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Die nächste Grippe kommt bestimmt

Die nächste Grippewelle kommt bestimmt. Keystone

Jedes Jahr müssen in der Schweiz 1000 bis 5000 Personen wegen einer Grippe-Infektion ins Spital. Impfen lassen wollen sich in der Schweiz trotzdem noch lange nicht alle.

1000 Personen sterben jedes Jahr in Folge einer Influenza. Dies muss nicht sein, ist die Botschaft des Bundesamts für Gesundheit.

Die Epidemiezeit für die Grippe erstreckt sich in der Schweiz von November bis März. Als Waffe gegen die Grippe werden ab dem 15. Oktober Impfstoffe gegen diejenigen Influenza-Viren bereit gestellt, die gemäss den Erwartungen der Weltgesundheitsorganisation WHO diesen Winter Angriffe auf die Immunsysteme der Europäer starten werden.

Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung 50%

Angesprochen sind insbesondere Pflegende und ältere Menschen. Denn jeder Zweite über 65 Jahre muss damit rechnen, an einer Grippe zu erkranken. Im Vergleich dazu erkranken Personen unter 65 Jahren nur mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 10 und 30 Prozent.

So richtet sich eine entsprechende Impf-Kampagne des Bundesamts für Gesundheitswesen, die am Montag vorgestellt wurde, gezielt an Menschen über 65 Jahren und an Menschen mit chronischen Erkrankungen.

Zur Risikogruppe gehören aber auch Erwachsene und Kinder mit Herz- und Lungenkrankheiten oder anderen chronischen Erkrankungen.

Lebensgefahr für Senioren und Menschen mit Herz- und Lungenkrankheiten

“Die Grippe ist eine gefährliche, heimtückische Krankheit”, sagte Thomas Zeltner, Direktor des Bundesamts für Gesundheit (BAG) in Bern vor den Medien. “Gerade bei älteren Menschen bedeutet eine Grippe-Erkrankung oft den Beginn der Gebrechlichkeit.”

Die Gefahr der Grippe werde oft verharmlost, betonte Zeltner. Tatsache sei aber, dass jedes Jahr je nach Stärke der Epidemie bis zu 1000 Personen an den Folgen der Erkrankung sterben.

Ärtzegesellschaft und Spitex unterstützen Kampagne

Mit der Fortsetzung der langjährigen nationalen Präventionskampgane will das BAG die Zahl der Impfungen in der Risikogruppe weiter steigern. Letztes Jahr war diese gesamtschweizerisch von 47 auf 59 Prozent gestiegen.

Neu beteiligen sich diesmal auch die Mitarbeiter der Spitex-Organisationen daran. Sie seien wichtige Ansprechpartner für Risikogruppen.

Nebenwirkungen von Imfpstoff umstritten

Gerade bei den Ansprechpartnern will die Informationskampagne des BAG auch flächendeckend ansetzen. Denn in der Schweiz ist die Impfpraxis von Stadt zu Stadt, von Pflegeheim zu Pflegeheim sehr unterschiedlich.

Gerade auch bei den Pflegenden: Der Impfgrad reicht von praktisch Null bis 80%, grundsätzlich lassen sich nur wenige impfen. Denn viele Pflegende scheuen sich vor den Nebenwirkungen der Grippeimpfung.

Diese seien aber, so der Impfexperte Prof. Dr. med. Robert Steffen der Universität Zürich, nicht mehr relevant. Die modernen Grippe-Impfstoffe, die heute im Handel sind, seien nur noch Virusteile und nicht, wie früher, abgetötete ganze Viren, betont der Impfexperte.

Impfen als Gewissensfrage?

In der Schweiz besteht kein Impfzwang, auch nicht für das Pflegepersonal. Es wird jedoch mit der neuen Kampagne kurzerhand vor eine Gewissensfrage gestellt. Denn gerade dann, wenn viele Patientinnen und Pensionäre an einer Grippe erkrankten, ist es nicht willkommen, wenn das Personal auch ausfalle.

Aber bereits ganz persönlich steht das Personal in einem Spannungsfeld zwischen individueller Freiheit und Verantwortung für das Wohl der Patienten und Pensionäre.

In vielen Firmen angeboten

Impfungen bieten auch verschiedene Firmen in der Schweiz an. Jeder müsse selber wissen, ob er sich eine krankheitsbedingte Abwesenheit leisten könne oder nicht, meint hierzu BAG-Chef Zeltner. Den Menschen, die der Risikogruppe nicht angehören, sei der Entscheid persönlich überlassen.

Influenza-Viren in Australien und Südafrika

Die Impfung muss laut den Schweizer Gesundheitsbehörden in der Zeit zwischen Mitte Oktober und Mitte November verabreicht werden. Nur dann sei der Schutz bis zur Winterzeit aufgebaut. Zurzeit seien die Grippeviren auf der südlichen Hemisphäre, in Südafrika und Australien. Jeweils ab Dezember erreichten sie die Schweiz.

Das Influenza-Virus hat im 20. Jahrhundert drei Grossepidemien verursacht. Dabei starben allein in den Jahren 1918/1919 weltweit 21 Millionen Menschen.


swissinfo und Agenturen

Jedes Jahr erkranken 300’000 Personen in der Schweiz an Grippe
1000 bis 5000 Personen müssen hospitalisiert werden
In der Epidemie-Zeit zwischen November und März sterben pro Monat bis zu 100 Menschen an den Folgen einer Grippe
Eine Impfung wird Senioren, chronisch kranken Personen und Pflegepersonen dringend empfohlen

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