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Ein Schweizer Klub in China, Version 2.0

Im Sommer 2010 führte der Schweizer Klub eine "Fussball-WM" durch. Gefährliche Szene vor dem "argentinischen" Tor. Swiss Club Shanghai

Der Schweizer Klub in der chinesischen Millionenstadt Shanghai wurde bereits zweimal gegründet. Einmal in den wilden 1920er-Jahren, das zweite Mal kurz vor der letzten Jahrhundertwende. Heute hat sich der Klub Abwechslung auf die Fahne geschrieben.

Ein modernes Bürohochhaus an der Lu Jia Zui Dong Road in Shanghai, inmitten der bekannten Skyline des Stadtteils Pudong.

Hier im 33. Stock arbeitet Patrick Scheibli, vor einer sagenhaften Aussicht auf die Stadt.

Der Präsident des Swiss Club Shanghai hat eine ganz besondere Beziehung zu dieser Stadt – und zu deren Schweizer Klub: «Meine Grosseltern waren schon in den 1920er-Jahren Mitglieder des ersten Schweizer Clubs in Shanghai.»

Seine Grosseltern hatten etwa 25 Jahre in der damals und heute wieder modernsten Stadt Chinas gelebt. Während dieser Zeit war auch Scheiblis Mutter geboren worden.

1950 musste die Familie während der Entstehung der heutigen Volksrepublik China wegen der explosiven politischen Situation das Land verlassen. Auch dem Klub sollte das Glück nicht hold sein: Bereits um 1940 herum wurde er von den Chinesen verboten, das Klubhaus wurde enteignet.

Erst 1997 entstand der Klub in seiner heutigen Form wieder – ohne Klubhaus. Das Gebäude stehe noch, weiss der 42-jährige Geschäftsführer, der vor seiner Anstellung in Shanghai bereits etwa 10 Jahre in Thailand, Indonesien und Vietnam gelebt und ebenfalls im Frachtbereich gearbeitet hatte.

«Keine Minute gezögert»

«Als ich 2001 das Angebot von meinem jetzigen Arbeitgeber bekam, nach Shanghai zu gehen, war das für mich ganz klar. Ich zögerte keine Minute!»

Klar war für ihn auch von Anfang an, dass er dem Schweizer Klub beitreten und dort aktiv mitmachen möchte. Er habe sich gar nicht selber darum bemühen müssen, betont Scheibli: «Als ich mich auf dem Konsulat anmeldete, wurde mir ein Anmeldeformular in die Hände gedrückt und gleich ein Anlass schmackhaft gemacht.»

«Präsidenten-Tradition»

Sehr bald schon sei er Mitglied geworden, und nicht lange danach habe man ihn gefragt, ob er nicht auch im Vorstand mitmachen möchte, erzählt der Basler in seinem Büro.

Seit 2006 ist er nun Präsident des Swiss Club, und er führte damit quasi eine Tradition weiter: «Seit der Wiedergründung 1997 ist bis jetzt jeder Präsident aus Basel gekommen», sagt er lachend.

Immerhin ist er der Dritte in dieser Reihe. Und er ergänzt: «Ich hoffe, dass auch mein Nachfolger – ich weiss zwar noch nicht, wann es soweit sein wird – auch aus Basel kommen wird.»

Abwechslung in den Alltag bringen

Der Swiss Club Shanghai sei offen für alle, betont der Präsident. So seien heute vom Studenten bis zu Geschäftsleuten verschiedenste Menschen aus fast 50 Nationen im Club vertreten.

«Mir macht es Spass, Anlässe zu organisieren», erklärt Scheibli. «Das ist etwas, was die Community braucht, etwas, was ein bisschen ablenkt vom Alltäglichen hier in China.» Natürlich machten die Vorstandsmitglieder das alles in Fronarbeit. «Aber es wird auch geschätzt.»

Breites Programm

Geschätzt werden die Anlässe anscheinend auch von Nicht-Schweizern, denn die Abwechslung wird beim Swiss Club grossgeschrieben. «Wir haben nicht das sture Prinzip, dass jedes Mal alles gleich ist.» So werde beispielsweise auch Wert darauf gelegt, für Anlässe jedes Mal einen anderen Ort zu finden. Wahrscheinlich kämen diese Leute auch gerne, «weil unsere Anlässe sehr locker sind».

Zudem seien diese immer unterschiedlicher Art, betont Scheibli: Sportanlässe, Kochabende, kulturelle Anlässe, Museumsbesuche, Rundgänge durch historische Viertel, Weinabende, bei denen jedes Mal andere Länder vorgestellt werden, Filmabende mit Schweizer Filmen in Deutsch oder Französisch. «Wir haben Mitglieder aus allen Landesteilen. Da muss die Balance sichergestellt sein.»

Gute Zusammenarbeit

Ein Kränzchen winden möchte Scheibli zum Schluss des Gesprächs dem Schweizer Generalkonsulat in Shanghai. Die Zusammenarbeit mit dieser offiziellen Schweizer Anlaufstelle sei ausgezeichnet, sagt er.

«Das war nicht überall immer der Fall, was ich sonst so im Ausland erlebt und gesehen habe. Aber hier funktioniert es.»

Als Beispiel nennt er den Motorrad-Grandprix von Shanghai, an dem auch der Schweizer Weltmeister Tom Lüthi teilgenommen hatte: Die Information vom Generalkonsulat sei früh genug gekommen, um einen Apéro zu organisieren.

«Das war natürlich toll: Einen Weltmeister hat man nicht jedes Mal.» Einen Bundesrat oder eine Bundesrätin hingegen kann der Klub in Shanghai zur Zeit fast einmal im Monat begrüssen.

Der Schweizer Klub hat etwa 300 Mitglieder aus rund 20 Nationen.

Der heutige Klub wurde 1997 neu gegründet, nachdem der erste Schweizer Klub um 1940 herum geschlossen worden war.

Ziel des Klubs ist es, das Sozialleben der Schweizerinnen und Schweizer in Shanghai zu pflegen und das Familienleben mit Aktivitäten und Events zu unterstützen.

China (inkl. Hong Kong) ist seit 2002 der wichtigste Handelspartner der Schweiz in Asien.

China ist hinter der EU und den USA der drittwichtigste Zulieferer.

Für Schweizer Produkte ist das Reich der Mitte hinter der EU, den USA und Japan der viertwichtigste Absatzmarkt.

In China sind rund 300 Schweizer Firmen mit etwa 700 Niederlassungen tätig.

Zudem wird das riesige Land (2009: 1,334 Mrd. Menschen) für den schweizerischen Tourismus immer wichtiger.

2009 lebten 3352 Schweizerinnen und Schweizer in China.

Die Schweiz und China feiern am 14. September 60 Jahre bilaterale Beziehungen.

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