Federer strebt zweiten Sieg in Wimbledon an
Roger Federer - Titelverteidiger und Nummer 1 der Welt - hat die 1. Runde auf dem heiligen Rasen locker überstanden.
Wimbledon 2003: Federer war mit einer Tennis-Tasche voller Talent nach London gekommen. Aber auch mit einem zweifelhaften Ruf, was sein Temperament anging.
Der Schweizer Tennisprofi Roger Federer schlug in der 1. Runde den Briten Alex Bogdanovic in drei Sätzen 6:3, 6:3, 6:0.
Und auch die folgenden Gegner müssen zittern: Denn Federer befindet sich beim dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Top-Form: Vor einer Woche hat er überlegen das Turnier in Halle gewonnen.
Mit seinem zweiten Titelgewinn in Deutschland in Folge ist seine Rasen-Serie auf eindrückliche 17 Siege angewachsen. «Ich bin dieses Jahr viel zuversichtlicher als 2003, und ich spiele eindeutig ein besseres Tennis», sagt Federer.
«Klar gibt es immer Details, die ich noch verbessern kann. Aber wenn ich mein Niveau halten kann, sieht es für Wimbledon sehr gut aus.»
Das Jahrhunderttalent
Vor einem Jahr hat Federer in Wimbledon Schweizer Sportgeschichte geschrieben, denn noch nie vorher hatte ein Schweizer dort triumphiert. Seither befindet er sich auf einem beispiellosen Höhenflug, der ihm Siege auf allen Unterlagen beschert hat.
Als Highlight ragt der Gewinn des Masters Cup in Houston heraus, der offiziellen Tennis-Weltmeisterschaft Ende 2003, wo er alle Top-Spieler der Reihe nach besiegte. Dann aber auch das Australian Open, wo Federer das neue Jahr mit einem Grand-Slam-Sieg begann.
Einzig beim French Open – auf Sand ausgetragen – musste der Champion jüngst einen kleinen Rückschlag hinnehmen: Niederlage gegen den Brasilianer Gustavo Kuerten in der dritten Runde.
Kompletter Spieler
Trotzdem: Sowohl Gegner wie Tennis-Experten rätseln, wo in Federers Spiel überhaupt noch Schwächen auszumachen sind.
«Seit Jahren hat es keinen kompletteren Spieler gegeben», urteilt René Stauffer, Sport-Journalist beim Zürcher «Tages-Anzeiger», gegenüber swissinfo. Bei allen Champions der Vergangenheit liessen sich Schwachpunkte ausmachen, sogar bei Pete Sampras.
«Einige Experten behaupten sogar, dass Federer der kompletteste Spieler seit Rod Laver ist, der als Einziger zweimal den Grand Slam gewann», so Stauffer.
Grosse Erwartungen
In den Augen des Tennis-Experten, der Federers Laufbahn schon seit Jahren verfolgt, wird die diesjährige Wimbledon-Ausgabe Aufschluss über das wahre Potential des erst 22-jährigen Baslers geben.
Federer habe die Fähigkeiten, das Centre Court auf Jahre hinaus zu dominieren, ist Stauffer überzeugt, und alles andere als die Wiederholung seines Vorjahressieges wäre eine Enttäuschung.
«Die Geschichte zeigt, dass es nur eine Handvoll Spieler gibt, die Wimbledon gewinnen können. Wer dazugehört, siegt meist gleich mehrmals.»
Borg habe es fünfmal, Laver viermal und McEnroe und Becker je dreimal geschafft, illustriert Stauffer.
«Federer ist erst 22-jährig, es wird also interessant sein, ob er zu diesen Erlesenen gehört. Die Erwartungen gehen ganz klar dahin, weil er alle ‹Waffen› dazu hat.»
Die Herausforderer
Als grösste Widersacher schätzt Federer den Briten Tim Henman, den Australier Lleyton Hewitt sowie seinen Verfolger im ATP-Ranking, den Amerikaner Andy Roddick, ein.
«Henman ist wirklich einer meiner härtesten Gegner, und es wird sehr schwer, wenn ich gegen ihn spielen muss.» Der 29-jährige Henman erreichte beim Roland Garros zur Überraschung aller die Halbfinals und hat Federer in den bisherigen acht Partien sechsmal besiegt.
Weil der topgesetzte Schweizer aber im anderen Tableau figuriert als Henman, könnte es frühestens im Viertelfinale zum Aufeinandertreffen kommen.
swissinfo, Adam Beaumont
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Künzi)
Heuer hat Federer bereits 5 Turniere gewonnen: Australian Open, Halle, Hamburg, Dubai, Indian Wells.
Als Nr. 1 der ATP-Rangliste weist er einen riesigen Vorsprung von knapp 1000 Punkten vor Andy Roddick auf.
Neben Roddick sind in Wimbledon Tim Henman und Lleyton Hewitt Federers grösste Gegner.
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