Bundesrat will präpandemischen Impfstoff für alle
Um die gesamte Schweizer Bevölkerung gegen eine allfällige Grippepandemie schützen zu können, lässt der Bundesrat 8 Millionen Dosen eines neuen präpandemischen Impfstoffs beschaffen.
Mit dieser Massnahme nimmt die Schweiz international eine Pionierrolle ein. Die Beschaffung erfolgt Anfang 2007.
Der Bundesrat setzt in der Vorbereitung auf eine Grippepandemie auf einen neuen Impfstoff.
Für diesen präpandemischen Impfstoff soll das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) mit den Herstellern auch die Voraussetzungen für eine nationale Produktion aushandeln. Bei dem zu beschaffenden Impfstoff handelt es sich nach Angaben der Landesregierung um eine mit einem Zusatzstoff versehene H5N1-Impfung.
Dadurch erhöht sich die Wirksamkeit gegen das gefährliche Vogelgrippevirus H5N1. Dessen Mutation hin zu einer Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch könnte eine Grippepandemie katastrophalen Ausmasses auslösen.
Bundesrat und Gesundheitsminister Pascal Couchepin sagte am Mittwoch, die Schweiz sei das erste Land, das sich den präpandemischen Impfstoff beschaffe.
Zeitgewinn im Pandemiefall
Thomas Zeltner, der Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), erklärte, die Vorimpfung sei bei diversen Herstellern beinahe fertig entwickelt. Bis Anfang 2007 seien die Mittel bereit.
Sollte eine Pandemie drohen, würde die gesamte Bevölkerung einen ersten Schutz erhalten, bis der definitive Impfstoff vorliegt. Die Entwicklung des Impfstoffs gegen ein Grippe-Virus dauert gemäss Zeltner sechs bis neun Monate. Wie Couchepin anfügte, würde die Schweiz gegebenenfalls 16 Millionen Dosen dieses Impfstoffs beschaffen.
Neben der Beschaffung des präpandemischen Impfstoffs beauftragte der Bundesrat das EDI denn auch mit der Reservierung des gegen das Pandemie-Virus entwickelten spezifischen Impfstoffs.
Zudem soll die mögliche Herstellung im Inland abgeklärt werden. Bei einem Pandemieausbruch nämlich würde die internationale Nachfrage in die Höhe schnellen.
Gesamtstrategie entwickelt
Die Impfstoffbeschaffung fügt sich in die Pandemiestrategie des Bundes ein. Für einen Viertel der Bevölkerung wird das Grippemittel Tamiflu an Lager genommen. Zudem werden Atemmasken eingelagert.
Wie Couchepin sagte, ist die Gefahr einer Grippepandemie nicht gebannt. Er erwähnte Berichte aus Indonesien, wonach dort erstmals eine Übertragung des Vogelgrippe-Virus von Mensch zu Mensch beobachtet wurde. Immerhin sei die Schweiz mit ihren Pandemiemassnahmen gut vorbereitet, fügte Couchepin an.
swissinfo und Agenturen
An Vogelgrippe erkrankte Tiere wurden bisher aus sechzig Ländern gemeldet. Betroffen waren Wildvögel oder Geflügel aus Zuchten.
Zu Zeiten des Vogelzugs, also letzten Herbst und diesen Frühling, stellte die Schweizer Regierung das heimische Geflügel unter Quarantäne (Stallpflicht).
In der Schweiz sind bisher rund 30 Fälle von Vogelgrippe aufgetreten, betroffen waren ausschliesslich Wasservögel. In zehn Fällen wurde das aggressive H5N1-Virus festgestellt.
Im Referenzlabor der Universität Zürich wird in der Schweiz festgestellt, ob verendete Vögel Träger des H5-Virus waren.
Bisher sind in 10 Ländern 228 Menschen an Vogelgrippe erkrankt.
Westeuropa ist davon nicht betroffen.
Seit 2003 sind 130 Menschen am H5N1-Virus gestorben.
Die letzten Fälle wurden aus Indonesien gemeldet.
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