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Federer verliert Australian-Open-Final

swissinfo.ch

Der Schweizer Tennisprofi Roger Federer hat in Melbourne gegen seinen Angstgegner, den Spanier Rafael Nadal, den Final des Australian Open in fünf Sätzen mit 5:7, 6:3, 6:7, 6:3, 2:6 verloren. Nadal holte damit seinen sechsten Major-Titel.

Federer konnte damit den Rekord von Pete Sampras, der 14 Grand-Slam-Turniere gewonnen hat, (noch) nicht egalisieren. Es wäre sein vierter Sieg des Australian Open gewesen.

Die Entscheidung im fünften Satz zugunsten der Weltnummer 1 fiel beim Stand von 1:2, als Federer bei eigenem Aufschlag 30:0 führte und danach eine kleine Schwäche erlitt.

Nadal gewann die folgenden vier Punkte und schaffte das Break. Bei eigenem Aufschlag gab sich der Spanier danach keine Blösse mehr und siegte nach 4 Stunden 23 Minuten.

«Ich spielte einen schrecklichen fünften Satz, ich habe ihm den Sieg damit praktisch geschenkt», bemerkte Federer später.

Als er bei der Siegerehrung vors Mikrofon trat, verlor er die Contenance. Anstatt die üblichen Nettigkeiten auszutauschen, übermannten ihn die Emotionen und er weinte hemmungslos.

«Das Tennis bedeutet mir neben meinen Eltern und Mirka alles, eine solche Niederlage tut sehr weh», sagte Federer später in der Pressekonferenz.

Weltklasse

Die beiden besten Spieler der Welt lieferten sich in der Rod Laver Arena ein hochklassiges Duell, das nahtlos an das letzte Aufeinandertreffen der beiden im unvergesslichen Final von Wimbledon 2008 anknüpfte.

Nach je einem gewonnen Satz steigerten sich die beiden im dritten und vierten Satz in einen wahren Spielrausch. Nadal gewann den dritten Satz im Tiebreak, nachdem er zuvor sechs Breakbälle des Schweizers hatte abwehren müssen.

Im vierten Durchgang wendete sich das Blatt, als der Schweizer beim Stand von 3:3 fünf Chancen des Spaniers zum Servicedurchbruch vereitelte.

Erste Finalniederlage

Für Federer war es die erste Finalniederlage in der Rod Laver Arena, nachdem er 2004, 2006 und 2007 jeweils triumphiert hatte. Gegen Nadal verschlechterte sich seine Bilanz auf 6:13 und der Mallorquiner hat nun die letzten fünf Vergleiche zu seinen Gunsten entschieden.

Nadal bewies mit dem Titel, der er nur zwei Tage nach seinem Marathon gegen Fernando Verdasco sicherstellte, einmal mehr seine verbesserten Allround-Qualitäten. «Ich habe immer sehr hart gearbeitet, um auch ausserhalb der Sandplätze erfolgreich zu sein. Es ist toll, dass mir das gelungen ist», sagte Nadal nach dem Spiel.

Er hat nun nach Sand und Rasen auch auf Hartplatz einen Major-Titel gewonnen, einzig das US Open fehlt ihm noch in seiner Sammlung. Im zarten Alter von 22 Jahren und 9 Monaten kann er bereits auf sechs Major-Titel zurückblicken, vier mehr als Federer im gleichen Alter hatte.

Durch den Sieg bleibt Nadal auch in der Weltrangliste auf längere Zeit ungefährdet: Sein Vorsprung auf Federer ist auf mehr als 3000 Punkte angewachsen.

Klassiker

Das Duell zwischen Federer und Nadal gehört inzwischen zu den Klassikern im Tennissport. Im Gegensatz zu anderen Dauerbrennern wie zum Beispiel zwischen John McEnroe und Jimmy Connors, McEnroe und Ivan Lendl oder auch McEnroe und Connors findet der Vergleich zwischen Federer und Nadal aber auf einer viel friedlicheren Ebene statt.

Noch selten haben sich zwei Champions so gut verstanden wie «R+R». Federer dazu: «Wir respektieren uns auf und neben dem Platz. Zudem sind wir auch in tennispolitischen Fragen oft der gleichen Meinung und können das Tennis so in die richtige Richtung führen, auch wenn am Schluss nicht wir entscheiden.»

Im Vergleich zu vielen anderen Duellen fehlt den Partien zwischen Federer und Nadal jegliches giftiges Element, der gegenseitige Respekt ist jederzeit auszumachen.

Und für Federer auch wichtig: «Natürlich wollen wir beide unbedingt gewinnen, aber unsere Spiele laufen jederzeit in fairem Rahmen ab und das spüren auch die Fans. Es ist sicher auch anders als bei einem Boxkampf oder als früher teilweise im Tennis. Wir zeigen, dass es auch mit guten Manieren geht.»

Die nächste Gelegenheit zur Revanche könnte sich in Dubai, Indian Wells oder Key Biscayne bieten, wo beide am Start sind. Federer kann in diesen Turnieren möglicherweise auch den Rückstand in der Weltrangliste etwas verringern, weil er weniger zu verteidigen hat.

swissinfo und Agenturen

Alter: 27
ATP: 2
Titel: 57, davon 13 Grand Slam
Wochen als Weltnummer 1: 237
Preisgelder in Mio. Dollar: 44,6
Direktbegegnungen: 6 Siege

Alter: 22
ATP: 1
Titel: 31, davon 5 Grand Slam, 2 Davis Cup und ein Olympischer Titel
Wochen als Weltnummer 1: 24
Preisgelder in Mio. Dollar: 20,1
Direktbegegnungen: 13 Siege

Die als Nummer 2 gesetzte Amerikanerin Serena Williams hat am Samstag den Final der Frauen in 59 Minuten mit 6:0 und 6:3 gegen Dinara Safina (Russland/3) gewonnen.

Mit diesem Sieg löste die Amerikanerin auch gleich die Serbin Jelena Jankovic als Weltnummer 1 ab.

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