Wann haben Sie sich das letzte Mal einen Film im Kino angesehen? Die Chance, in der Schweiz ein Lichtspieltheater ganz in Ihrer Nähe zu finden, ist gar nicht so klein. Es sind mehr als 270 Kinos, die wöchentlich ihre Programme zusammenstellen und auf Zuschauer hoffen. Das Buch "Rex, Roxy, Royal" präsentiert dem Leser 111 dieser Kinos, die durch ihre Geschichte, ihr Programm, ihre soziale Funktion oder Architektur herausragen und die einzigartige Vielfalt der Schweizer Kinokultur ausmachen.
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Thomas Kern wurde 1965 in der Schweiz geboren. Er wurde in Zürich zum Fotografen ausgebildet und begann 1989 als Fotojournalist zu arbeiten. 1990 Mitbegründer der Schweizer Fotografenagentur Lookat Photos. Thomas Kern hat zweimal einen World Press Award gewonnen und wurde in der Schweiz mit mehreren nationalen Stipendien ausgezeichnet. Seine Arbeiten wurden vielfach ausgestellt und sind in verschiedenen Sammlungen vertreten.
Sandra Walti ist Gestalterin und arbeitet seit vielen Jahren hinter den Kulissen für den Freien Film AarauExterner Link. Sie ist, zusammen mit Tina Schmid, eine der beiden Herausgeberinnen des Buchs. Die Idee dafür trug sie lange mit sich herum und dachte darüber nach, während sie Filme vorführte, das Programm des nächsten Monats mitgestaltete oder nach der Vorführung die Theke der Bar abwischte. Vor ziemlich genau einem Jahr war es dann soweit. Das Konzept der Publikation stand, die Auswahl der Filmtheater entschieden, die Zusagen der Betreiber waren da.
Zehn Autorinnen und Autoren aus allen Landesteilen machten sich auf, haben in Stadtarchiven nachgeforscht, vor Ort recherchiert und sowohl mit Kinomacherinnen als auch mit Zeitzeugen Gespräche geführt. Der Fotograf Oliver LangExterner Link reiste durch die Schweiz und dokumentierte die Land- und Programmkinos, vom Mini- bis zum Megaplex. Das entstandene Buch nimmt die Leser mit auf eine Reise durch die Schweiz und bringt ihnen unterschiedliche Lichtspielhäuser anhand von spannenden Texten und atmosphärischen Fotografien näher.
Kinobesucher sind hart umkämpfte Kunden, die Sehgewohnheiten haben sich nachhaltig verändert, und es ist nicht einfach, das Publikum bei der Stange zu halten. Der Wechsel von analoger zu digitaler Vorführtechnik war gerade für kleinere Theater eine zusätzliche Herausforderung der letzten Jahre. Nicht wenige Kinos mussten deshalb ihre Türen für immer schliessen.
Dennoch: Der weiche Sessel im abgedunkelten Raum, wo man gemeinsam mit anderen in eine Geschichte oder fremde Welt eintauchen kann, scheint ein Erlebnis zu sein, das immer noch attraktiv ist. Sandra Walti: «Ich war erstaunt, im Zug unserer Recherchen zu hören, wie viele Theater die letzten Jahre neu oder wieder eröffnet worden sind. Verantwortlich dafür sind oft auch junge Filmliebhaber und Enthusiasten, die partout nicht wollen, dass der Kinosaal um die Ecke zum Lagerraum verkommt.» Das Kino wird überleben – davon sind die Herausgeberinnen und Autoren dieses Bandes überzeugt.
(Alle Bilder: Oliver Lang; Text: Thomas Kern, swissinfo.ch)
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