Die Schweiz sorgt sich um Flüchtlinge in Darfur
Die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey ist in den Sudan gereist. Sie will sich einen Eindruck über die humanitäre Krise in der Region Darfur verschaffen.
In der Region Darfur drohen Hunderttausende von Menschen zu verhungern. Etwa eine Million sind nach UNO-Angaben auf der Flucht.
Der erste Tour-Stopp der Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), Micheline Calmy-Rey, war die Region Darfur im Westen des Sudan. Sie besuchte dort zuerst eines der Flüchtlingslager, die für die Vertriebenen in der Gegend eingerichtet wurden.
Das Lager El Fasher wird vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) geleitet. Die EDA-Chefin führte Gespräche mit Vertretern des IKRK und des sudanesischen Roten Halbmondes, wie das EDA mitteilte.
Schätzungen zufolge sind mehr als eine Million Menschen in der Region Darfur heimatlos geworden, nachdem im Jahr 2003 Kämpfe zwischen Rebellengruppen und Regierungskräften ausgebrochen sind.
Sich ein eigenes Bild machen
«Die humanitäre Krise in Darfur ist sehr ernst. Aussenministerin Calmy-Rey will sich selbst ein Bild der Situation machen», sagt die Diplomatin Carine Carey, Mitglied der Delegation, die den Sudan besucht.
«Frau Calmy-Rey wird verschiedene Lager besuchen und sich mit lokalen Behörden und Repräsentanten von internationalen humanitären Organisationen treffen, welche die Schweiz unterstützt», erklärt Carey im Vorfeld der Reise gegenüber swissinfo.
Walter Fust, Direktor der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des EDA, Raimund Kunz, Botschafter der Schweiz im Sudan mit Sitz in Kairo, sowie Josef Bucher, Botschafter für Konfliktbearbeitung, sind weitere Mitglieder der von Calmy-Rey angeführten Delegation.
Friedens-Vermittler
Die Schweiz spielte beim Waffenstillstand zwischen der Moslem-Regierung und den Rebellen im christlichen Süden eine Schlüsselrolle. Trotz des Friedensschlusses im Südsudan ist der andere Konflikt, der seit 2003 in Darfur, im westlichen Teil des Landes besteht, nicht beendet worden.
Gemäss Carey wird Calmy-Rey in Khartum, der zweiten Station ihrer Reise, mit der sudanesischen Regierung über den Friedenprozess und die bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern sprechen.
Das EDA wollte keine Auskunft darüber geben, ob Calmy-Rey in den Sudan reist, um ein Friedensabkommen für Darfur zu vermitteln.
Hunger und Krankheiten
Anfang dieses Monates hatte Calmy-Rey die internationale Gemeinschaft bei einer Spender-Konferenz in Genf gebeten, mehr zu tun, um den Opfern in Darfur zu helfen. «Diese Krise erfordert eine rasche und umfangreiche humanitäre Hilfe», erklärte Calmy-Rey damals den Delegierten in Genf.
Bei der Konferenz in Genf warf der UNO-Nothilfe-Koordinator Jan Egeland der sudanesischen Regierung vor, sie unterstütze arabische Milizen, welche ethnische Säuberungen unter den Schwarzafrikanern im Westsudan durchführten.
Gemäss UNO-Informationen brauchen bis zu zwei Millionen Menschen Nahrungs- und andere Hilfsmittel. Es wird geschätzt, dass rund 150’000 Menschen vor den Kämpfen in den benachbarten Tschad geflohen sind. Weiter sollen bei den Unruhen bis 10’000 Menschen ihr Leben verloren haben.
Die Not wird noch grösser
Hilfswerke können den massiven Hilfs-Bedürfnissen der Menschen in Darfur allein nicht gerecht werden, sagte die Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières. Auch verstärkte Bemühungen reichten nicht, eine Hungersnot zu verhindern, die wahrscheinlich Tausenden Menschen das Leben kosten wird.
Die UNO hat zudem davor gewarnt, dass mit dem Einsetzen der Regenzeit der Transport von Nahrungsmitteln und Hilfsgütern schwieriger wird. Weiter befürchtet man den Ausbruch von Krankheiten wie Durchfall, Masern, Meningitis und Malaria.
swissinfo, Anna Nelson in Genf
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)
Seit Beginn der Krise 2003 leistet die Schweiz humanitäre Hilfe an die Opfer des Darfur-Konflikts. Sie unterstützt das Welternährungsprogramm WFP, das Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR, IKRK und Schweizer Nichtregierungs-Organisationen. Bis jetzt beläuft sich ihre Hilfe auf 6,4 Mio. Franken.
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