Die Unfallprävention im Sport ist mangelhaft
In der Schweiz verunfallen jährlich rund 300'000 Menschen beim Sporttreiben. 2004 kamen dabei 197 Personen ums Leben.
Die Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung will diese Entwicklung aufhalten. Ziel ist, bis 2010 die Zahl der Schwerverletzten um 10% und jene der Todesopfer um 30% zu reduzieren.
Sportunfälle kosten die Schweizer Volkswirtschaft jährlich mindestens zwei Mrd. Franken. 10’000 der etwa 300’000 Menschen, die bei sportlichen Aktivitäten in einem Jahr verunfallen, verletzen sich derart schwer, dass sie länger als eine Woche im Spital bleiben müssen.
Nach Ansicht der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) führt die Unfallprävention im Sport trotz dieser erschreckenden Zahlen ein Schattendasein. Sportpolitik werde in erster Linie – und fast ausschliesslich – mit Sportförderung gleichgesetzt.
Tendenz steigend
Für die bfu wirft die wachsende Anzahl sportlich Aktiver und der Wandel in der Art des Sporttreibens auch neue Probleme auf: Die bfu-Sportfachleute befürchten für die kommenden Jahre nicht nur einen Anstieg der Unfallzahlen, sondern auch eine Zunahme der Verletzungsschwere.
Die Sportunfall-Prävention brauche deshalb frische Impulse, schreibt die bfu in einer Medienmitteilung vom Dienstag.
Mehr Platz für Unfallprävention
Die bfu hat sich zum Ziel gesetzt, diese Entwicklung nicht nur aufzuhalten, sondern die Zahl der Todesfälle im Sport bis zum Jahr 2010 um rund 30% und jene der Schwerverletzten um 10% zu senken.
Doch das sei nur möglich, wenn der Unfallprävention in der Sportpolitik mehr Platz eingeräumt werde. Die bfu habe alle Voraussetzungen, dazu einen substanziellen Beitrag zu leisten: Forschung und Wissen sowie die nötige nationale und internationale Vernetzung.
Sportpolitik ist gefordert
Doch solange Politik und Bevölkerung der Meinung seien, Verletzungen gehörten zum Sport gehörten und müssten deshalb akzeptiert werden, seien der Sportunfall-Verhütung enge Grenzen gesetzt, sagte bfu-Vizedirektor Jörg Thoma.
Die Beratungsstelle fordert deshalb, dass der Unfallprävention und den Erkenntnissen der Sportunfall-Forschung in der Schweizer Sportpolitik mehr Platz eingeräumt wird.
Fazit für den bfu-Vizedirektor: «Es ist höchste Zeit, dass der Sportunfall-Verhütung gleichviel Gewicht beigemessen wird wie der Förderung des Sporttreibens.»
swissinfo und Agenturen
Mit durchschnittlich 52’800 Verletzten zwischen 2000 und 2004 ist Fussball der unfallreichste Sport in der Schweiz.
An 2. Stelle folgt Skifahren mit 44’300 Verletzten (Snowboarden: 25’800).
Im 3. Rang ist Radfahren mit 28’400 Verunfallten.
Die Bergsportarten (Wandern, Klettern) sind die gefährlichsten: 2004 fanden über 90 Personen den Tod.
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