Die Schweiz – ein sicheres Land
Trotz Terroranschlägen und wirtschaftlicher Unsicherheit fühlen sich 85% der Schweizerinnen und Schweizer grundsätzlich sicher.
Unsicherheiten bestehen hingegen über die Sicherheit des Arbeitsplatzes und der Sozialversicherungen.
Die Schweiz vermittelt ihren Bewohnerinnen und Bewohnern ein grosses Mass an Sicher- und Geborgenheit. Das geht aus der Studie Sicherheit 2004 hervor, welche die Militärakademie der Forschungsstelle für Sicherheit an der ETH Zürich am Freitag publizierte.
Dennoch herrscht nicht nur eitel Sonnenschein: Die Schweizer bangen um ihre Arbeitsplätze und die Sicherheit der Sozialwerke.
In der Schweiz herrsche ein ungebrochen hohes Sicherheitsgefühl, wobei mehr staatliche Aktivitäten bei der sozialen und wirtschaftlichen Sicherheit gefordert seien. So fasste Karl Haltiner, Herausgeber der Studie deren Ergebnisse zusammen.
Anschläge von Madrid
Für die Untersuchung wurden im Februar 1200 Personen in allen Landesteilen befragt. Dabei gaben 85% der Schweizerinnen und Schweizer an, sich «sehr» oder «eher sicher» zu fühlen. Das sind 3% mehr als bei der letzten Befragung.
Nur 10% der Befragten waren damals der Ansicht, ihre Sicherheit sei durch die Gefahr von Terroranschlägen stärker gefährdet. Nach den Anschlägen in Madrid vom März wurde eine Nachbefragung bei 803 Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern durchgeführt. 25% hielten sich dabei für stärker gefährdet.
Wache Existenz-Ängste
Die Arbeitsplatz-Sicherheit und die soziale Sicherheit (AHV, Pensionskasse, Arbeitslosen-Versicherung) werden von den Schweizern als sehr wichtig, gleichzeitig aber auch als relativ gefährdet eingeschätzt.
Für 39% ist die Sicherheit der Arbeitsstelle ein relevanter Sicherheits-Aspekt. 12% halten diese als «ausserordentlich stark gefährdet».
Zuoberst in der Liste der sicherheitsrelevanten Bereiche stehen für die Schweizer sichere familiäre Beziehungen und Geborgenheit (55%).
Sicherheit vor Verbrechen und Kriminalität sowie die Gewährleistung demokratischer Grundrechte (beide je 41%), sind ebenfalls ausschlaggebend für das individuelle Sicherheitsgefühl.
«Differenziert» aufgeschlossen
Hohe Priorität hat für Herr und Frau Schweizer die Kontrolle des Ausländeranteils: Für 72% ist dies sicherheits-relevant. Von erleichterten Einbürgerungen – darüber wird am 26. September an der Urne abgestimmt – will laut der Studie nur jeder Dritte der Befragten etwas wissen.
Eine interessante Tendenz zeigt der Aspekt der Waffenkontrolle: Hier wünschen 85% eine schärfere Regelung des Waffenverkaufs in der Schweiz. Im Parlament dagegen hatten entsprechende Vorstösse bisher nie den Hauch einer Chance.
Beim Vertrauen in Behörden und Institutionen hat sich die Spitzenposition der Polizei weiter gefestigt. Das Vertrauen in die Wirtschaft hat wieder in etwa den langjährigen Durchschnitt erreicht, nachdem 2003 der tiefste Wert seit 1998 verzeichnet wurde.
Unbestritten ist die Intensivierung der Polizei-Kooperation mit dem Ausland, die von jedem neunten Schweizer befürwortet wird.
Armee auf dem Rückmarsch
Die Schweizer Armee – und damit deren Akzeptanz – ist in der Hierarchie der sicherheitsrelevanten Institutionen weiter abgesackt: Die militärische Landesverteidigung spielt noch für 58% eine zentrale Rolle im Sicherheitsgefüge. Im Vorjahr waren es noch 70%.
Das Lager der Befürworter einer Berufsarmee, wie sie jüngst von Verteidigungsminister Samuel Schmid ins Spiel gebracht wurde, stieg auf 43%. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist zudem der Ansicht, dass die Schweiz zuviel Geld für die Armee ausgibt.
Neutralität hoch im Kurs
Nicht rütteln wollen die Schweizer aber nach wie vor an der Neutralität: neun von zehn Schweizern wollen an ihr festhalten. Unterschiedlich präsentiert sich das Bild bei den internationalen Kooperationen. Die Bereitschaft für einen EU-Beitritt ist nur bei einem Drittel vorhanden.
Um knapp 10% gestiegen ist Akzeptanz für eine Annäherung an die Nato, die jetzt von über einem Drittel befürwortet wird.
swissinfo und Agenturen
Die jüngste Befragung zeigt, dass sich 85% der Schweizer im eigenen Land sicher fühlen.
Ängste bestehen über die Sicherheit der Arbeitsplätze und der Sozialwerke.
Im Sicherheitsgefüge spielt die Armee eine immer geringere Rolle.
Die Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) ist die sechste ihrer Art seit 1999.
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