Der portugiesische Koloss, der Schwingerkönig werden will
Noch ist es früh, und nur wenige Schwinger sind bereits eingetroffen. Der Lokalmatador Bieri Christoph schaut über die Abdeckungen hinweg den Vorbereitungsarbeiten zu.
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Vieira Tiago (zweiter von links) beim Schwingerappell, bei dem die Organisatoren sich mit allen Teilnehmern treffen. Ein früher Zuschauer wartet auf den Beginn der Wettkämpfe.
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Vieira zusammen mit seinen Kollegen des Schwingklubs Aarau beim Einlaufen und Aufwärmen.
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Die Musikgesellschaft Bözberg macht grad Pause. Zwischen den Gängen aber sorgt sie für Stimmung.
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Vieira steigt für seinen ersten Gang in die Schwingerhose.
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Die Paarungen werden vor Ort durch die Kampfrichter bestimmt. Vieira Tiago muss als erstes gleich gegen Bieri Christoph antreten, den stärksten Schwinger auf dem Platz. Er verliert, wenn auch nur knapp.
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Die Fahnenträgerin der Musikgesellschaft Bözberg (l). Vieira Tiago konzentriert sich vor dem nächsten Gang.
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Ein Kampfrichter mit Vieiras Wettkampfblatt.
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Bevor der Kampfrichter den Gang freigibt, müssen die Schwinger mit beiden Händen die Schwingerhose des Gegners greifen.
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Fotografen der diversen Schwingklubs dokumentieren fürs Archiv alle interessanten Paarungen.
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Bislang läuft alles recht rund für Vieira.
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Die aus Zwillich gefertigten Schwingerhosen werden unter den Sportlern ausgetauscht und nach jedem Kampf neben dem Ring wieder ausgezogen.
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Eines der zahlreichen Rituale: Vor dem Gang bespritzt sich der Schwinger am Brunnen mit kaltem Wasser, um möglichst frisch in den Sägemehlring zu steigen.
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Der Schwingsport verfügt über ein gutmütiges, ausdauerndes und fachkundiges Publikum, das sich auch von einem Regenguss nicht aus der Ruhe bringen lässt.
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Der Nachwuchs schaut bewundernd zu den "Grossen" auf.
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Mit Ausnahme des ersten Ganges gegen Bieri Christoph gewinnt Vieira Tiago heute alle seine Kämpfe. Obwohl er es nicht bis in den Schlussgang geschafft hat, belegt er den zweiten Schlussrang.
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Die Regeln in der Arena lassen keine Diskussion zu: Wer mit dem Rücken im Sägemehl liegt, hat verloren. Der Sieger des Schwingfestes wird geehrt und erhält einen Kranz. Am "Eidgenössischen", das nur alle drei Jahre stattfindet, gewinnt der Stärkste oder "Böseste" gar einen Stier. Auch das Schwingen, eine der traditionsreichsten und zuletzt auch populärsten Sportarten in der Schweiz, kann sich der Globalisierung nicht entziehen.
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Ich habe eine Ausbildung als Fotograf in Zürich absolviert und arbeite seit 1989 als Fotojournalist. 1990 war ich Mitbegründer der Schweizer Fotografenagentur Lookat Photos. Ich bin zweifacher Gewinner des World Press Award und wurde mit mehreren Schweizer Nationalstipendien ausgezeichnet. Meine Arbeiten wurden vielfach ausgestellt und sind in verschiedenen Sammlungen vertreten.
Auf den ersten Blick unterscheidet sich Tiago Marques Vieira kaum von den Schweizern, die mit ihm an den Wettkämpfen der Schwinger teilnehmen, die Ende Woche in den ländlichen Regionen des Landes stattfinden.
Der 23-jährige Koloss ist 1,90 m gross und 140 kg schwer. Er spricht Schweizerdeutsch und hält sich strikt an die Traditionen dieses Kraftsports: Nach einem gewonnen Gang wischt er dem Gegner das Sägemehl von den Schultern und wäscht sich das Gesicht im Brunnen. In der Arena sind alle gleich. Entscheidend ist nicht nur die Kraft, sondern auch die Geschicklichkeit bei der Anwendung der verschiedenen Schwungtechniken.
Das einzige, was Tiago Marques Vieira von den anderen Schwingern unterscheidet, ist, dass er keinen Schweizer Pass hat. Er ist einer der seltenen Ausländer, die diesen Sport auf hohem Niveau betreiben. Der Sohn portugiesischer Eltern hat vor zehn Jahren damit begonnen. Heute gehören zu seinen Erfolgen sieben Kränze sowie vordere Platzierungen bei drei nationalen Schwingfesten. Sein grösster Traum ist es, Schwingerkönig zu werden, das heisst: Schweizer Meister für drei Jahre.
(Fotos: Thomas Kern, swissinfo.ch; Text: Alexander Thoele, swissinfo.ch)
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