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Das kollektive Bildgedächtnis

Kann man eine Fotografie in 3D nachbauen? Es ist ein Spiel mit ikonischen Bildern: Mit ihrer Arbeit ‹Double Take› berühren die Fotografen Adrian Sonderegger und Jojakim Cortis unser kollektives Bildgedächtnis.

9/11, Tian’anmen-Platz, Abu Ghraib, der Marlboro Man, Marilyn Monroe im weissen Kleid über dem Lüftungsschacht, der sterbende Milizionär des Spanischen Bürgerkriegs im weissen Hemd: Vor dem inneren Auge erscheint sofort DAS Bild, ob wir wollen oder nicht. Oft ist es eine einzige Momentaufnahme, welche von bedeutenden und weniger bedeutenden Ereignissen der Weltgeschichte haften bleibt. 

Solche Fotografie-Ikonen baut das Schweizer Künstlerduo Cortis & Sonderegger mit viel Liebe zum Detail in ihrem Studio nach. Die Wirkung ist verblüffenderweise die gleiche, wie beim Betrachten der ursprünglichen Fotografie: Wir glauben, was wir auf den ersten Blick sehen.

Die Illusion sofort zerstören

Dabei setzen die beiden alles daran, die von ihnen erzeugte Illusion gleich wieder zu zerstören, indem sie ihre Modelle so fotografieren, dass das ganze Drumherum sichtbar wird: Leim, Schere, Pinzetten, Japanmesser, Blitzlampen, Stative. 

‹Double Take› ist eine äusserst intelligente und gleichzeitig unterhaltsame Auseinandersetzung damit, wie wir Fotografie wahrnehmen und mit ihr umgehen. Die Ausstellung kann auch als visueller Kommentar zu unserem ‘postfaktischen’ Zeitalter gelesen werden. Sie ist noch bis zum 9. September 2018 in der Fotostiftung Winterthur Externer Linkin der Nähe von Zürich zu sehen.

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