Das Erbe von Bruno Manser lebt weiter
Der Umweltaktivist Bruno Manser ist in der Schweiz offiziell als tot erklärt worden – nachdem er seit fünf Jahren im malaysischen Dschungel als verschollen galt.
Doch sein Vermächtnis – das Bemühen zur Rettung des Regenwalds – ist nicht vergessen.
«Es sind nun fünf Jahre vergangen, seit Bruno spurlos verschwunden ist. Die offizielle Erklärung zu seinem Tod ist deshalb nicht nur ein juristischer, sondern auch ein symbolischer Akt», sagt Lukas Straumann, Direktor des Bruno Manser Fonds. Der Fonds war von Manser ins Leben gerufen worden, um seine Regenwald-Kampagne durchzuführen.
«Seine Familie und seine Freunde mussten sich etappenweise von ihm verabschieden.»
Mansers Name wurde in der Schweiz in den 1990er-Jahren bekannt, als er vor dem Bundeshaus in Bern in einen spektakulären Hungerstreik trat, um auf das Schicksal des malaysischen Regenwald-Stammes der Penan aufmerksam zu machen.
Die Penan, die ihr nomadisches Leben in den Wäldern von Sarawak auf Borneo weiterführen wollen, sind von den illegal operierenden Holzfällern bedroht, die ihren Lebensraum vernichten.
Manser wurde in den 1980er-Jahren auf die Penan aufmerksam und begann sich für deren Stammesrechte einzusetzen. In der Folge kam es zu verschiedenen Konflikten mit den malaysischen Behörden und den Holzunternehmen.
Ein Held geblieben
«Bruno Manser ist für die Penan ein Held, weil er ihren Kampf in die Welt hinaus getragen hat», sagt Straumann gegenüber swissinfo. «Er setzte sich schon damals gegen die Entwaldung und für die Einhaltung der Menschenrechte ein, als dies noch nicht sehr verbreitet war.»
Der Umweltaktivitst verbrachte sechs Jahre beim Stamm der Penan. Er erhielt für Sarawak ein Einreise-Verbot, als er seine Kampagne gegen das Abholzen des Regenwaldes begann.
Im Mai 2000 verschwand er. Damals soll er illegal nach Sarawak zurückgekehrt sein. Untersuchungen der malaysischen Polizei und von Schweizer Aktivisten brachten keine Spuren zutage.
Viele seiner Freunde glauben, dass er wegen seiner Kampagne umgebracht worden sei, die die Regierung in Malaysia in Verlegenheit brachte und die ihm viele Feinde bescherte.
Auch als er schon als verschollen galt, meint Straumann, habe Manser weiterhin einen grossen Einfluss auf die kritische Haltung in der Schweiz gegenüber Tropenholz ausgeübt. «Er war derjenige, der mit diesem Thema Schlagzeilen in der Schweiz machte.»
Robin Hood
«Ich glaube, dass in jedem Menschen ein kleiner Bruno Manser haust», sagt Straumann. «Er war eine Art Robin Hood, der sich für die Unterdrückten einsetzte.»
Mansers Einfluss beschränkte sich nicht auf die Öffentlichkeit. «Er war es hauptsächlich, der sowohl die Schweizer Behörden als auch die Bevölkerung von der Bedeutung des Tropenholzes zu überzeugen wusste», sagt Hans-Peter Egler vom Staatssekretariat für Wirtschaft (seco).
«Die Schweizer unterstützen nun den vernünftigen Umgang mit Tropenholz-Ressourcen», sagt Egler. «Manser war eben glaubwürdig, weil er lebte was er sagte. Seine persönlichen Erfahrungen gaben ihm seine Glaubwürdigkeit.»
Die Einfuhren von Tropenholz erreichten in der Schweiz in den 1970er-Jahren ihren Höhepunkt, seither sanken sie. Ein kürzlich publizierter WWF-Bericht behauptet, dass rund 8% des eingeführten Holzes auf illegale Quellen zurückgeht.
Rund 23’000 Kubikmeter Tropenholz aus den Regenwäldern werden jährlich eingeführt. Das entspricht etwa 0,3% des gesamten Holz-Bedarfs in der Schweiz.
Biosphären-Reservat als Vermächtnis
Straumann führt diesen kleinen Anteil teilweise darauf zurück, dass Konsumenten kein Holz unbekannten Ursprungs kaufen wollen und auch den Regenwald nicht zerstören möchten. Doch er glaubt, dass dies allein für dessen Rettung nicht ausreiche.
«Wenn wir heute die Lage in Sarawak überprüfen, können wir feststellen, dass ein grosser Anteil des Primärwaldes, den Bruno noch zu schützen versuchte, verschwunden ist», sagt er gegenüber swissinfo. «Es gibt noch einige kleine separate Waldflächen. Und die dort lebenden Penan kämpfen, um die Holzfäller fern zu halten.»
Als Märkte für Tropenholz haben sich nun China und Japan etabliert, obschon die Preise in Europa besser wären.
Mansers Vermächtnis könnte sogar in Sarawak selbst eine Überlebens-Chance haben, falls ein im Gespräch stehendes Projekt verwirklicht werden könnte. Laut Straumann hatte Manser vorgeschlagen, ein Biosphären-Reservat über ein weites Gebiet hinaus zu etablieren.
«Die Regierung in Sarawak spricht davon, den Penan einige Gebiete abzutreten, aber bisher war das reine Rhetorik», fügt Straumann bei. «Vor Ort selbst geschieht eigentlich eher das Gegenteil.»
Auch die Penan gaben der Idee eines Nationalparks wenig Kredit, denn sie fürchten, auf ihrem eigenen Boden zu Wilderern gestempelt zu werden. Sie ziehen es deshalb vor, ihre Besitzrechte auf dem Land zu verteidigen.
Ein Projekt ist noch hängig. Dieses würde ein Stück geschützten Regenwald mit einer weiteren Waldregion kombinieren, die aber gemäss nachhaltigen Kriterien bewirtschaftet werden sollte. Laut seco ist vorgesehen, dass ein Lenkungsausschuss erstmals nächsten Monat in Malaysia zusammenkommen soll.
swissinfo, Scott Capper
(Übertragung aus dem Englischen von Alexander Künzle)
Bruno Manser lebte von 1984 bis 1990 in Borneo. Er studierte und zeichnete die Sprache, Kultur und das Leben des Regenwald-Volkes der Penan auf.
Er verliess Sarawak 1990 und begann, über die Penan Vorträge zu halten.
1993 trat er vor dem Bundeshaus in Bern in einen Hungerstreik, um gegen den Import von Tropenholz aus Borneo zu protestieren.
2000 brach er von neuem nach Sarawak auf, obschon ihn die malaysische Regierung mit einer Einreisesperre belegt hatte.
Seit dem 25. Mai 2000 galt er als verschollen. Jetzt hat ihn ein Basler Gericht als tot erklärt.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch