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Deutsche Vitaminspritzen für das Unispital Basel

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Ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland könnte das Unispital Basel nicht funktionieren. Rund ein Drittel des Pflegepersonals und der Ärzte stammen aus Deutschland. Einer von ihnen ist der Chirurg Martin Haug.

«Helmut Kohl war ja ein Mitbetreiber der europäischen Idee. Damals war ich gegen Europa», erinnert sich Haug. «Inzwischen habe ich meine Meinung revidiert. Europa ist auch wirtschaftlich ein extrem wichtiger Verbund, um sich gegen die Weltherrschaft der USA abzugrenzen.»

Haug lebt in Grenzach-Wyhlen. Der kurze Weg zur Arbeit führt über ein Zollamt. «Es ist paradox, so eine Grenze zwischen der Schweiz und Europa zu haben. Aber ich kann die Ängste der Schweizer um ihre Identität nachvollziehen.»

Deutsche Ärzte und deutsches Pflegepersonal sind am Universitätsspital Basel hoch willkommen. «Wenn wir keine Deutschen hätten, müssten wir einige Bereiche reduzieren oder sogar schliessen», hält Informationschef Andreas Bitterlin fest.

«Ich bin hier offen und ganz normal aufgenommen worden», erzählt der Stuttgarter Martin Haug, der seit sieben Jahren in Basel arbeitet. «Ich bin nicht aus der Not gekommen.» Haug war Assistenzarzt in Innsbruck, als ihm die Stelle als Oberarzt angeboten wurde.

Team statt Ellbogen

Inzwischen ist Haug stellvertretender Chefarzt für rekonstruktive Chirurgie. «Die Schweiz ist sehr attraktiv. Die Hierarchien sind flach, es gibt nicht diese Ellbogenmentalität, die mindestens in deutschen Uni-Kliniken sehr verbreitet ist.» In Stuttgart sei das ganz anders gewesen. «Da wurde von oben gesagt, ’so wird es gemacht›!»

Der kollegiale Umgang in Basel sei viel angenehmer. Die Assistenten und das Pflegepersonal fühlten sich viel mehr eingebunden, lobt der Chef. «Hier versucht man herauszufinden, ob man etwas in einem gegenseitigen Konsens machen kann. Selbstverständlich gibt es auch den Punkt, wo man mit diskutieren aufhören und gewisse Direktiven umsetzen muss. Aber die teamorientierte Arbeit gefällt mir sehr gut.»

Auch an die unterschiedliche Konfliktkultur habe er sich am Anfang gewöhnen müssen. «In Deutschland sagt man sich die Sachen direkt ins Gesicht. Man streitet vielleicht auch mehr und trägt Konflikte direkter und emotionaler aus.»

Ein Bündner ist kein Walliser

In der Schweiz hingegen «versucht man zumindest die Harmonie zu behalten», was natürlich dazu führe, «dass man die Dinge nicht so unverblümt sagt. Ich habe über die Jahre gelernt, da ein bisschen rein zu hören. Es ist eine höflichere Art, miteinander umzugehen».

Manchmal wünsche er sich schon etwas mehr direkte Informationen, aber: «Schlussendlich kann man sich hier aber genauso gut auseinandersetzen, wie wenn man sich anschreit auf dem Gang.»

Martin Haug fühlt sich in Basel zu Hause. «Multikulti ist ja eine Stärke dieser Region.» Er versteht die Schweizer Dialekte und kann sprachlich auch «einen Bündner von einem Walliser unterscheiden».

Auch Kinder fühlen sich akzeptiert

Dennoch hat er «nicht das Gefühl, dass ich Schweizerdeutsch reden sollte». Patienten fragten ihn jeweils, ob sie Dialekt reden dürfen. Wenn er sie dann nicht genau verstehe, frage er nach. «Als ich in die Schweiz kam, hatte ich einen Bekannten, der jahrelang hier gearbeitet hatte. Er hat mir gesagt, dass die Schweizer die stümperhaften Dialekt-Versuche der Deutschen nicht schätzen.»

Die Ressentiments der Schweizer gegenüber den Deutschen, «die in den Medien sehr hoch gekocht werden», habe er «nicht am eigenen Leib erfahren», erzählt Haug. Auch nicht in all den Situationen, in denen der berufliche Status keine Rolle spielt.

«Wir sind mit der Familie sehr viel in der Schweiz unterwegs. Wir gehen Skifahren und verbringen die Sommerferien im Tessin. Auch unsere Kinder fühlen sich hier akzeptiert.»

Umzug in die Schweiz

Grenzach-Wyhlen als Wohnort, das habe sich damals so ergeben, weil er geplant habe, nach einigen Jahren wieder in Deutschland zu arbeiten, «Wir wollten den Kindern einen Wechsel der Schulsysteme ersparen.»

Mittlerweile steht jedoch fest: «Mein Ziel ist ganz klar, ich möchte hier bleiben. Die beruflichen Möglichkeiten sind gut, auch für meine Frau, die als Neurologien arbeitet. Wir werden wahrscheinlich in absehbarer Zeit in die Schweiz ziehen.»

Wegen den tieferen Steuern? «Die hohen Steuern, die stören mich schon, aber ich sehe die Notwendigkeit ein. Ich habe vom Staat ein Studium bezahlt bekommen. Insofern ist es nur recht und billig, dass ich zumindest für eine gewisse Zeit in diesem Staat meine Steuern bezahle.»

swissinfo, Andreas Keiser, Basel

Gemäss Ausländerstatistik per Ende 2007 sind von den gut 7,5 Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern in der Schweiz 1,57 Mio. Ausländer.
Das sind 20,7% der Bevölkerung.
Mehr als 200’000 oder 12,9% aller Ausländer stammen aus Deutschland.
Deutschland steht damit nach Italien (18,43%) an 2. Stelle, gefolgt von Serbien (11,6%) und Portugal (11,6%).
Rund 40’000 deutsche Staatsangehörige kamen 2007 in die Schweiz, etwa 10’000 haben sie verlassen.
2007 haben 1361 Deutsche das Schweizer Bürgerrecht erworben.
2006 waren es 1134.
Seit August 2007 können die Deutschen Doppelbürger bleiben.
Seither haben die Gesuche um die Schweizer Staatsbürgerschaft markant zugenommen.

Das Spital beschäftigt 4500 Personen.

Von den 800 Ärzten stammen 250 aus Deutschland.

Im Pflegebereich arbeiten 1700 Personen. 30% stammen aus Deutschland.

In den übrigen Bereichen (Verwaltung, Küche, Hausdienst) arbeiten 2000 Personen. 10% stammen aus Deutschland.

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