Die Affäre Bellasi im Zeitraffer
Im Fall Bellasi haben sich die Ereignisse im Sommer 1999 überstürzt. Was zunächst als Geheimdienst- und Staatsaffäre erschien, wurde kurze Zeit später zum kommunen Betrugsfall deklariert.
Die Folgen waren dennoch nachhaltig. Nachstehend die wichtigsten Etappen im Zeitraffer:
12. August 1999:
Die Bundesanwaltschaft gibt Ermittlungen im Fall eines Vermögensdeliktes im VBS bekannt. VBS-Chef Adolf Ogi leitet eine Administrativuntersuchung ein.
13. August 1999:
Kurz nach Mitternacht werden Dino Bellasi und seine Ehefrau auf dem Flughafen Zürich-Kloten festgenommen. Der Geheimdienstler wird beschuldigt, seit Dezember 1994 und auch nach seinem Austritt aus dem Bundesdienst im Herbst 1998 insgesamt 8,8 Millionen Franken in die eigenen Taschen geleitet zu haben.
17. August 1999:
Die Bundespolizei entdeckt ein Waffen- und Munitionslager in Bümpliz, das Bellasi anlegte. Jean-Denis Geinoz, Stabschef im Nachrichtendienst, und Fred Schreier, Leiter des strategischen Nachrichtendienstes, werden als Auskunftspersonen einvernommen. Schreier anerkennt, Vorschussmandate gegengezeichnet zu haben, mit denen Bellasi Barvorschüsse bei der Nationalbank kassierte.
18. August 1999:
Bellasi belastet seine Vorgesetzten: Sie hätten ihn mit dem Aufbau eines Schattennachrichtendienstes beauftragt.
Die Bundesanwaltschaft lässt Nachrichtendienstchef Peter Regli sowie Geinoz und Bernhard Stoll, den früheren Stabschef des Nachrichtendienstes und derzeitigen Militärattaché in Budapest, vorführen. Die drei werden als Beschuldigte vernommen; sie bestreiten.
20. August 1999:
Bellasis Ehefrau wird aus der Haft entlassen.
22. August 1999:
Bundesrat Ogi trommelt an einem Sonntag die Medien zusammen und spricht von Dimensionen, «die mit den Stichworten Waffenlager, Waffenhandel, organisierte Kriminalität und Geheimarmee umschrieben werden könnten». Regli wird auf eigenen Wunsch beurlaubt.
24. August 1999:
Die Bundesanwaltschaft lässt die Büros von Regli, Geinoz und Schreier in Bern durchsuchen und versiegeln.
Schreiner und Geinoz werden ihrer Amtspflichten vorläufig enthoben.
31. August 1999:
Bundesanwältin Carla Del Ponte gibt bekannt, dass Bellasi seine Anschuldigungen gegen die Spitze des Nachrichtendienstes widerrufen hat. Die Verfahren gegen Regli, Stoll und Geinoz werden eingestellt. Die Ermittlungen gegen Schreier laufen weiter. Regli bleibt beurlaubt.
10. September 1999:
Ogi lässt den Nachrichtendienst von einer Expertenkommission unter die Lupe nehmen.
26. November 1999:
Die Bundesanwaltschaft überweist die Fälle Bellasi und Schreier an die eidgenössische Untersuchungsrichterin Monique Saudan. Gegen vier Beschuldigte stellen die Bundesbehörden die Ermittlungen ein, unter anderem gegen Bellasis Ehefrau.
2. Dezember 1999:
Peter Regli wird im Bericht der Administrativuntersuchung entlastet und rehabilitiert, muss aber seinen Posten als Nachrichtenchef dennoch definitiv räumen.
3. Mai 2000:
13 Disziplinarverfahren im VBS verlaufen weitgehend ergebnislos.
10. Juli 2000:
Die Untersuchungsrichterin bezeichnet Bellasi als Einzeltäter.
6. September 2000:
Der Bundesrat beschliesst eine Reorganisation und Entmilitarisierung des Geheimdienstes.
16. September 2000:
Bellasis Waffenarsenal wird versteigert.
28. September 2000:
Untersuchungsrichterin Saudan wird wegen Vorverurteilungen in einem Interview vom Bundesgericht für befangen erklärt und muss den Fall Bellasi abgeben.
15. Mai 2001:
Das Strafverfahren gegen den Bellasi-Vorgesetzten Schreier wird eingestellt.
3. Mai 2002:
Untersuchungsrichter Thomas Hansjakob schliesst die Voruntersuchung gegen Bellasi ab und beantragt Anklageerhebung.
15. August 2002:
Die Bundesanwaltschaft reicht die Anklageschrift beim Wirtschaftsstrafgericht des Kantons Bern ein.
27. Januar 2003:
Der Prozess gegen Dino Bellasi beginnt.
swissinfo und Agenturen
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