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Durian – die Königin aller Früchte

Christian Zingg

Die bewegendsten und spannendsten Erlebnisse, die ich bis jetzt in Singapur gehabt habe, sind alle mit Essen verbunden. Dabei ragen die Erfahrungen mit einer ganz besonderen Frucht heraus.

Auf einem Ausflugsboot zu einer kleinen Insel neben Singapur nehme ich plötzlich einen beissenden Gestank wahr. Ich frage mich, ob mit dem Bootsmotor etwas nicht in Ordnung ist und ob irgendwo Benzin ausläuft, denn der Geruch erinnert mich stark an eine Tankstelle. Alle anderen Europäer auf dem kleinen Boot rümpfen ebenfalls die Nase, während die Einheimischen scheinbar nichts bemerkt haben.

Es dauert eine Weile, bis ich feststelle, dass der Geruch nicht aus der Richtung des Bootsmotors kommt, sondern von einer grünen, melonengrossen, stacheligen Frucht, die der Bootsbegleiter neben mir aufgeschnitten hat. Er bietet mir ein ziemlich grosses Stück an. Vor allem aus Höflichkeit, aber auch aus Neugier, nehme ich den Schnitz an. Man nenne sie «Durian – die Königin aller Früchte» und ich solle mich vom Gestank nicht irritieren lassen. Der Gedanke, dass stinkiger Schweizer Käse ja bestens schmecken kann, ermutigt mich, vorsichtig in das schleimige, gelbliche Fruchtfleisch zu beissen.

Das Fruchtfleisch fühlt sich ähnlich an wie das einer Avocado, nur faseriger und gleichzeitig weicher. Der Geschmack ist abscheulich, ein Gemisch aus überreifer Melone und fauler Banane. In dem Moment, als ich das Stückchen Durianfleisch herunterschlucke, wird mir speiübel. Ich bin extrem erleichtert, dass die Touristin neben mir ebenfalls Durian probieren will. So kann ich den Rest meines Stückes elegant loswerden.

Durian ist überall

Diese eigenartige Frucht begegnet einem in Singapur immer wieder in anderer Form. Beim Bäcker wird einem Donut mit Durianfülllung angeboten, im Restaurant steht Durianeis auf der Dessertkarte, und beim Kaffeestand an der Ecke gibt es sogar Cappuccino mit Duriangeschmack. Verkauft werden die Durianfrüchte im Supermarkt, jedoch am häufigsten sieht man sie bei Gemüse- und Früchteständen an der Strassenecke. Dort werden sie zu meterhohen Türmen aufgebaut, was sehr ästhetisch aussieht, am penetranten Geruch aber nichts ändert.

Kaum verwunderlich erscheint mir inzwischen das neben den üblichen Rauchverbotsschildern angebrachte Symbol, welches das Mitbringen von Durian in der U-Bahn untersagt. Aus Sicht der Taxifahrer ist ebenfalls nachvollziehbar, warum Fahrgäste mit Durian im Gepäck gebeten werden, ihre Einkäufe im Kofferraum zu verstauen.

Diesen Transporthindernissen für Durianliebhaber wird Abhilfe geschaffen: Neben den meisten Marktständen werden Tische aufgestellt, wo man die Durianfrüchte gleich verzehren kann. Ein grosser Eimer neben dem Tisch steht für die Abfälle bereit, die bei einer Durian den grössten Teil ausmachen. Von einer Durianfrucht wird nämlich nur das Fruchtfleisch um den Fruchtkern gegessen. Der grösste Teil, die Schale, ist zu hart und der Kern selber ist ungeniessbar. Eine Durian kostet ungefähr fünf Schweizer Franken, das heisst für den essbaren Teil bezahlt man einen sehr hohen Kilopreis.

Nichts für mich

Die Überlegung, dass es sich bei einem so hohen Preis eigentlich um eine Delikatesse handeln muss, und der Ratschlag von verschiedenen Singapurianern, man müsse Durian dreimal probieren, um sie zu mögen, haben mich dazu bewegt, es noch einmal zu versuchen. Ich habe Durianeis, den Durian Donut und sogar die frische Frucht noch einmal ausprobiert. Fazit: Diese angebliche Delikatesse mag noch so schön aussehen, noch so teuer sein und einen noch so edlen Namen haben. Für mich ist sie ungeniessbar.

swissinfo, Christian Zingg, Singapur

Immer häufiger reisen auch Jugendliche für längere Zeit ins Ausland.

Studenten profitieren von Austauschprogrammen.

Zu ihnen gehört Christian Zingg, der ein Semester in Singapur absolviert.

Von dort berichtet er für swissinfo regelmässig über seine Erlebnisse.

Geboren am 2. Oktober 1986 in Bern.

Die Schulen absolvierte er mehrheitlich in Bern. Von August 2003 – Juni 2004 machte er ein Austauschjahr an der Highschool in Portage, Indiana, USA.

Er studiert in Bern Volkswirtschaftslehre und als Nebenfächer Politikwissenschaft und Philosophie.

Neben seiner Muttersprache Deutsch spricht er Englisch und Französisch.

Zu seinen Hobbys zählen Saxophon spielen, Badminton und Lesen.

Sein 5. Semester (August 08 bis Januar 09) verbringt er an der Singapore Management University (SMU).

Es handelt sich nicht um ein Erasmus-Programm, sondern um ein bilaterales Abkommen zwischen der Uni Bern und der SMU. Pro Jahr stehen vier Studienplätze für Studenten von Bern zur Verfügung.

privat

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