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Chronischer Organmangel in der Schweiz

Ein Arzt mit einer menschlichen Lunge im Kühlcontainer. Keystone

Die Spendequote für Organe liegt in der Schweiz im europäischen Vergleich sehr weit hinten. Es fehlt an Vertrauen.

Das führt seit Jahren zu chronischem Mangel an Lungen und Lebern und Herzen. Zunehmende Wartelisten und Todesfälle sind die Folge.

Die Schweizer, sonst sehr spendefreudig, befinden sich im europäischen Vergleich beim unentgeltlichen Organspenden ganz hinten: Auf eine Million Einwohner entfallen lediglich 10,4 Spender – mit fallender Tendenz.

Die Position der Schweiz als europäisches Schlusslicht steht im Gegensatz zu Umfrage-Ergebnissen im Land, wonach 80% der Bevölkerung der Organspende gegenüber positiv eingestellt ist. Mit anderen Worten: Viele würden zwar, aber tun es dann nicht.

Die Folge dieses Spendermangels: Gemäss Swisstransplant werden die Wartelisten länger. Anfang 2003 warteten 100 Patienten mehr auf ein Organ als ein Jahr zuvor. 2002 starben 54 Menschen, weil es keine fremden Organe für sie gab.

Als Ausnahme im gesamtschweizerischen Vergleich gilt der Kanton Tessin. Die Spendequote liegt dort dreimal höher als in der Deutschschweiz.

Mehr Vertrauen dank Bundesgesetz

Im Bundes-Parlament soll in der Wintersession ein neues Transplantationsgesetz behandelt werden. Davon verspricht man sich mehr Vertrauen der Bevölkerung im Bereich der Organspenden.

Erstmals würden damit auf Gesetzesebene schweizweit ethische, juristische und medizinische Aspekte geregelt.

So weiss zum Beispiel die Mehrzahl der Leute, die eigentlich der Organspende positiv gegenüber stehen, nicht, dass ohne das ständige Tragen eines Spenderausweises und das Informieren der Angehörigen eine Spende sehr erschwert ist.

Stirbt ein Organspender, der niemanden informiert hat, wird seine Familie ausgerechnet im Moment tiefster Trauer mit dem Umstand konfrontiert, dass schon jemand auf die Lunge des Verstorbenen wartet.

www.sharelife.ch seit letztem Januar

Umfassende Informationen zum Thema Transplantation und Organspende gibt es seit Januar auf der Website «sharelife». Da durchschnittlich pro Woche ein Mensch von der Warteliste stirbt, soll die Entscheidfindung zum Thema vorangetrieben werden.

«sharelife» hat dazu auch die Kampagne «Nackte Tatsachen» konzipiert, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Mögliche Spender sollen motiviert werden, eine persönliche Entscheidung zu treffen. Da sich kaum Sponsoren innerhalb der Schweizer Wirtschaft auftreiben liessen, ist es nicht zu einer nationalen Plakatkampagne gekommen.

Beim Arzt und in der Apotheke: Organspendeausweis

«sharelife» versucht nun, die Informationen über die niedergelassenen Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser zu vertreiben, Kleinplakate aufzuhängen und Organspende-Ausweise für ihre Kunden und Patienten bereit zu halten.

Der 6. September wurde deshalb auch zum Nationalen Tag der Organspende erklärt. Landesweite Aktionen laufen. Im Mittelpunkt stehen die rund 1140 Personen, die in der Schweiz dringend auf eine Organspende warten. Demgegenüber standen im gleichen Zeitraum lediglich 75 Organspender.

swissinfo und Agenturen

1140 Personen warten in der Schweiz auf ein Organ.
Auf eine Million Einwohner entfallen 10,4 Spender.
Der 6. September ist Schweizer Tag der Organspende.

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