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«Das Ende einer Ära»

Reuters

Der Schlagabtausch zwischen den beiden Tennis-Erzrivalen Roger Federer und Rafael Nadal in Wimbledon wird in die Tennisgeschichte eingehen. Federer sei entthront, schreibt die Schweizer Presse.

Die Schweizer Presse zeichnet nach dem Tennis-Thriller in Wimbledon das Bild vom entthronten König: «Nadal löst Federer ab» (Berner Zeitung), «Nadal beendet die Wimbledon-Ära Federer» (Neue Zürcher Zeitung), «Nadal stösst in Wimbledon Federer vom Thron» (Tages Anzeiger), «Ein Drama und ein neuer König» (Blick), «Der Eroberer Nadal» (Le Temps).

«Der Sandplatz-König ist nun auch auf dem Rasen der absolute Herrscher», schreibt auch die Basler Zeitung.

Mit Herzblut

Federer habe «sein Reich mit grossem Herzblut verteidigt», so die Berner Zeitung. Keiner der beiden Exponenten hatte es nach einem fast fünfstündigen, zweimal wegen Regens unterbrochenen Schlagabtausch auf allerhöchstem Niveau verdient, als Verlierer den Platz zu verlassen, schreibt die Zeitung weiter.

Federer sei trotz einer unglaublichen Willensleistung mit fliegenden Fahnen untergegangen, so Der Bund. Die letzten drei Wochen hätten gezeigt, dass es verfrüht wäre, den Baselbieter abzuschreiben. Doch Federer sei nach über vier Jahren der fast totalen Dominanz «nur» noch der Zweitbeste, auch wenn die heute erscheinende Weltrangliste etwas anderes suggeriere. «Die Wachablösung steht kurz bevor», ist die Zeitung überzeugt. «Nadal verdient die Nummer 1.»

Wechselnde Rollen

«Eine Ära geht zu Ende», schreibt die Basler Zeitung. Auch wenn das wirkungsvollste Erfolgsrezept auf Rasen tennisspezifisch ein anderes sei als auf Sand, es ist auch im Besitz von Nadal.

Federer, der am French Open «förmlich untergegangene Schweizer» habe gar oft deklariert, Tennis in Roland Garros und Tennis in Wimbledon habe nicht viel miteinander zu tun «als wolle er böse Geister vertreiben».

«Nadal 2008 ist besser als je zuvor, weil er wie Federer unaufhörlich an der Perfektionierung seines Spiels arbeitet. Er hat die grosse Leidenschaft dafür und wird getrieben von Federer. «Möglicherweise wechseln nun bald die Rollen», so die Basler Zeitung weiter. Tennis werde nur spannender und interessanter.

«Beflügelter» Nadal

Der jetzige Vorgang sei normal. Nicht normal sei, was Federer, der das Männertennis dominiert habe wie kein anderer in der 40-jährigen Profiära, in den letzten Jahren geleistet habe. Der Bund glaubt jedoch, dass Federer, der in Wimbledon die «Aura der Unbesiegbarkeit verloren» hat, nochmals «einen Schritt vorwärts machen kann».

«Die Zukunft wird spannend, zumal Roger Federer genau wie Rafael Nadal nicht der Typ ist, der sich freiwillig mit der Nebenrolle abfindet».

«Steter Tropfen höhlt den Stein», konstatiert der Tages Anzeiger. So sehr sich Federer bemüht habe, positiv zu bleiben und Stärke zu demonstrieren, so führten die schwierigen Monate doch dazu, dass er sich mehr Fragen stellte als früher, dass die Leichtigkeit des Siegens verschwand. Im Gegensatz zu Nadal, der «beflügelt von Erfolgen auf Sand, in die beste Phase seiner Karriere und kam mit einem kaum zu übertreffenden Selbstvertrauen nach Wimbledon kam».

Nicht Abgang Federers

Das Ende für Federer sieht der Tages Anzeiger nach der bitteren Niederlage in Wimbledon jedoch nicht. Wimbledon markiere das Ende eine Abschnitts – aber kaum der Federer-Ära, ist die Zeitung überzeugt.

Federer sei zu «motiviert, zu talentiert, zu stark, zu fit, zu professionell organisiert und zu stolz», um sich nicht weitere Chance auf die grössten Titel zu erarbeiten. «Federer wurde zwar aus seinem grünen Paradies vertrieben, doch schon in einem Jahr wird er wieder laut an die Tür klopfen», so die Zeitung überzeugt.

«Der König Roger Federer steht heute nackt da», schreibt 24 Heures. Es ist noch nicht der Untergang Federers, aber eine Neuverteilung der Rollen.

swissinfo

2001 schlug Federer in Wimbledon im Achtelfinal Pete Sampras, nachdem dieser zuvor 31 Match-Siege in Serie erzielt hatte.

Mit seinem Sieg 2003 in Wimbledon stiess Federer neben Stefan Edberg, Pat Cash und Björn Borg in die Riege der wenigen Spieler vor, die das Turnier sowohl in der Junioren- als auch in der Elite-Kategorie gewonnen haben.

Federer hat das Herren-Einzel in Wimbledon fünf Mal hintereinander gewonnen (2003-2007). Besser als Federer waren nur noch Björn Borg, der sechsmal gewonnen hatte und Pete Sampras mit sieben Wimbledon-Siegen.

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