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Brand in Genfer Synagoge war Brandstiftung

Die Genfer Synagoge nach dem Brand vom 24. Mai 2007. Keystone

Eine Woche nach dem Brand in einer Synagoge in Genf hat der zuständige Untersuchungsrichter mitgeteilt, dass dieser mutwillig gelegt worden ist.

Bundespräsidentin Calmy-Rey reagierte am Samstag mit Bestürzung. Sie verurteilte diese Verletzung einer Kultusstätte «aufs Schärfste».

In einer Erklärung bekräftigte die Schweizer Aussenministerin ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Genfs und der ganzen Schweiz und sicherte ihre Unterstützung zu.

Antisemitische Übergriffe dürften auf keinen Fall geduldet werden. Sie seien ein Angriff auf die Kultur des Dialogs und des Gesprächs, durch die sich die Schweiz im In- und Ausland auszeichnet.

Calmy-Rey war vor ihrem Wechsel in den Bundesrat Finanzdirektorin des Kantons Genf. Auch der Genfer Regierungsrat zeigte sich bestürzt.

Zigarettenstummel

Am Freitag hatte der zuständige Genfer Untersuchungsrichter Michel Graber mitgeteilt, dass der Brand der Genfer Synagoge Malagnou willentlich gelegt worden sei. Derzeit würden alle möglichen Spuren verfolgt.

Die Möglichkeit, dass die Tat vom 24. Mai von Extremisten begangen worden sei, steht laut den Untersuchungsbehörden dabei nicht im Vordergrund.

Erkenntnisse erhofft sich die Polizei von der DNA-Analyse eines am Tatort gefundenen Zigarettenstummels. Die Untersuchung ist im Gange, auch wenn dieses Fundstück durch den Brand und das Löschwasser gelitten hat.

Grosse Teile zerstört

Das Feuer hatte am Donnerstagmorgen letzter Woche grosse Teile der Synagoge zerstört. Es war am frühen Morgen ausgebrochen.

Um 5.18 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert, nachdem aus dem 1970 gebauten Betongebäude dichter Rauch gedrungen war. Verletzt wurde niemand.

Die Polizei hatte kurz nach dem Brand die Vermutung geäussert, dass es sich um Brandstiftung handeln könnte. Im Verlaufe des Tages relativierte sie ihre Aussage.

Erste Erkenntnisse der Spurensicherung hatten ergeben, dass es nur einen Brandherd gab. Nun ergaben aber die Abklärungen, dass es sich doch um Brandstiftung handelte.

Juden schockiert

Alfred Donath, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), sagte am Westschweizer Radio, er sei aufgewühlt und schockiert.

Es würden schmerzhafte Erinnerungen wachgerufen. Ein antisemitischer Hintergrund könne nicht geleugnet werden, betonte er. Die Brandstifter hätten nicht in der Eishalle oder am Bahnhof Feuer gelegt.

Die Westschweizer Koordinationsstelle gegen Antisemitismus und Diffamierung (CICAD) sprach von einem «Akt des Hasses».

Die Erkenntnisse der Untersuchungsbehörden erfüllten ihn mit Traurigkeit, sagte CICAD-Generalsekretär Johannes Gurfinkiel. Nun müssten die Schuldigen gefunden werden.

swissinfo und Agenturen

Die Synagoge Malagnou oder Hekhal Haness wurde 1970 gebaut und ist die grösste der fünf jüdischen Gotteshäuser in Genf. Sie bietet 1200 Gläubigen Platz.

In Genf leben gegen 5000 Personen jüdischen Glaubens, in der Schweiz rund 20’000.

Die Synagoge wurde hauptsächlich von sephardischen Juden aus dem Nahen Osten (Orient) besucht.

Zahlreiche wertvolle Gegenstände in der Synagoge konnten vor den Flammen in Sicherheit gebracht werden. Auch die Thora-Rollen wurden gerettet.

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