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Forderung nach sichereren Skipisten

Wintersport macht Freude - leider nicht immer. Keystone

In der Schweiz werden verstärkte Anstrengungen unternommen, um die Anzahl und Schwere von Skiunfällen auf den immer stärker frequentierten Skipisten zu vermindern.

Mit Polizeipatrouillen auf den Pisten und einer Skihelm-Tragepflicht möchte die Schweizer Bevölkerung laut einer aktuellen Umfrage die Sicherheit in den Bergen erhöhen.

Die Schweizer Skigebiete verzeichnen in der aktuellen Saison Rekordbesucherzahlen. Diese sind auf die frühen Schneefälle, das gute Wetter und günstig gelegene Feiertage zurückzuführen.

Dieser Erfolg hat aber auch eine Kehrseite: Im November und Dezember flog die Schweizerische Rettungsflugwacht (Rega) rund 350 Einsätze in den Bergen, zwei- bis dreimal mehr als in den Vorjahren.

Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) werden jedes Jahr rund 115’000 Menschen auf den Skipisten verletzt.

«Dieser Wert war in den letzten vier oder fünf Jahren stabil, aber die Verletzungen sind schlimmer geworden» sagt Rega-Kommunikationsleiter Walter Stünzi gegenüber swissinfo.

«Mit den neuen Carving-Skis fahren die Leute viel schneller. Die heutigen Verletzungen sind mit jenen von Verkehrsunfällen zu vergleichen. Zugenommen haben die Kopf-, Schulter- und Wirbelsäulenverletzungen.»

Als vorbeugende Massnahme gegen überhöhte Geschwindigkeit auf den Skipisten hat die Schweizerische Unfallversicherung (Suva) kürzlich eine Präventionskampagne mit Radarfallen in ausgewählten Skigebieten gestartet.

Individuelle Verantwortung

Die Öffentlichkeit ist auch besorgt über die auf den Skipisten lauernden Gefahren. In einer von der Zeitung «SonntagsBlick» veröffentlichten Studie sagten 51% der Befragten, sie hätten Angst vor den schnellen Skifahrern. 45% sind der Ansicht, Skifahrer und Snowboarder verhielten sich weniger respektvoll und damit gefährlicher.

Monique Walter, verantwortlich für den Wintersport bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung, zweifelt an diesen Einschätzungen.

«Das Problem sind nicht die schnellen Skifahrer, die mit anderen zusammenprallen. Es sind die Skifahrer selbst, die sich mit ihren Stürzen und den daraus erfolgenden Verletzungen gefährden», sagt sie.

Laut Walter sind nur bei 5% der Skiunfälle zwei oder mehr Skifahrer beteiligt.

«Ich glaube nicht, dass sich das Verhalten der Skifahrer stark verändert hat. Leider kennen nur wenige Menschen die zehn Verhaltensregeln für Skifahrer und Snowboarder des Internationalen Skiverbands (FIS)», fügt sie hinzu.

Polizeipatrouillen

Die Umfrage macht dennoch deutlich, dass die Skifahrer mehr Sicherheit wünschen: 54% sprechen sich für Kontrollen aus, bei denen Polizisten Strafen für Raser und rücksichtsloses Verhalten ausstellen.

Walter zeigt sich von diesem hohen Prozentsatz überrascht. Der Einsatz der Polizei ist ihrer Meinung nach aber nicht die richtige Lösung.

«Ski-Patrouilleure müssen die Pisten sichern und Unfälle verhüten. Sie dürfen auch einen Skipass einziehen, wenn jemand andere gefährdet», sagt sie.

In der Schweiz gebe es keine Rechtsgrundlage für einen Polizeieinsatz auf den Pisten wie in Italien, wo auch Geldbussen verhängt werden können.

«Klar braucht es mehr Präsenz auf den Pisten. Diese kann aber durch die speziell ausgebildeten Skipatrouilleure gewährleistet werden», so Walter.

Sicherheits-Kampagne

Eine vorbeugende Massnahme, die offenbar breite Unterstützung in der Bevölkerung findet, ist ein Skihelm-Obligatorium. 74% der Befragten sprechen sich dafür aus.

Dies ist eine gute Nachricht für die BfU, die zu Saisonbeginn eine Helmtrage-Kampagne gestartet hat.

«Wenn man Skifahren oder Snowboarden lernt, stürzt man öfter. Helm und Handgelenkschützer sind sehr effektive Präventionsmassnahmen gegen Unfälle», so Walter.

«Um die Anzahl Unfälle effektiv zu reduzieren, müssen die Ski- und Snowboardfaher lernen, Verhalten und Geschwindigkeit ihren Fähigkeiten und den entsprechenden Bedingungen anzupassen.»

swissinfo, Simon Bradley
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)

Anzahl der verletzten Personen, die 2006 von der Rega transportiert wurden:

Wintersportunfälle: 1514

Verkehrsunfälle: 1050

Arbeitsunfälle: 908

Sportunfälle: 102

Flugzeugunfälle: 102

Lawinen: 60

Wintersport ist riskant. Mit ihrer neuen Sicherheits-Kampagne «Schütze dich mit einem Helm» will die Beratungsstelle für Unfallverhütung daran erinnern, dass sich in der Wintersaison im Durchschnitt täglich Tausende solcher Unfälle ereignen.

Die Kampagne fordert die Menschen auf, einen Helm zu tragen. Dieses Accessoire vermindert das Risiko von Kopfverletzungen um 75%.

Die Handgelenke sind ein weiterer Teil des Körpers, der sich sehr gut schützen lässt. Handgelenk-Protektoren reduzieren das Risiko einer Schädigung um 80%.

Knieverletzungen sind die häufigsten Folgen von Skiunfällen. Die Kampagne weist darauf hin, dass eine gut angepasste Skiausrüstung das Risiko von Knie- und Beinverletzungen deutlich reduziert.

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