Die Olympischen Spiele 2008 sind Geschichte
Farbenfroh und futuristisch sind am Sonntag die Olympischen Spiele im Nationalstadion in Peking ausgeklungen. Trotz der perfekt organisierten Spiele bleibt ein dunkler Schatten: die Verletzung der Menschenrechte.
Bunt gemischt zogen die noch in China verbliebenen Athleten der teilnehmenden Länder in das so genannte Vogelnest ein. Schweizer Fahnenträger war der Judoka Sergej Aschwanden, der eine Bronzemedaille nach Hause mitnehmen kann.
China dürfte in grossen Teilen mit den Spielen wohl das erreicht haben, was es wollte: Seine Athleten dominierten viele Disziplinen und bescherten dem bevölkerungsreichsten Lande der Erde so viele Goldmedaillen wie nie zuvor und damit den ersten Platz in der Nationenwertung.
Alle Wettbewerbe waren nahezu perfekt organisiert. Das Wetter spielte zwar nicht bei allen Sportarten immer mit, die Luftverschmutzung wurde aber nicht wie vielfach befürchtet zum grossen Problem für die Sportler. Mehr als 40 Milliarden Dollar hat China sich diese Schau der eigenen Stärke und Leistungsfähigkeit kosten lassen.
Zufriedene Organisatoren
Chinas Präsident Hu Jintao hat die erwartet positive Olympia-Abschlussbilanz gezogen. Der Erfolg der Spiele sei den Anstrengungen der Chinesen und der Menschen aus dem Rest der Welt zu verdanken, sagte Hu.
«Die Olympischen Spiele in Peking haben den olympischen Geist der Solidarität, der Freundschaft und des Friedens vorangebracht», sagte Hu. Die Spiele würden gegenseitiges Verständnis und Freundschaft zwischen Chinesen und den Völkern aller anderen Länder fördern. Die 17 Tage der Spiele seien eine «wundervolle und aufregende Zeit» gewesen.
Zufriedenes IOC
Der Vorsitzende des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, zeigte sich «sehr zufrieden».
Rogge sagte, es habe in den vergangenen zwei Wochen Errungenschaften gegeben, «an die wir uns den Rest des Lebens erinnern werden». Er bezeichnete den US-Schwimmer Michael Phelbs und den jamaikanischen Leichtathleten Usain Bolt als zwei Ikonen der Spiele.
Rogge und das IOC waren ständig mit der Kritik von Menschenrechtsgruppen konfrontiert, die den Vorwurf erhoben, dass das Komitee sich nur zurückhaltend zu Fragen der Pressefreiheit oder der Inhaftierung von Dissidenten äussere. Die von den Organisatoren in Peking eingerichteten «Protestzonen» blieben ungenutzt, da keine Genehmigungen dafür erteilt wurden.
Nach der Erfahrung von Peking wolle sich das IOC jedoch auch künftig nicht in innere Angelegenheiten von Olympia-Gastgebern einmischen, sagte der IOC-Chef.
«Wir können keine Veränderungen in souveränen Staaten erzwingen und alle Krankheiten der Welt heilen», sagte Rogge. Das IOC könne jedoch zu einem «positiven Wandel durch Sport beitragen».
Mehr Pressefreiheit verlangt
Die während der Spiele geltenden gelockerten Vorschriften für ausländische Journalisten seien nicht perfekt gewesen, sagte Rogge weiter. Im Vergleich zur vorherigen Situation bedeuteten sie jedoch eine grundlegende Verbesserung.
Rogge forderte die chinesische Regierung auf, auch über das Ende der Olympischen Spiele hinaus mehr Pressefreiheit zu gewährleisten. «Wir hoffen, dass sie (die Regeln) fortbestehen werden.»
Arbeit behindert
Mehr als 20’000 Journalisten konnten sich während der Spiele mehr oder weniger frei in China bewegen. Viele kritisierten jedoch die Einschränkung der Berichterstattung. Wie der Verband Ausländischer Korrespondenten in China mitteilte, wurden in den vergangenen Wochen mehr als 30 Journalisten bei ihrer Arbeit behindert.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) erklärte, während der Spiele seien mehr als hundert Journalisten, Blogger und Dissidenten festgenommen, verurteilt, zensiert, überwacht oder bedroht worden.
Trotzdem blieb während der Spiele im Reich der Mitte nicht verborgen, dass es in China zahlreiche Menschenrechts-, Tierschutz- und Umweltprobleme gibt.
Auch Doping ein Problem
Der Sport muss aber auch seine eigenen Probleme lösen. Als grösstes präsentiert sich da der Dopingmissbrauch.
Doping schadet dem Sport. Denn den überragenden Leistungen der beiden erfolgreichsten Athleten von Peking, des Sprinters Usain Bolt und des Schwimmers Michael Phelps, begegnen viele mit Misstrauen.
swissinfo und Agenturen
Die 29. Ausgabe der modernen Olympischen Spiele fand statt vom 8. bis 24. August 2008.
Damit haben Olympische Sommerspiele zum 3. Mal in Asien stattgefunden, 44 Jahre nach Tokyo und 20 Jahre nach Seoul.
Die 30. Olympischen Sommerspiele werden 2012 in London ausgetragen.
Olympia-Gastgeber China beendete die Sommerspiele 2008 mit insgesamt 100 Medaillen. Mit 51 Goldmedaillen löste China die USA als Sportnation Nummer 1 ab.
Die USA errangen in Peking insgesamt 110 Medaillen (36 mal Gold) – mehr als jedes andere Land.
Eine starke erste und eine mittelmässige zweite Woche mit insgesamt 6 Medaillen und 13 Diplomen ist die Bilanz des Schweizer Teams.
Der Medaillenspiegel von Peking (nach allen 302 Entscheidungen):
1. China (Gold: 51. Silber: 21. Bronze: 28 – Total: 100)
2. USA (36/38/36-110)
3. Russland (23/21/28-72)
4. Grossbritannien (19/13/15-47)
5. Deutschland (16/10/15-41)
6. Australien (14/15/17-46)
7. Südkorea (13/10/8-31)
8. Japan (9/6/10-25)
9. Italien (8/10/10-28)
10. Frankreich (7/16/17-40)
11. Ukraine (7/5/15-27)
12. Holland (7/5/4)
13. Jamaika (6/3/2)
14. Spanien (5/10/3)
15. Kenia (5/5/4)
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34. Schweiz (2/0/4)
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