Der Weltmeister heisst Spanien!
Der Europameister wird Weltmeister: Nach einem ausgeglichenen Spiel schoss Mittelfeldspieler Iniesta für die Spanier in der Verlängerung das entscheidende Tor. Die Iberer holten den Titel erstmals in der 80-jährigen WM-Geschichte und als achtes Team überhaupt.
Das Finalspiel begann zwar fulminant: Bereits in der 5. Minute musste Hollands Torhüter Maarten Stekelenburg einen gefährlichen Kopfball von Sergio Ramos abwehren.
In der 8. Minute liess sich die holländische Mannschaft einen Fehler Spaniens nicht entgehen, und Dirk Kuyt schoss ein erstes Mal aufs Tor.
Insgesamt jedoch war das Spiel zwischen beiden Mannschaften ausgeglichen.
Der Holländer Robin van Persie sah in der 15 Minute die erste gelbe Karte wegen Foul an Joan Cabdevila. Kurz darauf erhielt auch der Spanier Carles Puyol eine gelbe Karte.
Insgesamt zeigte der Schiedsrichter während der ersten Halbzeit 5 gelbe Karten, 3 für die Niederlande und 2 für Spanien.
Im Verlaufe der ersten Halbzeit konnten die Holländer die Spanier früher im Angriff stören. Die Holländer spielten hart und begingen viele taktische Fouls.
Die spanische Mannschaft konnte gegen Ende der ersten Halbzeit ihr Spiel nicht mehr durchziehen.
Mit 56% waren die Spanier mehr in Ballbesitz als die Holländer (44%).
Die zweite Halbzeit
Auch in der zweiten Halbzeit neutralisierten sich die beiden Mannschaften grösstenteils.
In der 62. Minute fand Arjen Robben zwar die Lücke in der spanischen Abwehr und kam alleine vors Tor. Seinen Schuss konnte der spanische Torwart Iker Casillas aber mit dem Fuss neben das Tor lenken.
Robben, der 26-jährige Stürmer von Bayern München, erwies sich als der flinkste Spieler der Holländer. Er schaffte es immer wieder, die spanische Abwehr zu überwinden.
David Villa tat es ihm in der 67. Minute gleich: Sein Abschluss aus ausichtsreicher Position scheiterte an der Verteidigung der Holländer.
In der zweiten Halbzeit wechselten die Spanier erst Pedro gegen Jesus Navas und dann Xabi Alsonso gegen Cesc Fabregas. Die Holländer brachten Elia Eljero anstelle von Dirk Kuyt.
Die frischen Kräfte verleihten dem Spiel neue Impulse. Beide Mannschaften kamen in der Folge zu weiteren Torchancen. Die Spanier waren auch in der zweiten Halbzeit mehr in Ballbesitz. Doch es stand nach der regulären Spielzeit immer noch 0:0.
Tor in der Verlängerung
In der Verlängerung kamen Cesc Fabregas für die Spanier und Joris Mathijsen für Holland zu guten Chancen, die sie aber nicht verwerten konnten.
In der 108. Minute büssten die Holländer für die vielen Karten, die sie in der regulären Spielzeit erhalten hatten: John Heitinga wurde zum zweiten Mal verwarnt und musste das Spielfeld verlassen. Den anschliessenden Freistoss aus torgefährlicher Position konnte Xavi jedoch nicht verwerten.
In der 116. Minute schoss der Mittelfeldspieler von Barcelona, Andres Iniesta die Spanier zum Weltmeistertitel!
«Das eine oder das andere Tor mehr»
Vicente del Bosque, der Trainer Spaniens meinte nach dem Spiel: «Es war ein schwieriges Spiel, ein sehr hart erkämpfter Sieg. Wir hätten das eine oder andere Tor mehr schiessen können, aber schliesslich ist dieser Erfolg verdient.»
Er sei natürlich sehr stolz: «Wir haben 50 Tage intensiv gearbeitet. Unsere Anhänger sehen, dass wir viel investiert haben.»
Der Siegestorschütze Andres Iniesta sagte zu seinem Tor «Es ist unglaublich, einfach unfassbar. Dieser Triumph hat viel Kraft gekostet. Zum Tor… Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll. Ich grüsse einfach meine Leute, meine Familie. Ich danke ganz Spanien. Es war harte Arbeit, wir hatten schwierige Zeiten zu überstehen, jetzt geniessen wir es. Ich habe nun ganz ganz grosse Lust, in Spanien zu feiern.»
Eveline Kobler, swissinfo.ch und Agenturen
Zum besten Spieler des WM-Turniers in Südafrika wurde der Uruguayer Diego Forlan gewählt. Als Belohnung hierfür erhielt er den «Goldenen Ball». Er tritt in dieser prestigeträchtigen Wertung die Nachfolge des Franzosen Zinédine Zidane an.
Forlan verwies in der von Journalisten vorgenommenen Wahl mit 23,4 Stimmenprozenten Wesley Sneijder («Silberner Ball»/21,8) und David Villa («Bronzener Ball»/16,9) auf die weiteren Plätze. Der Stürmer von Atletico Madrid führte das überraschende Uruguay auf den 4. Rang.
Thomas Müller erhielt als bester Torschütze der WM in Südafrika den «Goldenen Schuh». Der deutsche Mittelfeldspieler von Bayern München erzielte wie Forlan, der Holländer Sneijder und der Spanier Villa fünf Treffer, verbuchte aber mehr Assists (3) als seine Mitstreiter. Müller ist nach Gerd Müller (1970) und Miroslav Klose (2006) der dritte Deutsche, der mit dem «Goldenen Schuh» geehrt wird.
Müller wurde zudem als «Bester junger Spieler» ausgezeichnet. 2006 hatte sich sein Landsmann Lukas Podolski diesen Titel gesichert. Bei dieser Wahl kamen Talente in Frage, die nach dem 31. Dezember 1988 geboren sind. Müllers ärgste Rivalen waren der Ghanaer André Ayew und der Mexikaner Giovani dos Santos
Als bester Torhüter der WM 2010 gilt Weltmeister-Goalie Iker Casillas. Die Spanier standen am Ende auch in der Fairplay-Statistik zuoberst.
Der Enkel von Nelson Mandela, Mandla Mandela, hat im Zusammenhang mit dem Endspiel die Fifa kritisiert. Der Weltfussballverband habe «extremen Druck» auf seinen Grossvater ausgeübt, damit er zum Finale komme.
Dies sei «taktlos» angesichts der Tatsache, dass die Familie um Mandelas Urenkelin trauere. «Sie sollten unsere Sitten und Gebräuche respektieren», sagte er.
Die 13-jährige Zenani Mandela war auf der Rückfahrt vom WM-Eröffnungskonzert bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Nelson Mandela, der am kommenden Sonntag 92 Jahre alt wird, war aus diesem Grund dem Auftaktspiel am 11. Juni ferngeblieben.
Deutschland hat zum zweiten Mal in Serie eine Fussball-WM im 3. Rang beendet.
Das Team von Joachim Löw gewann das Bronze-Spiel gegen Uruguay 3:2. Sami Khedira sorgte in der 82. Minute mit seinem (per Kopf erzielten) ersten Nationalmannschafts-Tor für die Entscheidung.
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