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Explosion an Rütlifeier wirft Sicherheitsfragen auf

Sprengsatz auf der symbolträchtigen Rütliwiese.

Unbekannte haben im Anschluss an die 1. August-Feierlichkeiten auf der Rütliwiese einen Feuerwerkskörper mittels Zeitzünder detonieren lassen. Dieser war in der Wiese vergraben worden.

Unter den Zuschauern ist trotz der «Bombe» keine Panik ausgebrochen. Die Bundesanwaltschaft ermittelt in diesem Sprengstoffdelikt.

«Es wäre möglicherweise zu panikartigen Zuständen gekommen und wir hätten mit Sicherheit die Feier abbrechen müssen», sagte der Urner Sicherheitsdirektor Josef Dittli.

Doch der Feuerwerkskörper ist zum Glück erst nach der offiziellen Bundesfeier am Mittwochnachmittag auf der Rütliwiese explodiert.

Verletzt wurde niemand. Zum Zeitpunkt der Detonation hatten die meisten Besucher das Rütli bereits verlassen.

Nötige Massnahmen getroffen

Der Sprengsatz sei höchstwahrscheinlich am Tag zuvor auf der Rütliwiese vergraben worden, sagte Dittli. Die Täter hätten ein Loch von 20 Zentimetern Breite und Tiefe ausgehoben und den Feuerwerkskörper mit Erde und Gras bedeckt.

Die Polizei habe die Rütliwiese vor der Bundesfeier überprüft und auch während der Feier Aufsicht gehalten, so Dittli weiter. Es sei nichts gefunden worden, und alles sei ruhig geblieben. Vor diesem Hintergrund seien alle für die Sicherheit nötigen Massnahmen getroffen worden.

Die Unbekannten, die auf dem Rütli Feuerwerk mittels Zeitzünder detonieren liessen, sind nach Dittlis Ansicht mit krimineller Energie vorgegangen. Offenbar hätten die Täter das Schwergewicht auf die Störung der Feier gelegt und nicht darauf, «Verletzte zu generieren».

Dittli sprach deshalb von einem «mutwilligen und bösartigen» Anschlag. Wenn sich jemand in unmittelbarer Nähe des Sprengsatzes aufgehalten hätte, hätte es zu Verletzungen, zum Beispiel zu einem Hörtrauma, kommen können.

Bundesanwaltschaft eingeschaltet

Die Polizei ermittelt jetzt gegen Unbekannt wegen Gefährdung durch Sprengstoffe. Da es sich um ein Sprengstoffdelikt handelte, schalteten die Urner Behörden die Bundesanwaltschaft ein. Sie werde die Ermittlungen gemeinsam mit der Urner Polizei führen.

Der wissenschaftliche Forschungsdienst der Stadtpolizei Zürich prüft die Überreste des Feuerwerks und klärt ab, wie dieses konstruiert und zur Explosion gebracht wurde.

Rütlikommission rundum zufrieden

Obwohl die Detonation bei Martin Hofer, dem Sprecher der Rütlikommission, ein «komisches Gefühl im Magen» hinterlässt, ist die Kommission rundum zufrieden.

Gründe seien einerseits die Tatsache, dass die Feier überhaupt zustande gekommen sei und anderseits, dass sie ein sehr schönes Fest geworden sei, sagte Hofer.

Positiv bewertet der Sprecher auch den Polizeieinsatz. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr in Brunnen seien die Sicherheitskräfte in Uri und Luzern diskret, moderat und unkompliziert vorgegangen.

Dass es dennoch einige Rechtsradikale auf die Rütliwiese geschafft haben, ist für Hofer kein Problem. Ausschlaggebend sei, das es ihnen nicht gelungen sei, massenhaft aufzutreten und die Feier zu stören. Bei rund 2000 Teilnehmenden hätten die wenigen Extremisten keine Chance gehabt und seien ruhig geblieben.

Entscheide folgen

Zur nächsten Bundesfeier sind laut Hofer noch keine Entscheide gefallen. Diese seien auch nicht so rasch zu erwarten.

Das sei Sache der neuen Präsidentin der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG), der abtretenden Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz. Aber: «Das entscheidet Frau Huber-Hotz sicher nicht am 2. August», so Hofer.

swissinfo und Agenturen

Die im Kanton Uri am Vierwaldstättersee gelegene Rütliwiese gilt als die Geburtsstätte der Eidgenossenschaft.

Am 1. August 1291 beschworen laut der Sage die drei Abgesandten der Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden, nämlich Walter Fürst, Werner Stauffacher und Arnold von Melchtal, den ewigen Bund der Waldstätte.

1940 hielt der Chef der Schweizer Armee, General Guisan, vor den höchsten Offizieren eine historische Rede auf dem Rütli, wo er zum Widerstand gegen eine allfällige Invasion der deutschen Truppen aufrief (Rütli-Rapport).

Jedes Jahr findet auf dem Rütli am 1. August eine kleine Nationalfeier statt. Zweimal, 2000 und 2005, wurde die Feier von rechtsextremen Demonstranten gestört, welche die Reden der jeweiligen Bundespräsidenten unterbrachen.

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