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Ein Porträt kommt Nestlé teuer zu stehen

Nestlé setze alles daran, das Urteil auf ein vernünftiges Mass herunterzuschrauben. Keystone

Nestlé muss einem Amerikaner 15,6 Mio. Dollar Schadenersatz bezahlen. Der Konzern hatte den Mann unrechtmässig auf einer Kaffeepackung abgebildet.

Der Lebensmittel-Multi droht, das Urteil an die nächste Instanz weiterzuziehen.

Nestlé habe die Rechte an dem Foto-Porträt, das jahrelang auf einer Kaffepackung abgebildet war, nicht besessen, bestätigte Konzernsprecher Francois Perroud einen Bericht der «Los Angeles Times».

Russell Christoff, ein Fotomodell und Schauspieler aus Nordkalifornien, hatte 1986 zwei Stunden lang für ein Fotoshooting von Nestlé Kanada posiert. Vor knapp drei Jahren entdeckte er dann beim Einkaufen in Kalifornien sein Abbild auf einem Nestlé-Kaffeekrug, wie die «Los Angeles Times» berichtete.

100’000 Dollar Abfindung abgelehnt

Daraufhin brach eine rechtliche Auseinandersetzung mit dem US-Zweig von Nestlé los. Erst schlug der inzwischen 58-jährige Mann eine Abfindung von 100’000 Dollar aus und forderte 8,5 Millionen, was Nestlé wiederum ablehnte.

Vergangene Woche nun verurteilte das Geschworenengericht im kalifornischen Glendale Nestlé USA zur Zahlung von 15,6 Millionen Dollar an den Mann wegen des Gebrauchs seines Bildes und dem daraus gezogenen Gewinn.

Die Abfindung beinhaltet 5% des von Nestlé mit der Kaffeemarke «Taster’s Choice» zwischen 1997 und 2003 erwirtschafteten Gewinns.

Während dieser Zeit hatte Nestlé den gefriergetrockneten Kaffee mit dem Abbild des Mannes in den USA, Mexico, Südkorea, Japan, Israel und Kuwait verkauft. In Kanada war das Bild bereits ab 1986 verwendet worden, allerdings rechtmässig.

Summe «absurd hoch»

Der Anwalt des Ex-Models zeigte sich nach der Gerichtsverhandlung erstaunt über die hohe Abfindung. Damit habe er nicht gerechnet.

Auch Nestlé zeigte sich überrascht. Die von den Geschworenen gesprochene Summe bezeichnete Nestlé-Sprecher Perroud auf Anfrage in Vevey als «absurd hoch». Sie müsse noch vom Richter bestätigt werden und Nestlé werde alles daran setzen, diese auf ein vernünftiges Mass herunterzuschrauben.

Gelinge dies nicht, so sei mit einem Weiterzug des Urteils zu rechnen. Der betreffende Angestellte sei damals davon ausgegangen, dass das Bild zur Verwendung freigegeben worden sei.

Zufall spielte mit

Der auf den «Taster’s Choice»-Produkten abgebildete Mann hat nach Auftritten in Trainingsvideos und einer eigenen Fernsehshow seine Karriere als Schauspieler und Model inzwischen an den Nagel gehängt und ist laut Angaben «Los Angeles Times» in seiner Heimatgemeinde in Kalifornien als Kindergärtner tätig.

Er habe etwas völlig anderes gesucht, als er beim Einkaufen ganz zufällig über sein Bild gestolpert sei. Er wisse ganz genau, wieso er es nicht vorher entdeckt habe. «Ich kaufe nie Instant-Kaffee», sagte er. «Ich bevorzuge ganze Bohnen.»

swissinfo und Agenturen

Nestlé bildete jahrelang unrechtmässig das Porträt eines US-Schauspielers auf einer Kaffeepackung ab.

Der Schauspieler schlug eine Abfindungs-Angebot in der Höhe von 100’000 Dollar aus.

Stattdessen forderte er 8,5 Mio. Dollar, was Nestlé wiederum ablehnte.

Schliesslich verurteilte das Geschworenengericht im kalifornischen Glendale Nestlé zu einer Zahlung von 15,6 Mio. Dollar.

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