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Diabetes weiter auf dem Vormarsch

Eine Forscherin an der Uni Genf untersucht Insulin produzierende Zellen. swissinfo.ch

Der Welt-Diabetes-Tag will die Aufmerksamkeit auf eine Krankheit lenken, von der 5 Prozent der Weltbevölkerung betroffen sind.

In der Schweiz leben über 250’000 Personen mit der Diagnose Diabetes. Besonders alarmierend ist die Zunahme des Typs 2, der so genannten Altersdiabetes, bei jungen Menschen.

«Noch vor 10 Jahren gab es keinen Typ-2-Diabetes bei Kindern», erklärt der Biologe Pierre Maechler von der medizinischen Fakultät der Universität Genf gegenüber swissinfo. «Es ist wahrscheinlich eine Kombination von Essgewohnheiten und Bewegungsmangel.»

Auch wenn die Ursachen von Diabetes nicht bis ins letzte Detail erforscht sind, belegen aktuelle Studien doch einen deutlichen Zusammenhang mit Fettleibigkeit. Und diese ist auf dem Vormarsch.

Allein in Genf sind beispielsweise 10 Prozent aller Schulkinder übergewichtig. Und 2 bis 3 Prozent gelten gemäss Body-Mass-Index (Kilogramm/Grösse im Quadrat) als fettleibig.

Der Trend hin zu mehr Gewicht «ist ein weltweites Problem», sagt Richard James von der Abteilung für Endokrinologie und Diabetes am Genfer Kantonsspital. «Und eines der grössten Probleme ist jetzt, dass wir bei Jugendlichen von 15, 16 oder 17 Jahren den so genannten Altersdiabetes sehen.»

Verschiedentlich haben Kinderärzte bereits bei Fünfjährigen Vorstufen von Typ-2-Diabetes gefunden. Dabei wäre die Prävention recht einfach: regelmässige Bewegung und gesunde Ernährung.

Da sich dieser Diabetes schleichend entwickelt, bleibt er häufig lange unbemerkt. Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit Millionen von Menschen (primär weiterhin ältere Personen) unter dieser Krankheit leiden, ohne es zu wissen.

Häufige Herzversagen

An der Universität Genf forschen Wissenschafter an verschiedenen Aspekten der Krankheit. So versucht das Team von Pierre Maechler herauszufinden, wie die Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse das Insulin absondern und wie genau unsere Muskeln und andere Gewebe Glukose aus dem Blut aufnehmen.

Insulin ist lebenswichtig: Ohne das Hormon kann der Körper mit der Nahrung zugeführte Energie (konkret die Zuckermoleküle im Blut) nicht nutzen.

Nicht richtig behandelte Diabetiker leiden unter verschiedenen Folgekrankheiten. So sind sie beispielsweise sehr häufig von Herzkrankheiten und Schlaganfällen betroffen. Richard James will denn bei seinen Forschungsarbeiten auch herausfinden, weshalb 80 Prozent der Diabetiker an Herzproblemen sterben.

«Wir versuchen zu verstehen, weshalb Diabetes Patienten ein so hohes Risiko für Herzkreislauf-Krankheiten haben – obgleich sie nicht allzu hohe Fettablagerungen im Blut aufweisen.»

Gesunde Zellen transplantieren

Beim Typ-1-Diabetes sind die Insulin produzierenden Inselzellen zerstört. Transplantations-Experten, wie Domenico Bosco an der Uni Genf, arbeiten nun daran, Zellen von gesunden Menschen zu übertragen.

Konkret werden Inselzellen aus der Bauchspeicheldrüse eines Spenders entnommen und einer kranken Person implantiert. Die Zellen arbeiten dann im fremden Körper weiter: Sie produzieren das bis anhin fehlende Insulin.

«Wir hoffen, dass die Inselzell-Transplantation helfen wird, damit Menschen mit Typ-1-Diabetes ohne tägliche Insulin-Injektion leben können», erklärt Bosco gegenüber swissinfo.

Wie bei allen Transplantationen ist auch bei den Inselzellen die Abstossung das grösste Problem: Die Empfänger müssen Medikamente nehmen, welche verhindern, dass das Immunsystem die fremden Inselzellen abstösst. Zudem sind Inselzellen nicht unbeschränkt verfügbar.

Entsprechend diesen Problemen sind die Wissenschafter gespannt auf die Aussicht, Stammzellen zu verwenden, um Inselzellen zu züchten.

Hohe Kosten der Krankheit

Diabetes ist behandelbar. Doch häufig leiden die Betroffenen unter Problemen wie Herzkreislauf-Erkrankungen, Leberversagen, Blindheit und Nervenschädigungen.

Da die Zahl der Diabetikerinnen und Diabetiker ansteigt, verursacht die Krankheit einen steigenden Anteil der Kosten im Gesundheitswesen.

Letztes Jahr zeigte eine Studie an rund 1500 Diabetikern durchschnittliche Kosten von 3500 Franken pro Person und Jahr. Extrapoliert auf alle schweizweit Betroffenen betragen die Behandlungskosten für Diabetes eine Milliarde Franken im Jahr.

swissinfo, Vincent Landon
(Übertragung aus dem Englischen: Eva Herrmann)

Bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist der Blutzuckerspiegel erhöht, weil der Körper nicht genug oder gar kein Insulin produziert. Es fehlt das Hormon, das die Leber- und Muskelzellen für die Zuckermoleküle im Blut öffnet und so den Blutzucker reguliert.

Ein zu hoher Blutzuckerspiegel schädigt langfristig die feinen Blutgefässe.

In der Schweiz leben über 250’000 Menschen mit Diabetes, wobei es sich in 90% um Typ 2 handelt. Die Zahl der Erkrankungen steigt rasch an.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunkrankheit: Die Insulin produzierenden Zellen, die Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse, sind vollständig zerstört. Typ-1-Diabetiker müssen Insulin spritzen, weil das körpereigene Insulin fehlt.

Beim Typ 2 ist der Insulinbedarf erhöht, weil die Muskel- und Leberzellen schlechter auf Insulin reagieren. Dies führt zu einem relativen Insulinmangel. Zwar ist hier eine genetische Veranlagung im Spiel, doch kommt in 90% der Fälle Übergewicht dazu.

Die Insulinresistenz kann mit Medikamenten behandelt werden. Meist erst im fortgeschrittenen Stadium, wenn Abnehmen und Sport nicht genügen, muss der Patient Insulin spritzen.

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