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Bevölkerung hat Internet-Kriminalität im Visier

Die meisten der weitergeleiteten Verdachtsfälle betreffen Kinderpornografie. Keystone

Die Schweizer Bevölkerung fahndet fleissiger nach Internet-Kriminellen als erwartet. Pro Monat gehen bei der zuständigen Koordinationsstelle rund 500 Meldungen ein.

41 Verdachtsfälle wurden an die Kantone weitergeleitet und teilweise mit Strafbescheiden abgeschlossen.

Seit Anfang Jahr arbeiten acht Personen bei der Koordinationsstelle des Bundes zur Bekämpfung der Internet-Kriminalität (KOBIK). Seither gingen bei der KOBIK aus der Bevölkerung rund 3600 Verdachtmeldungen ein, wie das Bundesamt für Polizei (BAP) am Freitag in Bern bekannt gab.

Viele Meldungen wegen Porno-Inhalten

Die Zahl der erfolgten Hinweise liegt nach BAP-Angaben über den Erwartungen. 50% der insgesamt 3600 Verdachtsmeldungen erfolgten gemäss KOBIK-Leiter Philipp Kronig aufgrund kinderpornografischer Inhalte. Bei der Hälfte davon ging es um harte Pornografie.

«Die Eingaben sind qualitativ hochstehend. Die Leute, die sich bei uns melden sind versierte Nutzer des Internets», sagte Kronig gegenüber swissinfo.

Sinn für Bürgerpflicht

«Es sind nicht in erster Linie Moralapostel, sondern Leute, die es zu ihrer Bürgerpflicht zählen, auch dafür zu sorgen, dass das Internet ’sauber› ist.»

Dass sich soviele Leute an der Fahndung nach kriminellen Internet-Inhalten beteiligen, führt Kronig unter anderem auf die hohe Computerdichte in der Schweiz zurück.

41 Fälle weitergeleitet

In insgesamt 41 Fällen wurden seit Jahresbeginn die kantonalen Behörden eingeschaltet. In den meisten Fällen sind die Ermittlungen noch am Laufen. Einzelne Fälle sind bereits mit einem Strafbescheid abgeschlossen worden.

«Von den 41 an die Ermittlungsbehörden weitergeleiteten Fällen ging es bei 36 um Kinder- oder harte Pornografie», erklärte Kronig weiter.

Die übrigen Meldungen betrafen Rassendiskriminierung, die Förderung von Prostitution, Gewaltdarstellung oder sexuelle Handlung mit Kindern.

Die KOBIK erledigt die vielen Meldungen mit dem Einsatz einer speziellen Software, die ressourcenintensive Routineaufgaben selber ausführt.

Aktive Fahndung der KOBIK

Die KOBIK-Mitarbeiter gehen seit April auch selber auf «Streife» im Internet, wobei das Schwergewicht bei der Suche nach Kinderpornografie-Inhalten liegt. 26 Verdachtsfälle wurden bisher festgestellt.

90% aller Meldungen beträfen rein ausländische Sachverhalte. «Diese Fälle leiten wir an die ausländischen Behörden weiter», so Kronig weiter.

Alle ausser Zürich zahlen mit

Die Reaktionen aus den Kantonen auf die Arbeit der KOBIK seien positiv, meldete das BAP weiter.

Die KOBIK wird zu zwei Dritteln von den Kantonen finanziert. Seit Anfang Jahr sind acht Mitarbeiter für die Koordinationsstelle tätig. Einzig der Kanton Zürich beteiligt sich nicht an den Kosten. Man sei mit dem Kanton Zürich noch immer im Gespräch, sagte Kronig dazu.

Seit Anfang Jahr sind acht Personen für die KOBIK tätig. Dem Team gehören neben Polizisten auch Netzwerk-Techniker, Spezialisten für Internet-Protokolle und Informationssicherheit sowie Juristen und Kriminal-Analytiker an.

Die Kobik ist dem Dienst für Analyse und Prävention im Bundesamt für Polizei (fedpol.ch) zugeteilt.

Keine Personendaten

Die Koordinationsstelle erstellt je nach Art der Meldung eine Sicherheitskopie der Inhalte. Dann beurteilt sie, ob ein Bezug zur Schweiz besteht und ob hiesiges Recht verletzt worden sein könnte. Bei einem doppelten Ja leitet die KOBIK das Dossier an die zuständigen Ermittlungsbehörden weiter.

Diese leiten dann allenfalls ein richterlich genehmigtes Ermittlungsverfahren ein. Die KOBIK ist gemäss Kronig an Sachverhalten interessiert. Sie habe daher keine Datenbank mit suchbaren Personendaten.

swissinfo und Agenturen

Zwischen Januar und August gingen 3600 Meldungen ein.
Die Hälfte betrifft pornografische Inhalte.
41 Fälle wurden an die Kantone weitergeleitet.

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