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Blauer Diamant bringt Genfer Auktion zum Funkeln

Man geht davon aus, dass es weltweit nur eine Handvoll grosser blauer Diamanten gibt. Keystone

Einer der seltenen blauen Diamanten ist im Mai bei einer Auktion zum Weltrekordpreis verkauft worden. Der 7,03-Karat-Diamant der Farbe "Fancy Vivid Blue", ein lupenreines, intensives Blau, kam inklusive Kommission für 10,5 Mio. Fr. unter den Hammer.

Noch nie zuvor war bei einer Auktion für einen Edelstein je ein so hoher Karat-Preis erzielt worden, wie das Auktionshaus Sotheby’s Genf nach der Versteigerung erklärte.

Es handelt sich um den seltensten Edelstein, der 2009 auf den internationalen Markt gelangte.

Der Schätzwert des Juwels war vor der Auktion zwischen 6,8 und 10 Millionen Franken gelegen.

Der Stein ging schliesslich an einen anonymen Telefon-Käufer, der den Diamanten nach einer rund 15 Minuten dauernden Biet-Schlacht zwischen zwei Anrufern ersteigern konnte. Eine Woche nach dem Kauf wurde bekannt, dass ein gewisser Joseph Lau Luen-Hung aus Hongkong das teure Stück erworben hatte.

Der Ausgang der Auktion zeige, dass der Juwelenmarkt trotz Wirtschaftskrise seine Stabilität habe halten können, sagt David Bennett, Chef der Juwelen-Abteilung von Sotheby’s für Europa und den Mittleren Osten.

Der frühere Weltrekordpreis für einen «Fancy Vivid Blue»-Diamanten war bei 8,7 Mio. Franken gelegen – der 6,04-Karat Stein war 2007 in Hongkong verkauft worden.

Namensgeber

Der neue Besitzer des blauen Diamanten aus der Genfer Auktion durfte dem Stein, der in einem Platinring gefasst ist, einen Namen geben. Er heisse nun «Star of Josephine», erklärte Sotheby’s in der Woche nach der Auktion.

Nach den roten sind die blauen Steine die seltensten aus der Diamanten-Familie. Man geht davon aus, dass es weltweit nur eine Handvoll dieser Diamanten gibt. Der blaue Diamant verdankt seine charakteristische Farbe dem chemischen Element Bor.

«Wir haben es hier mit einem einzigartigen, stratosphärisch seltenen Stein zu tun», erklärte David Bennett gegenüber swissinfo.ch. «Er erfüllt sämtliche Kriterien was Seltenheit, Qualität und Perfektion angeht. Ein aussergewöhnlicher Stein.»

Aus der Cullinan-Mine

Der lupenreine Diamant ging aus einem Rohdiamanten von 26,58 Karat hervor, der 2008 in der Cullinan-Mine von Petra Diamonds in der Nähe von Pretoria in Südafrika entdeckt wurde.

Aus derselben Mine kam auch der weltweit bisher grösste Rohdiamant. Der 3106 Karat schwere «Cullinan» war 1905 entdeckt worden, aus dem Rohdiamanten war dann der 530 Karat schwere «Grosse Stern von Afrika» gefertigt worden, der zu den britischen Kronjuwelen gehört.

Ein Viertel aller Diamanten mit mehr als 400 Karat weltweit stammten aus der Cullinan-Mine. Die Mine sei die «weltweit einzige zuverlässige Quelle für die sehr seltenen blauen Diamanten», sagte die Sprecherin von Petra Diamonds, Cathy Mallins.

Laut Mallins baut Petra pro Jahr zwischen zwei und drei Millionen Tonnen Fels ab. Mit etwas Glück würden dabei etwa ein oder zwei blaue Diamanten entdeckt.

Der Diamanten-Schleifer Gary Monnickendam arbeitete rund sieben Wochen, um den nun in Genf versteigerten blauen Diamanten aus dem Rohdiamanten herauszulösen. Zwei Wochen lang sah er sich den Stein an, drei Wochen lang schliff und polierte er schliesslich, bis der Edelstein seine heutige Form hatte.

«Wir Schleifer leben dafür, einmal einen dieser seltenen blauen Diamanten schleifen zu können, dies ist wirklich aufregend. Es ist ein Privileg, eine solche Gelegenheit zu erhalten, sein Bestes zu geben», zitierte Times Online Monnickendam. Er fühle sich nun so etwas wie in einem Zustand einer «postnatalen Depression», erklärte er, als der Stein für die Auktion präsentiert wurde.

Rekordpreis?

Die weltweite Rezession hat auch die Juwelenbranche getroffen, die Preise der durchschnittlicheren Schmuck-Diamanten sind in Folge der Krise stark zurückgegangen.

Erfahrene Juwelen-Experten zeigen sich aber zuversichtlich, dass Sammler und Händler weiterhin erpicht seien auf einzigartige Steine, vor allem auf farbige Diamanten und historische Kleinode.

«In Bezug auf die Wirtschaft ist dies weltweit ein etwas anderer Markt; Käufern oder Sammlern blauer Diamanten bietet sich nur so selten die Gelegenheit, einen zu finden, dass sie einfach mitbieten müssen», betonte Bennett.

So war im Mai 2008 ein Ring mit einem 3,73 Karat schweren blauen Diamanten für 9,2 Mio. Franken verkauft worden: Nie zuvor war bei einer Aktion für einen Edelstein pro Karat je ein derart hoher Preis erzielt worden.

«Der Stein, den ich 2008 verkaufte, war nur halb so gross wie dieser und erzielte gut 1,3 Mio. Franken pro Karat. Beim neuen Stein liegt der tiefe Schätzwert bei 850’000 Franken pro Karat. Wir müssen abwarten und sehen, wie sich die Dinge entwickeln», erklärte Bennett im Vorfeld der Auktion vom Mai 2009.

«Blaue Diamanten ziehen die Art Leute an, die etwas wollen, das sonst niemand hat», fügte er hinzu.

Genf und die grossen Juwelen

Im Verlauf der vergangenen Jahre hat der Ruf Genfs als Zentrum für spektakuläre Schmuck- und Juwelen-Verkäufe zugenommen, vor allem wenn es um grosse Edelsteine geht.

Im November 2007 verkaufte Sotheby’s in Genf einen 84,37 Karat schweren, lupenreinen weissen Diamanten im Brillant-Schliff für 18,2 Mio. Franken an Georges Marciano, den Gründer des Modelabels «Guess Jeans».

Der Stein kam damit für einen Weltrekordpreis pro Karat (215’716 Franken) für weisse Diamanten unter den Hammer. Es ist das zweitteuerste Schmuckstück, das je bei einer Auktion verkauft wurde, übertroffen nur noch vom 100,10-Karat-Diamanten «Star of the Season», der im Mai 1995 ebenfalls von Sotheby’s in Genf für knapp 19,86 Mio. Franken verkauft worden war.

Simon Bradley, Genf, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Englischen: Rita Emch)

Genf ist seit 1968 ein wichtiges Auktions-Zentrum, vor allem für Schmuck und Uhren.

Traditionell versteigern die internationalen Auktionshäuser in Genf zwei Mal im Jahr, im Mai und November, Preziosen sowie Sammler- und Luxus-Uhren sowie seltene Weine.

Bei den Genfer Frühlingsauktionen 2009 war der Schätzwert des Angebots an Schmuckstücken, Luxus-Uhren und Jahrgangs-Weinen insgesamt bei etwas über 90 Mio. Franken gelegen, was schliesslich in etwa dem erzielten Erlös entsprach.

Das auf Uhren spezialisierte Auktionshaus Antiquorum präsentierte 331 Uhren aus der «Sammlung eines europäischen Adligenhauses» mit einem Schätzwert von 5,8 Mio. Franken.

Zum Angebot von Sotheby’s gehörten 170 Uhren sowie 350 Lose mit Diamanten und Schmuckstücken im geschätzten Wert von bis zu 50,2 Mio. Franken.

Das Kernstück des Angebots war der lupenreine, blaue 7,03-Karat-Diamant, der nun «Star of Josephine», heisst.

Das Angebot von Phillips de Pury and Company umfasste 173 Lose; Uhren und Schmuckstücke mit einem Schätzwert von insgesamt 4,3 Mio. Franken.

Christie’s hatte drei Auktionen auf dem Programm: Uhren, seltene Weine sowie Schmuckstücke mit einem Schätzwert etwa 36 Mio. Franken.

Im Mai 2008 hatten die Auktionen von Uhren, Schmuck und Wein in Genf insgesamt 175 Mio. Franken eingebracht, im November 2008 waren es 90 Mio. Franken.

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