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Experten suchen Unterstützung für Aids-Impfstoff

Fast die Hälfte aller HIV-Infizierten sind Frauen. Keystone

Rund 800 Wissenschafter und Forscher nehmen in der Schweiz an einer grossen Konferenz teil, bei der die Suche nach einem Impfstoff für Aids im Mittelpunkt steht.

Beim Treffen in Lausanne geht es in erster Linie darum, in Europa vermehrt finanzielle und politische Unterstützung für die Forschung nach einem Impfstoff zu mobilisieren.

Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen hoffen aber auch, bestehende gemeinsame Forschungsinitiativen zwischen Europa und den USA zu stärken.

«Es besteht ein dringender Bedarf für einen präventiven Impfstoff, damit wir die HIV-Pandemie in Industrie- und Entwicklungsländern endlich unter Kontrolle bringen», sagt Giuseppe Pantaleo, der Vorsitzende der Lausanner Konferenz, im Gespräch mit swissinfo.

«Ich sehe das als eine wissenschaftliche Herausforderung für eine humanitäre Sache», fügt er hinzu.

Im Hintertreffen

Laut Pantaleo liegen die europäischen Länder bei der Finanzierung und Förderung der Immun-Forschung weit hinter den USA zurück.

«Europa muss endlich aufwachen und sich bei der Suche nach einem Impfstoff ebenso ernsthaft engagieren wie auf dem Gebiet der Therapie», sagte Pantaleo, der am Universitätsspital Lausanne die Immunologie-Abteilung leitet.

Er weist darauf hin, dass die USA ungefähr 90% der weltweiten Impfstoff-Forschung finanzieren, während die europäischen Forscher gezwungen sind, bei Programmen zur Armuts- und Krankeits-Prävention um Gelder nachzusuchen.

Laut dem Nationalen Institut für Allergien und Infektionskrankheiten in den USA (NIAID) gibt die US-Regierung jährlich rund 250 Mio Dollar für die Aids-Immunforschung aus.

«In Europa gibt es kein gleichwertiges Impfstoff-Programm, aber genau so etwas brauchen wir», erklärt Pantaleo.

Unterstützung aus der Schweiz

Gemeinsame Organisatoren der Konferenz, die am Montag von Gesundheitsminister Pascal Couchepin eröffnet wurde, sind das Lausanner Universitätssspital und die EuroVacc, eine in der Schweiz ansässige Stiftung zur Entwicklung eines HIV-Impfstoffes.

An der Konferenz nehmen zahlreiche Gesundheitsexperten, Vertreter der Pharma-Industrie und Mediziner aus der ganzen Welt teil. Unter den Teilnehmern befinden sich auch 250 Spezialisten aus Entwicklungsländern sowie NIAID-Direktor Anthony Fauci und der Schweizer Nobelpreisträger Rolf Zinkernagel.

Die Organisatoren erhoffen sich einen intensiven Informationsaustausch unter den Konferenzteilnehmern über neuste Entwicklungen bei der Impfstoffentwicklung, so unter anderem über einen «vielversprechenden» ersten klinischen Versuch, der gegenwärtig in Lausanne läuft.

Pantaleo hofft, dass andere Staaten dem Beispiel der Schweiz folgen und der HIV/Aids-Forschung ebenfalls stärkere politische Unterstützung zusichern werden.

«Die Schweiz ist in dieser Frage äusserst sensibilisiert, und ihr diesbezügliches Engagement steht im Einklang mit der starken humanitären Tradition des Landes.»

Teure Epidemie

20 Jahre und 20 Millionen Todesfälle nach der ersten Aids-Diagnose im Jahr 1981 leben weltweit fast 38 Millionen Menschen mit dem HIV-Virus.

Laut UNAids, dem Aids-Programm der UNO, nehmen die Ansteckungsraten in vielen Teilen der Welt immer noch zu, so auch im subsaharischen Afrika, wo mehr als 70 Prozent aller HIV-Infizierten leben.

Und obschon in den letzten Jahren immer bessere Aids-Therapien entwickelt wurden, sind sich die Experten einig, dass letztlich nur ein wirksamer Impfstoff die weitere Verbreitung des Virus stoppen kann.

Einen solchen hoffen die Lausanner Konferenzteilnehmer mit vereinten Kräften in absehbarer Zeit zu entwickeln.

«Neben dem Austausch über die neusten wissenschaftlichen Fortschritte hoffe ich vor allem auf ein klares Bekenntnis der unterschiedlichen Partner, im Rahmen einer gemeinsamen weltweiten Anstrengung fortan am gleichen Strick zu ziehen», sagt Pantaleo zu swissinfo.

swissinfo, Anna Nelson
(Übertragung aus dem Englischen: Dieter Kuhn)

Fast 50% aller HIV-Infizierten sind Frauen.
Auf junge Leute zwischen 15 und 24 entfällt fast die Hälfte aller HIV-Infektionen.
Nur 7% aller Menschen in Entwicklungsländern, die eine Behandlung gegen Retroviren brauchen, haben Zugang zu den entsprechenden Medikamenten.
Weltweit werden gegenwärtig rund 5 Mrd. Dollar zur Aidsbekämpfung ausgegeben.
Im Jahr 2007 werden dazu voraussichtlich 20 Mrd. benötigt werden.

Das Treffen in Lausanne dauert von Montag bis Mittwoch. Rund 800 Expertinnen und Experten nehmen teil.

In erster Linie soll in Europa vermehrt finanzielle und politische Unterstützung für die Forschung nach einem Impfstoff für Aids mobilisiert werden.

Laut Experten hinkt Europa in der Finanzierung und Förderung der Immun-Forschung weit hinter den USA zurück.

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