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Euro 2008: Deutschland logiert im Tessin

Der deutsche Teammanager Oliver Bierhoff mit Bixio Caprara, Direktor des Sportzentrums Tenero. ti-press

Die deutsche Fussball-Nationalmannschaft hat entschieden: Sie bezieht ihr Hauptquartier während der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz im südlichsten Schweizer Kanton, dem Tessin.

Möglicherweise werden auch andere Teams, die sich für die Euro 2008 qualifiziert haben, im Tessin logieren. Doch in dieser Frage wird derzeit noch hartnäckig geschwiegen.

Tenero und Ascona im italienischsprachigen Kanton Tessin werden während der Euro 2008 fest in deutscher Hand sein.

Die Nationalmannschaft des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) richtet im nächsten Juni ihr EM-Hauptquartier am oberen Ende des Lago Maggiore ein.

«Es ist wie eine vielversprechende Liebesgeschichte, die nach einer langen Phase der Umwerbung zu blühen beginnt», umschrieb Gabriele Gendotti, Tessiner Regierungsrat, den Entscheid gegenüber swissinfo.

«Wir haben die Nationalmannschaft regelrecht umschwärmt und ihr alle Vorteile gezeigt, die das Tessin einem derart prestigeträchtigen Gast bieten kann.»

Dazu gehörte namentlich der Wunsch nach Ruhe und Diskretion, wie der deutsche Teammanager Oliver Bierhoff im Nationalen Jugendsportzentrum in Tenero sagte.

«Es war schwierig, unser Ziel zu erreichen, denn die Ansprüche während einer EM-Endrunde sind sehr hoch», betonte er.

«Wohlfühl-Oase»

«Wir haben hier das Paradies gefunden», sagte Bierhoff, der in den letzten Monaten viele Anlagen in der Schweiz und in Österreich besichtigt hat.

Für Bierhoff, der in seiner Fussballerkarriere einige Jahre in Italien gespielt hat, ist das Italienische kein Problem. «Ins Tessin zu kommen, ist für mich ein wenig, wie nach Hause zurückzukehren», sagte er gegenüber swissinfo.

«Für die Südschweiz gab letztlich den Ausschlag, dass es hier eher ruhiger und diskreter ist als in Österreich. Das Tessin ist eine wunderschöne und deutschfreundliche Region. Und das Italien-Feeling soll ebenfalls zu einer Wohlfühl-Oase beitragen.»

Profis und Jugend

In Tenero wird das deutsche Nationalteam, das sich als erste Mannschaft nach den Organisatoren Schweiz und Österreich für die EM-Endrunde qualifiziert hat, zwischen den Spielen trainieren.

Das Nationale Trainingszentrum wird während dem Turnier zweigeteilt. Drei Fussballplätze, Fitness-Räumlichkeiten und eine grosse, in ein Medienzentrum umfunktionierte Halle sind für die Deutschen reserviert.

Der Rest der riesigen Anlage steht weiterhin der Schweizer Sportjugend zur Verfügung.

Logieren wird die deutsche Mannschaft in dem nur wenige Kilometer von Tenero entfernten Luxushotel Giardino in Ascona. Zu den Spielen fliegt der Tross vom ebenfalls nahe gelegenen Flughafen Lugano.

Lautsprecher

Klar ist aber auch, dass eine Mannschaft wie die deutsche, die immer wieder für einen Titelgewinn gut ist, eine grosse Medienpräsenz verursacht.

«Wir erwarten etwa 300 deutsche Journalisten, die täglich über die Mannschaft berichten werden», erklärte Bierhoff. «Und sie werden dabei natürlich auch über das Tessin sprechen.»

Die Berichterstattung dürfte sich auch wirtschaftlich positiv auswirken. «Wir haben keine Studie über die finanziellen Auswirkungen», sagte Regierungsrat Gendotti. «Aber es ist offensichtlich, dass wir auf diversen Niveaus davon profitieren können, zum Beispiel im Tourismus.»

Weitere Teams?

Welche anderen Teams ebenfalls im Tessin oder in weiteren Schweizer Kantonen logieren werden, wollte Matthias Remund, Direktor des Bundesamts für Sport, nicht sagen. Er insistierte vielmehr auf die Gastgeberrolle der Schweiz.

«Unser Zeil ist es, ein grosses Sportfest zu bieten – für die gesamte Bevölkerung. Und ich bin schon jetzt sicher, dass sich die ganze Schweiz vom Euro-Fieber wird anstecken lassen.»

Während der WM 2006 in Deutschland habe man gesehen, was Gastfreundschaft bedeuten könne, so Remund. «Die Schweiz sollte in der Lage sein, mindestens ebenso viel zu bieten.»

swissinfo, Françoise Gehring, Tenero
(Übertragen aus dem Italienischen: Christian Raaflaub)

Neben der deutschen Nationalmannschaft wird auch die schweizerische im Tessin logieren.

Sie hat Lugano zu ihrem Vorbereitungs-Quartier bestimmt.

Während der Europameisterschaft werden die Schweizer in Zürich ihr Hauptquartier aufschlagen.

Über die anderen Teams sind keine Indiskretionen durchgesickert.

Einzig von den Italienern kursieren Gerüchte über einen möglichen Aufenthalt im Tessin.

Die deutsche Delegation besteht aus rund 50 Personen, darunter 23 Spieler. Um die 300 Journalisten werden das Team begleiten.

Die Nationalmannschaft wird im Fünfsterne-Hotel Giardino in Ascona logieren. Trainiert wird im Nationalen Jugendsportzentrum in Tenero.

Dort wird auch das Medienzentrum für die Deutschen eingerichtet – in einem neuen Gebäude, das vom Star-Architekten Mario Botta realisiert wurde.

Die Euro 2008 soll der Schweiz Einkünfte im Umfang von zwischen 0,14 und 0,18% des Bruttoinland-Produkts (BIP) bringen.

Erwartet werden in der Schweiz zwischen einer und 1,4 Millionen ausländische Zuschauer, die 175 bis 230 Millionen Franken ausgeben werden.

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