Den Entrechteten eine Stimme geben
Das 5. Filmfestival und das internationale Forum der Menschenrechte (FIFDH) finden bis zum 17. März am Rande der 4. Sitzung des Menschenrechtsrates in Genf statt.
Das Festival befasst sich mit einer breiten Palette der Verletzungen der Menschenrechte . So etwa mit Gewalt gegen Frauen oder mit der Lage der Migranten.
Anfang Februar haben die algerischen Machthaber ein internationales Kolloquium über das Verschwindenslassen von Menschen verhindert. Das in einer Zeit, in der in Algerien Tausende von Verschollen beklagt werden.
Am Freitag kommt das Genfer Filmfestival darauf zurück, umgeht diese Zensur und gibt Nassera Dutour, der Leiterin des Kollektives der Familien der Verschollenen in Algerien das Wort.
Genau das ist die Absicht der Veranstaltung: die Entrechteten in autoritären Regimes sollen ihre Stimmer erheben dürfen.
«Es geht darum, sämtliche Facetten aufzuzeigen, wie die Rechte der Menschen verletzt werden können», sagt Léo Kaneman, der mit Yaël Reinharz Hazan das FIFDH ins Leben gerufen hat.
In diesem Jahr wird das FIFDH an die im vergangenen Oktober ermordete russische Journalistin Anna Politkovskaïa erinnern. An einem Abend, der die Morde an Journalisten in Russland und die Erosion der Freiheit im Russland Putins zum Thema hat.
Der Tag der Frauen
Ein weiterer Schwerpunkt ist der 8. März. Unter der Mitarbeit von Amnesty International beschäftigt er sich mit der Gewalt gegenüber Frauen. Hier werden die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey und die frühere Bundesrätin Ruth Dreifuss sowie Luis Alfonso de Alba, der Präsident des Menschenrechtsrates, teilnehmen.
Das Festival wird sich ebenfalls mit dem Krieg gegen den Terrorismus befassen, der von den USA angeführt wird. Hier stellt sich die Frage, inwiefern dieser Krieg die fundamentalen Menschenrechte der Zivilgesellschaft tangiert.
Auch alle andern Probleme dieser Erde werden zur Sprache kommen: Vom Genozid im Sudan, über die Kontrolle des Internets, bis hin zu den japanischen Fischern, die angeblich von Nordkorea verschleppt wurden.
Auch die Schweiz wird da nicht ausgeklammert bleiben. Am 12. März wird die filmische Dokumentation von Andreas Hoessli über die rund 90’000 illegalen Sans Papiers in der Schweiz zu sehen sein.
Das FIFDH will die gesamte Brandbreite der Menscherechte ansprechen. Dazu gehören auch die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Rechte. Deshalb wurde auch die Frage des Mikrokredites in das Festival aufgenommen.
Immer mehr Besucher
Das Festival findet am Rande der 4. Sitzung des Menschenrechtsrates statt und erlaubt den Verteidigern der Menschrechte, ihre Stimme zu erheben. Angesicht ihrer noch nicht genau definierten Rolle in der neuen Uno-Organisation kann das Festival hier hilfreiche Impulse setzten.
Aber das ist nicht der einzige Grund für das FIFDH. Der Erfolg der Veranstaltung nimmt von Jahr zu Jahr zu und zeigt, dass das Thema Menscherechte die Leute mobilisieren kann.
«Jahr für Jahr kommen mehr», sagt Daniel Bolomey, Generalsekretär der Schweizer Sektion von Amnesty International. Beim ersten Mal kamen 6000 Besucherinnen und Besuccher. Im vergangenen Jahr waren es bereits 16’000.
swissinfo, Frédéric Burnand, Genf
(Übertragung aus dem Französischen: Urs Maurer)
Das 5. internationale Filmfestival und Forum über die Menschenrechte findet vom 8. bis 17. März statt.
Der Schlussabend ist der Freiheit der Rede gewidmet. Sieben Karikaturisten aus mehreren Kontinenten stellen aus. Dazu findet eine Diskussion statt.
26 Filme sind im Wettbewerb.
Die internationale Jury besteht aus der franko-marokkanischen Sängerin Sapho, dem argentinischen Klavierspieler Miguel Angel Estrella und dem ägyptischen Filmemacher Marwan Hamed.
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