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Die Schweiz zwischen Profit und Skepsis

Bundespräsident Pascal Couchepin zwischen dem Amerikaner Bush und dem Europäer Prodi. Keystone

Am Gipfeltreffen G-8 in Evian sind zahlreiche Initiativen eingeleitet worden. Die Schweiz dürfte davon Nutzen ziehen.

Doch zweifeln Schweizer Beobachter daran, ob der «Transatlantische Graben» in Evian wirklich zugeschüttet wurde.

Am Genfersee scheint die Ruhe an der Oberfläche wieder etwas eingekehrt zu sein. Das Strassenbild in Lausanne und Genf normalisiert sich trotz Nach-Krawallnächten, und Frankreich will die Schäden mittragen. Es bleibt die Frage offen, ob die G-8-Länder, der «Club der Reichen», als einzige neben den Gewalt-Touristen von diesem Anlass profitierten.

Ursprünglich dienten die G-7-, dann die G-8-Meetings dazu, dass sich die Staatsmänner dieser am meisten industrialisierten Länder ausserhalb vom offiziellen Rahmen treffen konnten, um Lösungen für Wirtschaftsprobleme zu suchen. Dann mischten sich politische Traktanden in die Agenda. Diese, da eher kontrovers, zeigten den Dissens der Teilnehmer klarer auf.

Über den Umweg multilateraler Organisationen

In den drei Tagen des Treffens sind 17 Dokumente verabschiedet worden: Aktionspläne rund um die Probleme Wasser, Wissenschaft und Technologie, Hunger, Terrorismusbekämpfung etc. Patrick Leduc, stellvertretender Chef der schweizerischen OECD-Delegation, bringt es auf den Punkt.

«Unzweifelhaft profitiert auch die Schweiz davon. Der G-8-Gipfel verfügt über kein eigenes Sekretariat, um die Dossiers vorzubereiten. Also tun dies die internationalen Organisationen, die auch das Fachwissen verfügen. Als Mitglied dieser multilateralen Instanzen kann die Schweiz somit auf diese Dossiers einwirken, sowohl in der Vorbereitung als auch nachher im Durchführen der Entscheide.»

Mit anderen Worten, auch Länder, die selber nicht dem «Club der Reichen» angehören, partizipieren.

Show der Eintracht

Wie Politik und Wirtschaft die Geister scheiden oder Zusammenarbeit nahelegen, zeigte sich in Evian rund ums Zuschütten des transatlantischen Grabens oder bei der Dollarpolitik. Diesen Frühling hatte ja die Hälfte der G-8-Länder die Politik der USA nicht gutgeheissen, einen Krieg in Irak ohne die Zustimmung der UNO zu führen.

In Evian nun zeigte man wieder Eintracht, beim Wiederaufbau des Iraks soll gemeinsam vorgegangen werden. Doch Schweizer Beobachter erlauben sich einige Skepsis. «Die Eintrachts-Show war so genuin wie man das heute eben hinkriegen kann. Es gab aber auch wirkliche Zusammenarbeit in gewissen Bereichen», sagt Jürg Martin Gabriel, politischer Analyst an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH).

Dollar-Skepsis

«Bestimmt werden die USA in gewissen Bereichen des Wiederaufbaus weiterhin unilateral vorgehen», glaubt Gabriel. Er zweifelt ebenfalls an der Ehrlichkeit des US-Präsidenten, als er am Gipfel in Evian bekräftigte, sein Land wolle eine starke Währung. «Weshalb sollte Bush einen starken Dollar wollen», fragt sich Gabriel, «wenn ein schwacher Dollar seine Wirtschaft ankurbeln kann».

So wurde denn auch die Währungsstabilität im Schluss-Statement von Evian nicht erwähnt. «Stabile Währungen sind aber vital für ein gesundes wirtschaftliches Wachstum», sagt Stefan Eitenmüller vom Basel Economics (BAK). Andererseits, so Eitenmüller, seien die Märkte eh nervös und reagieren deshalb sehr stark auf Zeichen, was die Währungsvolatilität nochmals erhöht.

«Wenn Elephanten miteinander kämpfen», liess sich Pascal Couchepin gegenüber swissinfo vernehmen, der als Staatsoberhaupt der Schweiz ebenfalls am Gipfel zugegen war, «zittert der ganze Wald». Doch der Frost zwischen Jacques Chirac und Georg Bush sei, so Couchepin, während des Treffens merklich aufgetaut.

swissinfo, Anna Nelson und Jean-Didier Revoin

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