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Europa will Kampf gegen Aids verstärken

In West- und Zentraleuropa sind rund 740'000 Menschen HIV-positiv. Keystone

Die Schweiz begrüsst es, dass die Europäische Union den Kampf gegen die Krankheit HIV/Aids auf die höchste politische Ebene gehoben hat.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel versprach an einer Aids-Konferenz in Bremen vor den EU-Gesundheitsministern und Gesundheitsexperten, Aids bei den EU- und G8-Gipfeln im Juni ganz oben auf die Agenda zu setzen.

«Das war der wichtigste Aspekt an dieser Konferenz», erklärte Roger Staub, Programmleiter Aids beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), gegenüber swissinfo. «Es ist wichtig, dass politische Massnahmen ergriffen werden.»

Rund 600 Regierungsvertreter und Gesundheitsexperten aus der Europäischen Union und benachbarten Ländern, einschliesslich der Schweiz, nahmen Montag und Dienstag an der Konferenz in Bremen teil.

Weltweit sind rund 40 Millionen Menschen mit dem HIV-Virus infiziert oder an Aids erkrankt. In West- und Zentraleuropa, wo rund 740’000 HIV-infizierte Menschen leben, wurden bei der Behandlung der Krankheit grosse Fortschritte erzielt. So konnte die Lebensdauer vieler Patienten erhöht werden.

Gleichzeitig mit den therapeutischen Erfolgen wird ein vermindertes Interesse an der Aids-Prävention und ein Wiederaufleben risikoreicher sexueller Praktiken innerhalb der europäischen homosexuellen Gemeinschaften registriert. Deshalb hat sich die Zahl der Menschen, die sich mit dem HIV-Virus infiziert haben, erhöht.

In der Schweiz tragen drei von tausend Menschen das HIV-Virus in sich. Eine bessere Prävention hat zwar die Infektionsraten unter Drogenabhängigen und Immigranten gesenkt. Seit 2003 haben sich jedoch die Neuinfektionen bei homo- und bisexuellen Männern verdoppelt.

«Eines unserer grössten Anliegen ist der Kampf gegen die neue Epidemie unter den homosexuellen Männer», sagt Staub. «Wir fragen uns, was geschehen ist. Wir suchen immer noch Möglichkeiten, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Aber wir haben in Bremen keine neuen Ideen ausgemacht.»

Problemzone Osteuropa

In Osteuropa und Zentralasien, in Regionen, in denen Aids bis vor kurzem noch nicht so weit verbreitet war, sind Epidemien unter Drogensüchtigen ausgebrochen. Die Krankheit verbreitet sich in diesen Ländern sehr schnell via heterosexuellen Geschlechtsverkehr.

«Ich bin über die Zahl der Infizierten in Ländern wie der Ukraine und Russland besorgt. Sie wächst rasch an, und die Länder befinden sich nahe Mitteleuropa und damit auch der Schweiz», sagt Staub.

Peter Piot, Geschäftsführender Direktor von UNAIDS, dem HIV/Aids-Pandemie-Koordinierungsprogramm der Vereinten Nationen, drängte die EU, ihre Anstrengungen zu verstärken, die Krankheit in Osteuropa zu bekämpfen. «Die EU und Deutschland tun viel für Entwicklungsländer, aber nicht genug für ihre Nachbarn.»

Bremer Erklärung

Die Staaten wollen sich künftig gemeinsam für preiswerte Aids-Medikamente überall in Europa einsetzen. Die Teilnehmer appellieren an die Pharmaindustrie, hierzu einen Beitrag zu leisten und mit Regierungsstellen und Organisationen sinnvolle Vertriebswege zu finden.

Ulla Schmidt, die deutsche Gesundheitsministerin, sagte, in den kommenden Monaten würden Gespräche mit den betroffenen osteuropäischen Ländern über die Preisniveaus der Medikamente aufgenommen.

Die Konferenz verpflichtete sich in der «Bremer Erklärung» unter anderem, «die politische Führung auf nationaler europäischer und internationaler Ebene zu übernehmen, um diese Pandemie zu bekämpfen».

In der Erklärung stehe alles, wofür sie sich normalerweise schon einsetzen, sagt Staub. «Aber sie ist wichtig, weil es Staaten gibt – auch in der EU –, in welchen weder homosexuelle Männer noch intravenöser Drogenkonsum akzeptiert und Wert und Notwendigkeit der Schadensbegrenzung nicht anerkannt werden.

swissinfo, Simon Bradley
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)

Gemäss der Schweizer Aids-Hilfe leben in der Schweiz rund 20’000 Frauen und Männer mit dem HIV-Virus. Zwei Menschen stecken sich täglich neu an.

Zwischen 1983 und 2005 wurde bei 8251 Menschen Aids diagnostiziert, davon 298 im Jahr 2004 und 234 ein Jahr später.

Bis jetzt sind in der Schweiz 5622 Menschen an Aids gestorben.

Seit 1981 haben sich weltweit rund 65 Mio. Menschen mit HIV infiziert; 25 Mio. sind bisher an dieser Krankheit gestorben.

Rund 40 Mio. Menschen leben momentan mit dem HIV-Virus. 2005 starben 2,8 Mio. Aidskranke, die meisten davon in Afrika.

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