DEZA beklagt humanitäre Krise in Ostafrika
Die humanitäre Lage in Norduganda und im Osten der Republik Kongo ist dramatisch, sagt Hansjürg Ambühl, Chef der DEZA-Sektion humanitäre Hilfe Afrika.
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit unterstützt die von Gewalt heimgesuchten Regionen direkt und mit Projekten.
Hansjürg Ambühl von der Sektion Humanitäre Hilfe Afrika der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) ist kürzlich von einer Reise in diese beiden Regionen Afrikas zurück gekehrt. Vor Ort stellte Ambühl fest, wo die Bedürfnisse liegen und wie die Schweiz helfen kann.
Eine Woche verbrachte er in den nordugandischen Provinzen Kitgum und Gulu. Danach setzte er seine Reise nach Bunia im Ituri-Distrikt der Demokratischen Republik Kongo fort.
Ambühl sagt, dass die Rebellenorganisation Lord’s Resistance Army (LRA) in Norduganda die lokale Bevölkerung terrorisiert, indem sie sich an Frauen und Kindern vergreift.
Die Rebellen sind in einen 19-jährigen Konflikt mit den Regierungskräften verwickelt, der bisher zwei Millionen Ugander zu Flüchtlingen gemacht hat.
«Der UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland, sagte, dass sich in Norduganda die grösste und schlimmste der vergessenen humanitären Katastrophen weltweit zutrage», erklärt Ambühl gegenüber swissinfo.
«Nachtpendeln» für gefährdete Kinder
Die Rebellen entführen oft Kinder, die dann entweder zu Sexsklaven gemacht oder zwangsrekrutiert werden. Deshalb habe sich ein «Nachtpendeln» entwickelt: jeweils abends begeben sich rund 30’000 Kinder aus den Dörfern in die Städte, um vor den Attacken der LRA sicher zu sein.
Der DEZA-Verantwortliche, der sich grosse Sorgen wegen dieser Zustände macht, sagte, dass die Schweizer Regierung die UNO-Agenturen und Nichtregierungs-Organisationen (NGO) mit Hilfe unterstütze.
Laut Ambühl werde die Schweiz der Region weiterhin zur Seite stehen. Die DEZA habe auch entschieden, mit der UNO-Kinderorganisation Unicef zusammenzuarbeiten, um die Kinder besser zu schützen.
Ostkongo: Milizenterror
Im östlichen Kongo sei die Lage nicht viel besser. Dort terrorisieren gewalttätige Milizen die Bevölkerung. Es komme regelmässig zu Auseinandersetzungen mit den dort stationierten UNO-Friedenstruppen der Monuc.
Beim letzten Zwischenfall im Februar sind neun UNO-Soldaten aus Bangladesh von Milizen getötet worden. Laut Ambühl hat sich die Lage seit Januar noch verschlimmert.
Seither leben weitere 100’000 Personen in vier Camps in der Region. Andere verstecken sich im Busch, wo es für die Helfer schwierig ist, sie zu finden.
Diese befänden sich, so Ambühl gegenüber swissinfo, selbst in einem schwierigen und gefährlichen Umfeld: «Die UNO wünscht, dass Helfer nur in militärischer Begleitung unterwegs sind.»
«Das hat zur Folge, dass die Mandate nicht mehr klar unterschieden werden können. Bevölkerung und Milizen nehmen es unterschiedlich wahr. Schliesslich werden humanitäre Helfer auf diese Weise zu militärischen Zielen», warnt Ambühl.
Neben der normalen Hilfe zielen einige der Schweizer Projekte auf die Gewalt gegen Frauen und Kinder, einem der grössten Probleme in diesem Konflikt.
Schnelle politische Lösung nötig
Doch Ambühl sagt, dass eine politische Lösung schnell gefunden und sowohl im Land selber als auch international mehr getan werden muss.
Den Monuc-Truppen der UNO sollte mehr Verstärkung zugestanden werden. Die UNO habe sämtliche Mittel auf den östlichen Kongo konzentriert, und auch dies genüge nicht.
Weiter sei der Zerfall der Werte in den Konfliktgebieten beunruhigend. Der DEZA-Verantwortliche umschreibt dies mit «was gestern falsch war, ist heute wieder richtig».
Es sei schwierig, sich vorzustellen, dass in diesen beiden Regionen schon in naher Zukunft wieder Friede und Ruhe einkehre. «Auch wenn eine politische Lösung erreicht werden sollte», so Ambühl, «verbleiben weiterhin humanitäre Probleme.»
«Die Leute sind traumatisiert, wenn sie in ihre zerstörten Dörfer zurück kehren. Den Jungen fehlt jegliche Schulung. So wird die humanitäre Hilfe noch für weitere fünf Jahre andauern, auch nach dem Abschluss eines Friedensabkommens.»
swissinfo, Isobel Leybold-Johnson
(Aus dem Englischen von Alexander Künzle)
DR Kongo:
Bevölkerung: 54,4 Mio., Lebenserwartung: 41-43 Jahre, BSP pro Kopf: 100 Dollar.
Schweizer Hilfe: 5,4 Mio. Franken
Uganda:
Bevölkerung: 26,7 Mio., Lebenserwartung: 45-47 Jahre, BSP pro Kopf: 240 Dollar.
Schweizer Hilfe: 3 Mio. Franken
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