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Die Schweiz ist schön

Zahlreiche Medienschaffende aus aller Welt folgten der Einladung in das UNESCO-Weltnaturerbe. swissinfo.ch

Im Jahr der Berge wurde das Gebiet um den Aletschgletscher UNESCO-Weltnaturerbe. Zur Feier vor Ort lud Schweiz-Tourismus im Sommer Journalisten aus aller Welt ein.

Was machte den Medienleuten Eindruck? – Eine Presseschau ein halbes Jahr danach.

«Schweiz Tourismus» und der Verein «UNESCO-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn» luden zum internationalen Medienevent im UNESCO Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn und zur offiziellen Verleihung der UNESCO-Urkunde auf der Bettmeralp. Am Samstag, 6. Juli 2002.

137 Journalisten folgten der offiziellen Einladung zur «Berge-Kampagne». Sie vertraten 120 Medien aus 28 Ländern, schrieben rund 90 Artikel. Dazu kamen 30 Journalisten aus der Schweiz.

134 Millionen Leute lasen über die Schweiz

Schweiz Tourismus hat errechnet, dass damit weltweit 133’820’119 Kontakte hergestellt wurden: Soviele Leute auf der Welt haben theoretisch etwas über die Schweiz gelesen. Maximal könnten es gar 300 bis 500 Millionen gewesen sein.

Was haben die Leserinnen und Leser vorgesetzt bekommen? Was haben die Journalisten und Journalistinnen über die Schweiz und das UNESCO-Weltnaturerbe geschrieben?

Das fällt auf:

– Vornehmlich wurden die offiziellen Presseunterlagen von Schweiz Tourismus abgeschrieben. Ein Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung fand nicht oder kaum statt.

– Die UNESCO verlangt Schutzbestimmungen und nachhaltigen Tourismus für ein Weltnaturerbe. Die Schweiz muss dafür einen Aktionsplan abliefern. Dass die Schweiz dies noch nicht getan hat und dass Differenzen über die Ausgestaltung bestehen, darüber stand wenig in den Zeitungen.

Die gute Luft

Das NEDERLANDS DAGBLAD aus Holland beschreibt die «Herberge Schweiz»:

«Hier spürt man vor allem die Ruhe. Und wenn man bleibt, bis wirklich alle andern weg sind, dann bekommen die markanten Bergspitzen Charakterzüge.»

Die Ruhe und die gute Luft im Weltnaturerbe wird oft beschrieben. In der Regel wird das Bekannte – dort, wo man herkommt – mit dem Unbekannten – der Schweiz – verglichen. So auch MAARIV, Israel:

«Es ist nicht überraschend, dass die meisten Touristen, welche die Schweiz besuchen, die Sommermonate bevorzugen. Die wunderschöne Landschaft mit den grünen Tälern, die Seen und Wasserfälle, das nährt die Seelen, welche genug haben von der Hitze und der Feuchtigkeit am Mittelmeer.»

MAARIV schreibt über das Jahr der Berge kurz und bündig: «2002 ist das Jahr der Berge. Die Schweiz hat viele davon.»

Gegenstück zu Sao Paulo

Das grösste Blatt Brasiliens, REVISTA DA FOLHA, ging auf die Suche nach dem genauen Gegenteil des Zehnmillionen-Molochs Sao Paulo:

«Das perfekte Gegenstück zu Sao Paulo ist die Bettmeralp auf 2000 Meter Höhe. Viele Kühe, wenig Smog!»

Frieden für Kaschmir

Angesicht der «friedlichen Schweizer Berge» dachte TIMES OF INDIA an zu Hause:

«Wenn wir das Gebiet Himalaya-Karakorum-Hindukusch betrachten, fragen wir uns – angesichts der ökologischen Sünden, der Armut und der Kriege dort – werden eigentlich die grössten Konflikte auf der Erde in den Bergen ausgefochten?»

Die Zeitung macht darauf aufmerksam, dass gerade deswegen 2002 zum UNO-Jahr der Berge erklärt wurde und meint:

«Vielleicht kann man die Region Kaschmir auch zum UNESCO-Weltnaturerbe ernennen. Damit könnte man möglicherweise auch diese Gegend befrieden.»

Schlange aus Eis

In der EVENING POST aus Bristol berichtet Derek Brooks von «My high time in the Alps»: «Derek Brooks felt on top of the world as he explored the spectacular Swiss.»

Dank dem Status als Weltnaturerbe, so Derek, bleibe der Aletschgletscher nun der Nachwelt erhalten.

Die deutsche RHEINISCHE POST sieht im Aletschgletscher eine Schlange aus Eis, einen funkelnden Schatz im Schweizer Wallis. Die Zeitung weist als einzige auf den Umstand hin, dass zur Schlange aus Eis auch Sorge getragen werden muss:

«Das Weltnaturerbe könnte das ganze Jahr hindurch Gäste anlocken. Doch die UNESCO-Auszeichnung ist ebenfalls eine Mahnung an alle, das natürliche Erbe zu erhalten.»

Viele Bergbahnen

Auch der SUNDAY TELEGRAPH aus Australien braucht das Wort Weltnaturerbe, ohne aber näher darauf einzugehen. Dafür kämpft der Schreiber mit der dünnen Luft auf dem Jungfraujoch:

«Nachdem wir duch einen Eistunnel gegangen sind: endlich die Wärme im Restaurant Crystal. Das gute Essen und der ausgezeichnete Schweizer Wein waren genau so willkommen, wie der Blick auf den Aletschgletscher.»

LA PRESSE aus Montreal in Kanada findet, man müsse nicht Bergsteiger sein, um die Schweizer Alpen zu besuchen. Nachdem die vielen Bergbahnen aufgezählt sind, findet der Schreiber Michel Julien dann doch, dass der Schweizer traditionellerweise, um die Berge zu sehen, die vielen tausend Kilometer Bergwege benutze. Dann vernimmt man wohl etwas erstaunt in Kanada:

«Wer wandern will, aber Treppenstufen den Säumerpfaden vorzieht, der kann die 11’656 Treppenstufen auf den Berg Niesen unter die Füsse nehmen.»

Entlang der Schienen der Niesen-Bergbahn verläuft nämlich diese Treppe von der Tal- bis zur Bergstation.

Fusstapfen in die Ewigkeit

Bergauf gestiegen ist auch der Journalist der chinesischen Zeitung ORIENTAL DAILY NEWS aus Hong Kong und schreibt vom hart verdienten Gipfelerlebnis:

«Auf dem anstrengenden Weg zum Gipfel unter der Anleitung des erfahrenen Bergführers ist jeder verantwortlich für sein eigenes aber auch für das Schicksal seiner Begleiter. Eine kurze Verschnaufpause inmitten dieser weissen Fläche und in der Erschöpfung glaubt der Reisende, dass sich die Fussstapfen der Vorgänger wiederholen, bis in die Ewigkeit.»

Da macht es sich die Zeitung GAKUJIN aus Japan einfacher. Sie zählt auf, was alles ferienhalber in den Alpen getan werden kann. Von Ski fahren über Mountainbiken, Bobfahren bis Wandern. Wer allerdings genauer hinter die japanischen Schriftzeichen schaut, findet als Autor des Artikels einen ehemaligen Mitarbeiter von Schweiz Tourismus.

Merci für die Reise

Zum Schluss noch ein Blick in die russischsprachige ukrainische Zeitung ZAGRANIZA. Sie widmet der von Schweiz Tourismus organisierten Journalisten-Reise durch die Schweiz auch einen ausführlichen Artikel.

Der Text ist des Lobes voll für die landschaftlichen Schönheiten des Landes. Für die «Mini-Bar» in den Zügen und die sprichwörtliche Gemütlichkeit in den Schweizer Hotels.

Einen besondern Eindruck hinterliess der öffentlichen Verkehr in der Schweiz:

«Am Anfang kann man einfach nicht fassen, wie geordnet und sorgfältig organisiert das System funktioniert – arbeiten doch nicht Roboter sondern gewöhnliche Menschen. Und wenn man dann nach Hause zurückkehrt, ist es um so unverständlicher, warum hier das Transport-System nicht gemäss Fahrplan funktioniert.»

Am Ende der Reportage findet sich ein fett gedruckter Abschnitt, in dem sich die Redaktion der Zeitung ZAGRANIZA bei Schweiz Tourismus für die «hervorragend organisierte Reise» bedankt.

swissinfo, Urs Maurer

Weltweit machen die Berggebiete 26% der Landfläche aus.
Rund 12% der Erdbevölkerung leben in Berggebieten.
Die Schweiz liefert dem Ausland über ihre Flüsse 1700 Kubikmeter Wasser pro Sekunde.
Das sind 1,7 Mio. Flaschen Mineralwasser pro Sekunde.
In Seen, Gletschern und im Grundwasser lagern weitere 360 Mrd. Kubikmeter Wasser.

Die zuständigen Stellen des Bundes setzten sich folgende Ziele für das Jahr der Berge:

Die Bevölkerung im Unterland für eine nachhaltige Berggebiets-Entwicklung sensibilisieren.

Die Solidarität zwischen ländlicher und städtischer Bevölkerung stärken.

Konkrete mittel- und längerfristige Projekte lancieren, die zu einer exemplarischen Entwicklung im Berggebiet anstossen.

Die Handlungs-Bereitschaft der privaten und öffentlichen Akteure zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung des Berggebietes im In- und Ausland erhöhen.

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