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Federer strebt nach seinem sechsten Wimbledon-Sieg

"Der Rasen bleibt sein Reich": Roger Federer, EQ Images

Der Schweizer Tennis-Star Roger Federer, die Weltnummer 1, will beim Wimbledon-Turnier, das heute beginnt, mit einem sechsten Sieg in Folge ein weiteres Kapitel in der Tennis-Geschichte schreiben.

Doch kein Geringerer als Björn Borg fragt sich, ob Federer seinen Angstgegner, den Spanier Rafael Nadal, auch dieses Mal wird in Schach halten können. In der Startrunde trifft Federer auf Dominik Hrbaty (ATP 272).

Federer und Nadal, der Weltranglisten-Zweite, waren sich bereits in den letzten beiden Wimbledon-Finals gegenüber gestanden. Dabei war es für Federer enger geworden: 2006 spielten sie insgesamt vier Sätze, 2007 kam es – nach den Worten von Federer – zu einem «Fünf-Satz-Thriller».

Dazu kommt, dass Rafael Nadal am 15. Juni beim Londoner Queen’s Club den ersten Turniersieg seiner Karriere auf Rasen verbuchen konnte.

Borg hat ein persönliches Interesse in der Frage, denn mit Federer hält er den Rekord von fünf Wimbledon-Siegen in Serie. Mit der Voraussage, dass es im Final des French Open eng werde, hatte Borg den Nagel nicht auf den Kopf getroffen: Nadal deklassierte Federer mit 6-1, 6-3, 6-0.

Trotz allem haben die Worte Borgs, der Wimbledon fünf und das French Open sechs Mal gewonnen hat, noch immer ein gewisses Gewicht. Nach dem Final in Paris sagte der Schwede über Nadal: «Wenn er dieses Jahr die ersten Runden übersteht, setze ich auf ihn als Wimbledon-Sieger.»

Federers Niederlage in Paris war derart deutlich, dass er, kombiniert mit seiner bisherigen Form in diesem Jahr, erstmals seit seinem ersten Wimbledon-Sieg 2003 nicht als unschlagbar betrachtet wird.

Fragen stellen sich auch im Zusammenhang mit Federers Gesundheit, da er Anfang Jahr am Pfeifferschen Drüsenfieber gelitten hatte, einer viralen Infektionskrankheit, welche die Leistungsfähigkeit stark einschränkt.

Neue Spieler

Der drittgesetzte Novak Djokovic, der Federer im Halbfinal in Melbourne vor seinem ersten Sieg bei einem Major-Turnier schlug meint, bei Federers Spiel schleiche sich ein Gefühl von Angst ein. Federer sei von der Niederlage beim French Open erschüttert, seine Herrschaft in Wimbledon könnte nach fünf Jahren zu Ende gehen.

«Gewisse Dinge ändern sich. Ich denke, er ist von dieser Niederlage erschüttert und in den letzten Monaten hat er auch mental kämpfen müssen», erklärte Djokovic letzten Mittwoch.

«Es ist normal, nach vier Jahren absoluter Dominanz auch einige Auf und Abs zu erleben. Neue Namen tauchen auf, frische, talentierte Spieler, die eher daran glauben, dass er nicht unschlagbar ist. Ich bin einer dieser Spieler. Und plötzlich ist er eben auch etwas besorgt.»

«Rasen bleibt Rogers Reich»

René Stauffer, Sportjournalist beim Zürcher «Tages-Anzeiger» und Autor des Buches «Das Tennisgenie. Eine Roger-Federer-Biografie», hat keine Zweifel, dass Federer seinen sechsten Wimbledon-Titel in Serie gewinnen kann.

«Roger ist derzeit in einer guten geistigen Verfassung», erklärt Stauffer gegenüber swissinfo. «Er begann die Saison auf Sand, ohne genau zu wissen, wo er stand, doch dann hatte er eine gute Saison. Nun geht es weiter auf der grünen Unterlage. Und der Rasen bleibt Rogers Reich.»

In seinem ersten Rasenturnier nach dem French Open gewann Federer seinen fünften Titel im deutschen Halle, und den 55. seiner Karriere insgesamt. Auf Federers erste vier Halle-Titel (2003-2006) siegte er jeweils drei Wochen später in Wimbledon.

«Und genau darauf hoffe ich auch dieses Jahr», sagte Federer nach dem Sieg in Halle. «Deshalb bin ich so zufrieden. Und deshalb gehe ich mit viel Hoffnung nach Wimbledon.»

Favorit einer Dreiergruppe

Die Buchmacher Federer sehen Federer nochmals als Favoriten einer Dreiergruppe, wenn auch nicht mehr überwältigend: Mit 2-1 liegt Nadal näher an Federer als 2007, und die Gewinnaussichten für Djokovic, die Nummer Drei, liegen nur bei 4-1.

Bei den Frauen sehen die Buchmacher keinen Unterschied zwischen Maria Sharapova, der Siegerin 2004, und Serena Williams, der Siegerin 2002 und 2003: Die Quote liegt für beide bei etwa 9-4.

Die grösste Frauen-Hoffnung der Schweiz, die als Nummer 12 gesetzte Patty Schnyder, hat auch eine Quote von 200-1, was reflektiert, dass sie es in Wimbledon noch nie weiter als in die Achtelfinals geschafft hat.

swissinfo, Thomas Stephens
(Übertragung aus dem Englischen: Rita Emch)

2001 schlug Federer in Wimbledon im Achtelfinal Pete Sampras, nachdem dieser zuvor 31 Match-Siege in Serie erzielt hatte.

Mit seinem Sieg 2003 in Wimbledon stiess Federer neben Stefan Edberg, Pat Cash und Björn Borg in die Riege der wenigen Spieler vor, die das Turnier sowohl in der Junioren- als auch in der Elite-Kategorie gewonnen haben.

Mittlerweile hat Federer das Herren-Einzel in Wimbledon fünf Mal hintereinander gewonnen (2003-2007), das hatte zuvor ausser ihm nur noch Björn Borg geschafft.

Mit sieben Wimbledon-Siegen insgesamt hält Pete Sampras bis heute diesen Rekord.

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