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C’est fini! Aus der Traum!

Tranquillo Barnetta nach dem Spiel: am Boden zerstört. Keystone

Die Fussballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika ist für die Schweiz zu Ende. Die Nati konnte sich und ihren Fans den Traum vom Einzug in die Achtelfinals nicht erfüllen. Über die Gründe ist sich die Schweizer Presse weitgehend einig.

«Wir sind raus. Und wir haben es nicht anders verdient», meint der Blick, der «Die Schweiz am Boden» sieht. Auf einer Doppelseite mit Bildern enttäuschter, konsternierter Fans schreibt er weiter: «Wir hätten uns so gerne gefreut.»

Karikaturist Chappatte bringt das Schweizer Scheitern auf der Le Temps-Titelseite auf den Punkt: Ein niedergeschlagener Schweizer Senn zieht mit geschultertem Alphorn von dannen, während im Stadion die Vuvuzelas munter weiter tröten.

Als «trostloses 0:0» bezeichnet der Tages Anzeiger den Spielausgang gestern Abend in Bloemfontain ernüchtert. «Das Scheitern ist eine Enttäuschung, eine schwere sogar. Es passt nicht zum Ego und Ehrgeiz des Trainers, nicht zum Selbstverständnis der Spieler, die gerne dazu neigen, sich selbst besser zu sehen als sie sind.» Die Mannschaft sei «an der eigenen Unfähigkeit gescheitert».

Grenzen aufgezeigt

Für die Neue Zürcher Zeitung hat sich der 1:0-Erfolg gegen Europameister Spanien zu Beginn des WM-Turniers «als trügerisch erwiesen». Um im Turnier weiterzukommen hätte die Nationalmannschaft in ihrem letzten Vorrunden-Spiel gegen Honduras «zwingend auf offensives Spiel umgestellt» werden müssen.

«Dafür fehlte zwar nicht der Wille», meint die NZZ weiter, «jedoch die Kreativität, der Zug nach vorne.» Höheren Ansprüchen hätte lediglich Goali Diego Benaglio genügt.

«Nach dem beeindruckenden Start ins Turnier gegen Spanien, in dem wir uns zu Co-Stars aufschwangen, wurden uns wieder unsere wahren Grenzen aufgezeigt», meint die Tessiner La Regione lakonisch.

Abgesackt

Die Freiburger Nachrichten beginnen ihren Bericht mit dem Ende des Spiels: «Es war ein Bild, das jeden Kommentar überflüssig erscheinen liess: Mit dem Schlusspfiff sackten acht der elf Schweizer Verlierer auf den Boden.»

In welchem Mannschaftsteil der Auswahl nach wie vor die grössten Probleme bestehen, hat das St. Galler Tagblatt ausgemacht: «Im Angriff. Wer vor dem ersten WM-Gruppenspiel gegen Spanien in fünf Partien nur zwei Treffer – notabene von einem Mittelfeldspieler erzielt – zustande bringt, braucht nicht wirklich lange nach seinen Defiziten zu suchen.»

So wundern sich die Freiburger Nachrichten, weshalb Trainer Ottmar Hitzfeld den Stürmer Blaise N’Kufo in seiner Startaufstellung berücksichtigte und nicht Captain Alex Frei. Denn N’Kufo sei seit dem 1. April 2009 ohne Torerfolg. «772 Minuten ohne persönliches Erfolgserlebnis, eine unheimlich lange Zeit für einen Stürmer, der nur an Toren gemessen wird.»

Personeller Umbruch gefordert

Auch die Berner Zeitung kritisiert den Trainer. «Der erfolgreiche Resultattrainer Ottmar Hitzfeld ist mit seinem realistischen Defensivfussball für einmal gescheitert.» Er sei zu wenig flexibel gewesen und habe zu stark an formschwachen Spielern festgehalten.

Es sei Zeit für mehr Spielfreude und einen personellen Umbruch im Nationalteam. «Die U-17-Weltmeister haben bewiesen, dass eine Schweizer Auswahl mit Mut und Optimismus auftreten kann.»

Auf dem Boden bleiben!

Das Scheitern der Schweizer Mannschaft sei gar kein so grosser Fehlschlag, meint die Tribune de Genève: «Wir brauchen uns nicht zu schämen, verlassen wir doch den Wettbewerb gemeinsam mit grossen Fussballnationen wie Italien und Frankreich.»

Und die Neue Luzerner Zeitung fragt sich, ob die Schweiz wirklich so sehr unter ihren Möglichkeiten geblieben sei. «Wer diese Frage bejaht, verkennt die Realitäten im Weltfussball.»

Die Eidgenossenschaft sei eben keine Fussballgrossmacht. «Die Schweiz kann den Unterschied nicht mit spielerischen Mitteln herbeiführen, wie es die wirklich grossen Nationen auszeichnet. Die Schweiz stellt keinen Feldspieler, der zur First Class im internationalen Fussballgeschäft gehört.»

Und so meint sie versöhnlich und realistisch: «In Tat und Wahrheit ist es schon ein schöner Erfolg, wenn die Schweiz an einem Grossturnier teilnehmen kann.»

Etienne Strebel, swissinfo.ch

Schweiz–Honduras 0-0

Bloemfontain, 28’000 Zuschauer
Schiedsrichter: Baldassi (Arg)

Schweiz: Benaglio; Lichtsteiner, Von Bergen, Grichting, Ziegler; Barnetta, Inler, Huggel (78′ Shaqiri), Fernandes (45′ Yakin); Derdiyok; Nkufo (69′ Frei).

Honduras: Valladares; Bernardez, Chavez, Figueroa, Sabillon; Alvarez, W. Palacios, Je. Palacios (78′ Palacios), Thomas; Nunez (67′ Martinez), D. Suazo (87′ Turcios).

26.6
Uruguay – Südkorea
USA – Ghana

27.7
Deutschland – England
Argentinien – Mexiko

28.8
Holland – Slowakien
Brasilien – Chile

29.9
Paraguay – Japan
Spanien – Portugal

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