Evelyne Binsack – erste Schweizerin auf dem Mount Everest
Evelyne Binsack ist die erste Schweizerin auf dem 8'848 Meter hohen Mount Everest. Die Bergführerin und Helikopterpilotin schaffte die Besteigung am Mittwoch (23.05.). Binsack wurde in der Schweiz durch die TV-Direktübertragung der Besteigung der Eigernordwand bekannt.
Lang ersehntes besseres Wetter hatte in den vergangenen Tagen am Mount Everest zu einem Ansturm auf den Himalaya-Gipfel geführt. Binnen drei Tagen stiegen über die Südroute von Nepal aus bis zum Donnerstagvormittag 56 Gipfelstürmer auf den Berg, wie das nepalische Tourismusministerium mitteilte.
Nicht für Menschen gemacht
«Der Mount Everest ist das Heikelste, das man dem eigenen Körper antun kann. Wenn ein Wetterumsturz oder sonst etwas Unvorhergesehenes eintritt, ist man schnell an seinem Tod. Der menschliche Körper ist nicht für das Leben auf 8848 Meter über Meer gebaut.»
Dies sagte der Meiringer Alpinist Bernhard Fahner gegenüber swissinfo. Fahner weiss, wovon er spricht, bestieg er doch vor rund einem Jahr selbst den höchsten Berg der Welt, der auch als das «Dach der Welt» bezeichnet wird. Fahner betonte, dass das Hauptproblem einer Everest-Besteigung für einen guten Alpinisten nicht im Technischen liege: «Die echte Herausforderung ist die Kälte, die Höhe und das Wetter. Es entscheidet über Erfolg oder Misserfolg.»
Eine Berggängerin ohne Berührungsängste mit den Medien
Von Gefahren wie Höhenlungen, Hirnödemen und Erfrierungen wenig schrecken liess sich die Bergführerein und Helikopterpilotin Evelyne Binsack aus dem Berner Beatenberg. Sie fasste den Entschluss, die Besteigung des höchsten Gipfels der Welt in Angriff zu nehmen und damit als erste Schweizer Frau auf dem «Dach der Welt» in die Annalen einzugehen.
Die 34-jährige Sportkletterin erlangte in der Deutschschweiz eine gewisse Bekanntheit, als sie im Rahmen der Fernsehsendung «Eiger Live», die SF DRS im Herbst 1999 ausstrahlte, vor den Augen des Fernsehpublikums die Eigernordwand erklomm.
Kritik an der Publizität
Im Vorfeld der Everest-Besteigung schaffte es Binsack erneut, eine gewisse mediale Beachtung auf sich zu ziehen. Unter anderem berichtete das Sportmagazin «Timeout» von SF DRS in einem längeren Beitrag über die Gipfelstürmerin. Möglicherweise wird auch nach der Gipfelbesteigung von Binsacks Erfolg zu lesen sein: Sie wurde vom Schweizer Bergsprot-Fotografen und Bergsteiger Robert Bösch begleitet, der den Aufstieg fotografisch dokumentierte.
Die Publizität rief auch Kritiker auf den Plan. Zu ihnen gehört der Freiburger Alpinist Erhard Lorétan, der selbst alle vierzehn Achttausender der Erde bestiegen: «Um die Medien und die Sponsoren zu befriedigen, sind Alpinisten versucht, Risiken einzugehen, die in einer derart extremen Umgebung ins Auge gehen können.»
Apropos Sponsoren: Binsack wird hautpsächlich von der Firma WNB Finanzanlagen AG in Stansstad gesponsert. Das Unternehmen lässt sich die Finanzierung von Binsack und Bösch rund 200’000 Franken kosten.
«Wieder einmal an die eigenen Grenzen gehen…»
Angesprochen auf das Motiv für die risikoreiche Everest-Besteigung äusserte sich Binsack kurz vor ihrer Abreise ins Himalaja-Gebiet gegenüber der «Drachebärg Zytig» – der Zeitung der Gemeinde Beatenberg – folgendermassen: «Ich freue mich auf die Wildheit der Natur, das Weggehen aus der Zivilisation mit all ihren Problemen. Es ist auch eine Herausforderung, wieder einmal an meine eigenen Grenzen zu gehen.»
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