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Clay Regazzonis Tod hat grosse Emotionen ausgelöst

Clay Regazzoni (rechts) 1974 mit seinem Team-Kollegen Niki Lauda. Keystone

Nach dem Unfalltod des berühmten Schweizer Rennfahrers am Freitag in Italien beklagen Weggefährten und Medien das Ende des tragischen Helden, der immer viel riskierte.

Clay Regazzoni ist im Alter von 67 Jahren bei einem Autounfall bei Parma in Italien ums Leben gekommen. Er war einer der besten Rennfahrer der siebziger Jahre.

Schweizer Zeitungen kündigen den Tod der Formel-1-Legende bereits auf ihren Frontseiten an. «Tod eines Unzerstörbaren», titelt der Tagesanzeiger am Samstag und Der Bund: «Einer, der immer alles gab». Auch die Neue Zürcher Zeitung würdigt den Rennsportler, dem das Auto «Leidenschaft und Schicksal» gewesen sei.

Der Blick widmet Regazzoni gar sieben Extra-Seiten. Le Temps bedauert in seiner Wochenendausgabe «das abrupte Ende eines bewegten Lebens».

Bereits am Abend von Regazzonis Tod hat sich der ehemalige Ferrari-Teamkollege Niki Lauda zu Wort gemeldet: «Er war ein Vorbild für mich, denn er war nicht nur ein schneller Rennfahrer, sondern auch eine starke Persönlichkeit. Ich habe sehr viel von ihm gelernt. Er war ein ausgezeichneter Teamkollege.»

Lauda erinnert sich: «Er hat immer nur an das Positive gedacht. Er hat nie hinter dem Rücken anderer agiert, sondern Probleme ausdiskutiert und dann waren sie erledigt. Dass er bei einem Autounfall umkam, passt zu ihm. Risiko prägte sein gesamtes Leben.»

«Ein absoluter Gentleman»

Frank Williams (Williams-Teamchef) sagt über den Verstorbenen: «Clay hat 1979 in Silverstone den ersten Grand Prix in der Geschichte des Williams-Teams gewonnen. Und das war wahrscheinlich das wichtigste Ereignis unserer Formel-1-Geschichte.»

Clay sei ein absoluter Gentleman gewesen, so Williams weiter: «Wir werden uns immer an ihn erinnern.»

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo sagt: «In Clay Regazzoni verlieren wir einen mutigen Fahrer. Ich erinnere mich an ihn nicht nur als einen unserer Piloten, sondern auch als einen leidenschaftlichen Ferrari-Fahrer.»

Der Mann mit dem mächtigen Schnauz

Der seit einem schweren Unfall auf der Rennstrecke vor 26 Jahren querschnittsgelähmte Regazzoni war am Freitag auf einer Autobahn nahe Parma mit einem Lastwagen kollidiert. Nach Angaben der italienischen Nachrichten-Agentur ANSA war der 67-Jährige sofort tot.

Der Mann mit dem mächtigen Schnauz prägte in den 70er Jahren die Formel 1. 1974 musste er sich lediglich seinem Teamkollegen Lauda (Österreich) im Kampf um die Krone in der Königsklasse des Motorsports geschlagen geben.

Fünf Siege, 32 Starts, so die Rennbilanz des Draufgängers und einst als Lebemann verschrienen Piloten, der sich seine Renn-Leidenschaft auch durch seinen Unfall beim USA West Grand Prix 1980 in Long Beach, als er mit 280 Stundenkilometern in eine Mauer krachte, nicht nehmen liess.

Regazzoni nahm 1986 an der damaligen Rallye Paris-Dakar teil. Er arbeitete zeitweilig als Sportdirektor bei Alfa Romeo. Mitte der 90er Jahre beteiligte er sich mit auf Handgas umgerüsteten Autos an Lang- und Rundstreckenrennen.

Erstes Engagement bei Ferrari

Der Vater zweier erwachsener Töchter startete erst mit 30 Jahren richtig durch. 1970 in den Niederlanden feierte Regazzoni sein Formel-1-Debüt. Bei seinem ersten Ferrari-Engagement bekam Regazzoni 1970 den zweiten Fahrerplatz neben dem legendären Jacky Ickx (Belgien).

In seinem fünften Grand Prix gelang ihm in Monza der erste Sieg. Seine erste Saison beendete er als WM-Dritter. Im selben Jahr sicherte er sich in der Formel-2-Europameisterschaft den Titel. Nach einem kurzen Intermezzo 1973 bei BRM kehrte er wieder zur Scuderia zurück und fuhr drei Siege in den Jahren 1974, 1975 und 1976 ein.

Ferrari, BRM, Ensign Ford (1977 und 1980), Shadow Ford (1978) und Williams Ford (1979) waren seine Stationen. In Silverstone holte der «Unzerstörbare» den ersten Sieg für das Williams-Team von Frank Williams, der heute noch einen Formel-1-Rennstall besitzt.

swissinfo und Agenturen

Gianclaudio «Clay» Regazzoni wurde am 5. September 1939 in Lugano im Kanton Tessin als Sohn eines Karossiers geboren.

Seine Formel-1-Karriere begann er 1970 in den Niederlanden. Bei seinem fünften Rennen gewann er den Grand Prix von Italien vor 200’000 Zuschauern, 40’000 von ihnen waren extra aus der Schweiz angereist.

1980 bedeutete das brutale Ende seiner Karriere. Am 30. März prallte Regazzoni auf der Rennstrecke von Long Beach in Kalifornien mit 280 km/h in eine Betonmauer. Seit dem Unfall war er querschnittgelähmt.

Bis zu diesem Zeitpunkt war er bereits Vize-Weltmeister (1974), hatte 28 Mal auf dem Podium gestanden und fünf Rennen gewonnen: 1970 Monza, 1974 Nürburgring (Deutschland), 1975 Monza, 1976 Long Beach, 1979 Silverstone (USA).

Trotz seiner Behinderung knüpfte er wieder im Autosport an, gründete eine Schule für behinderte Piloten und engagierte sich in der Unfallprävention.

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