Bis 75 Jahre Gefängnis für Schweizer in Thailand
Vor einem Gericht in Thailand muss sich ein Schweizer wegen Majestätsbeleidigung verantworten. Ihm droht eine Gefängnisstrafe von bis zu 75 Jahren.
Der 57-Jährige bekannte sich nach Angaben des Gerichts für schuldig, im letzten Dezember fünf Plakate des thailändischen Königs mit schwarzer Farbe besprayt zu haben.
«Er hat sich in fünf Fällen der Majestätsbeleidigung schuldig bekannt», bestätigte am Montag Jacques Lauer von der Schweizer Botschaft in Bangkok und fügte hinzu, die allgemeine Verfassung des Angeklagten sei gut.
Der seit 10 Jahren in Thailand lebende Schweizer war im letzten Dezember in Chiang Mai, einer Stadt im Norden des Landes, verhaftet worden, nachdem er fünf Plakate des 79-jährigen Königs mit schwarzer Farbe besprayt hatte.
Laut Polizeiangaben war der Schweizer betrunken, als er am 5. Dezember die Plakate mit dem Konterfei des Königs an dessen Geburtstag, dem thailändischen Nationalfeiertag, verunstaltete.
Majestätsbeleidigung, die vorsätzliche Beleidigung oder Tätlichkeit, gegen einen regierenden Monarchen oder ein Mitglied seiner Familie, kann in Thailand mit Gefängnisstrafen zwischen 3 und 15 Jahre pro Fall geahndet werden.
«Die Bekanntmachung der Details dieses Falles hilft niemandem, denn es betrifft den König und die Monarchie», sagte Staatsanwalt Bhanu Kwanyuen. Er bestätigte lediglich, dass der Schweizer der Verschandelung von fünf Plakaten beschuldigt wird.
«In Thailand wird der König von allen verehrt und angebetet. Er darf unter keinen Umständen beleidigt werden», sagte Bhanu weiter. «Die Menschen in Thailand können es nicht akzeptieren, wenn der König beleidigt wird.»
Das Militär hat eine eigene Untersuchung angestrengt. Es vermutet, der Schweizer sei aus Kreisen der früheren Regierung zu dieser Tat angestiftet worden. Premierminister Thaksin Shinawatra war am 19. September letzten Jahres vom Militär mit der Billigung des Königs gestürzt worden.
Beschuldigung eines Anderen
Der Schweizer, der am Montag zu seiner Verhandlung orange-braune Gefängniskleidung trug, dazu stählerne Hand- und Fussfesseln, sagte zu den anwesenden Presseleuten kein Wort.
Er hatte erst einen auf die Philippinen geflohenen Deutschen der Tat beschuldigt, kam dann aber davon ab, als bekannt geworden war, dass er von Überwachungskameras aufgezeichnet worden war. Es soll auch mehrere Zeugen geben und bei seiner Verhaftung haftete schwarze Farbe an seinen Fingern.
Sein Schuldgeständnis könnte seine Strafe verringern helfen. Aber er wird trotzdem einige Zeit im Gefängnis verbringen müssen, sagte sein Rechtsanwalt Komkrit Kunyodying.
Der Fall fand in der thailändischen Presse praktisch keinen Niederschlag. Und die Verhandlung vom Montag wurde fast ausschliesslich von Journalisten ausländischer Zeitungen und Nachrichtenagenturen verfolgt.
Enge Verbindungen zur Schweiz
König Bhumibol pflegt enge Verbindungen zur Schweiz. 1933 zog er mit seiner Familie an den Genfersee, wo er bei Lausanne eine Privatschule besuchte. Während seines Studiums in Lausanne wurde sein älterer Bruder zum König von Thailand gekrönt.
Thais sprechen nur im absolut respektvollsten Ton vom König und seiner Familie und sie verlangen von den Besuchern ihres Landes dass ihm diese denselben Respekt entgegenbringen.
Gefängnisstrafen für unbotmässiges Verhalten gegenüber dem König sind für Ausländer relativ selten. So war 1994 ein Franzose verhaftet worden, weil er bei einem Flug von London nach Thailand zwei anwesende Mitglieder der königlichen Familie beleidigt hatte. Er wurde später freigesprochen, nachdem er sich entschuldigt hatte.
swissinfo und Agenturen
In Thailand leben rund 4000 Schweizer Staatsangehörige.
150 Schweizer Firmen arbeiten in Thailand.
Jährlich besuchen rund 150’000 Schweizerinnen und Schweizer das «Land des Lächelns».
Schweizer Exporte nach Thailand haben sich in der letzten Dekade auf 934 Mio. Franken verdreifacht.
In der selben Zeit haben sich die Importe aus Thailand nahezu verdoppelt, auf 723 Mio. Franken.
Thailand ist in der Region nach Singapur der zweitgrösste Handelspartner der Schweiz.
«In einer modernen Verfassung hat doch ein Begriff wie «Königsbeleidigung» nichts verloren. Mir kommt da die Geschichte mit Wilhelm Tell in den Sinn. Thailand macht sich mit der Verfolgung dieses Dummkopfes im Ausland keine Freunde.»
(Feedback von swissinfo-Leser Peter Husi, Schweiz)
König Bhumibol Adulyadej wurde 1927 in Massachusetts in den Vereinigten Staaten geboren. 1946 bestieg er den thailändischen Thron. Er ist der dienstälteste Monarch der Welt.
Seine Amtsbefugnisse sind beschränkt; er ist aber aufgrund seiner Popularität enorm einflussreich.
1948 prallte Bhumibol auf der Strasse von Genf nach Lausanne in einen bremsenden Lastwagen. Dieser Unfall kostete ihn sein rechtes Auge.
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