Der Swiss German Club bündelt und verbindet Netzwerke
Networking und Starthilfe, Integration und Heimat – dies will der Ende Januar gegründete Swiss German Club den Deutschen in der Schweiz bieten. Auch Schweizer sind im Wirtschaftsnetzwerk willkommen, ob als Privat- oder Businessperson.
Trotz Rezession und Wirtschaftskrise ist die Schweiz noch immer ein attraktives Auswanderungsziel für Deutsche. Mittlerweilen lebt rund eine Viertelmillion von ihnen in der Schweiz.
Das brachte den Berner Unternehmer Fritz Burkhalter auf die Idee, eine Art Anlaufstelle zu gründen, eine Plattform auf privater und wirtschaftlicher Basis für Deutsche und Schweizer.
Der 50-Jährige kennt beide Seiten: Seit dem Jahr 2000 betreibt sein Büro für Projektentwicklung und Marktintegration auch eine Filiale in der deutschen Hauptstadt Berlin.
Über Monate hinweg entwickelte Burkhalter sein Projekt für ein Wirtschaftsnetzwerk, bis er im Januar 2009 die Swiss German Club GmbH mit Sitz im bernischen Jegenstorf gründete, deren Leiter er ist.
Grenzüberschreitendes Netzwerk
Der Club soll den Mitgliedern ermöglichen, Geschäfte anzustossen, Mehrwerte zu generieren und Gewinn zu erwirtschaften. Burkhalters langjährige Kontakte und Partnerschaften in Deutschland sollen Schweizer Firmen zudem den Direktzugang zum deutschen Markt ermöglichen.
«Wir bündeln unter dem Swiss German Club in der Schweiz ein Netzwerk und ein weiteres in Deutschland – und verbinden diese miteinander», sagt Fritz Burkhalter gegenüber swissinfo. So etwas gebe es noch nicht. Weder die Osec, die Marktaufbau-Unterstützung für Schweizer Firmen im Ausland betreibe, noch die Handelskammer Schweiz-Deutschland mache das.
Man wolle aber nicht in Konkurrenz mit bereits bestehenden Institutionen stehen, sondern zusammenarbeiten und allfällige Synergien nutzen.
Zürich macht den Anfang
Bereits aktiv ist der Club in Zürich, der Wirtschaftsmetropole der Schweiz. Dort lebt rund ein Drittel aller Deutschen in der Schweiz. So auch Hubert Hammer. Der aus München stammende internationale Inkasso-Spezialist wohnt seit Sommer 2006 in der Schweiz.
Hammer leitet die Region Zürich des Swiss German Clubs. Weitere Filialen sollen folgen, zuerst in der Deutschschweiz, später auch in der Romandie und im Tessin.
Hammer will den Mitgliedern kompetente Beratung bieten. «Ich will unkompliziert und unbürokratisch beraten und begleiten.» Zudem sollen die Leute an den Clubabenden entsprechende Ansprechpartner finden.
Konkret gehe es zum Beispiel darum, einer deutschen Firma bei der Suche nach dem idealen Standort in der Schweiz zu helfen, im steuergünstigsten Kanton etwa, bestätigt der Münchner.
Zu früh für Zahlen
Über Mitgliederzahlen will der Swiss German Club noch nicht reden. «Der Club ist noch zu jung, wir würden falsch positioniert», fürchtet der Schweizer Fritz Burkhalter. Sein Ziel ist es, in drei bis vier Monaten pro Region 300 private und 300 Business-Mitglieder zu haben. «Nur so erreicht der Club eine Eigendynamik.»
Eine Mitgliedschaft im Swiss German Club hat ihren Preis: Die Beiträge variieren je nach Grösse des Unternehmens zwischen 1000 und 6000 Franken jährlich.
Der Club ist nicht als Verein, sondern als GmbH organisiert. Und das hat seine Gründe. Mit einem Verein ist erstens kein Geld zu verdienen. Zweitens haben Fritz Burkhalter und die Regionalleiter kein Interesse daran, das Netzwerk aufzubauen, um dann, wenn die Sache läuft, von einem Vorstand abgewählt zu werden, wie der Zürcher Regionalleiter erklärt.
Integrations-Club
Der Swiss German Club mag in erster Linie ein Netzwerk sein, das Wirtschaftsinteressen verfolgt und fördert. Es soll aber auch Menschen zusammenbringen und mit Vorurteilen aufräumen. «Unsere Aufgabe ist es, den Schweizern zu sagen: ‹Mit den Deutschen kann man super zusammenleben'», sagt Hubert Hammer.
Das Zusammenleben sei ja nicht immer leicht, darüber sei in letzter Zeit viel geschrieben worden, so Hammer weiter. «Der Deutsche ist wesentlich direkter, aber nicht unbedingt unhöflicher. Er sagt in der Gaststätte: ‹Ich krieg ein Bier›, der Schweizer sagt: ‹Ich hätte gerne ein Bier.› Die Schweizer formulieren ausgeschmückter, das Ziel ist das gleiche.»
Wie die Schweiz zur Heimat wird
Initiant Burkhalter sieht seine Aufgabe auch darin, Neuzuzügern aus Deutschland den Einstieg zu erleichtern, bei der Wohnungssuche, der Bewältigung des Alltags in einer neuen Umgebung, im Versicherungswesen, aber nicht nur.
«Es geht darum, den Leuten eine Heimat zu bieten. Denn vieles ist hier anders: Die Sprache, die Mentalität, die Kultur. Zu Hause fühlt man sich erst, wenn man persönliche Kontakte hat, eingeladen wird, Hintergründe und Zusammenhänge kennt.» Dafür sei der Private Club da, betont der Chef des Swiss German Clubs.
swissinfo, Gaby Ochsenbein
Die Swiss German Club GmbH wurde im Januar 2009 gegründet.
Der Club ist politisch und konfessionell unabhängig.
Er vertritt die wirtschafts-politischen Interessen der Mitglieder, um das private und wirtschaftliche Zusammenleben Schweiz – Deutschland zu fördern und die Integration zu unterstützen.
Der Club hat verschiedene Regionen in der Schweiz und eine Filiale in Berlin.
Der Club richtet sich sowohl an Private wie an Business-Leute.
Die Mitgliederbeiträge variieren je nach Grösse des Unternehmens zwischen 1000 und 6000 Franken jährlich.
In der Region Zürich findet jeden letzten Dienstag im Monat ein Clubabend statt, mit Apéro und Vorträgen.
Ende August 2008 lebten über 1,6 Millionen Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz. Das sind über 21% der Bevölkerung.
225’000 oder 14% davon sind deutsche Staatsangehörige.
Damit sind die Deutschen nach den Italienern die zweitgrösste Ausländergruppe.
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