässigkeiten in den Büchern zweier Tochterfirmen in den USA und Schottland.

ABB meldete die Schmiergeld-Zahlungen der Börsenaufsicht in den USA. ABB muss ingesamt 20 Mio. Franken zahlen.

Jetzt kann der Verkauf des Firmenteils von ABB abgeschlossen werden.

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