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Forscherteam entdeckt HIV-resistente Gene

Telenti und sein Team durchforschten das Gen-Material. Keystone

Ein Forscherteam der Universität Lausanne hat mit amerikanischen Kollegen eine Entdeckung gemacht, die Hoffnungen auf die baldige Entwicklung eines Aids-Impfstoffes weckt.

Die Wissenschaftler wollten herausfinden, warum etwa 2% der Menschen von Natur aus gegen das aids-verursachende HI-Virus geschützt sind. Dabei identifizierten sie drei Gene, die für diesen Schutz sorgen.

«Es gibt Menschen, die sind von Natur aus gegen das HIV-Virus gewappnet. Wir Forscher müssen herausfinden, wie diese Fähigkeit imitiert werden kann», sagte Professor Amalio Telenti vom Institut für Mikrobiologie der Universität Lausanne gegenüber swissinfo. «Es ist an uns, die Gene zu untersuchen und zu schauen, wie sie am besten eingesetzt werden können.»

Zwei Prozent der Menschen seien resistent gegen das HI-Virus, das die Immunschwächekrankheit Aids verursacht. Um herauszufinden, weshalb sich das so verhält, hätte nicht mit diesen Menschen geforscht werden können, sondern nur mit solchen, die HIV-infiziert seien, erklärte der Wissenschaftler die angewandte Methode.

Für die Schweiz wurde dazu das Genmaterial von 6000 HIV-positiven Menschen analysiert. Alle Analysanden hätten sich damit einverstanden erklärt, sagte Telenti.

Resistenz genetisch bedingt

Denn auch bei den HIV-Infizierten gibt es grosse Unterschiede, wie der jeweilige Organismus reagiert. Einige vermögen das Virus völlig unter Kontrolle zu halten, während andere rasch erkranken und an Aids sterben. Daher ging das internationale Forscherteam des CHAVI (Center for HIV/Aids Vaccine Immunology) davon aus, dass dies genetisch bedingt sein müsse.

Nach Auswertung von Millionen von Daten gelang es dem Team schliesslich, die DNA-Segmente zu erkennen, die jenen Menschen, die sie aufweisen, eine höhere HIV-Resistenz verleihen. Die Lektüre einer einzigen Disposition entspräche einem Strichcode mit 500’000 Linien, illustrierte Telenti die genetische Variabilität der Europäer.

Bei Menschen aus Afrika sei die Variabilität noch viel höher, weshalb sie nicht in die Studie hätten miteinbezogen werden können. Dies werde aber mit dafür ausgelegten Forschungsinstrumenten in Angriff genommen, sagte Telenti. Die höhere genetische Diversität sei übrigens ein Indiz dafür, dass der evolutionäre Ursprung der Menschheit in Afrika liege.

Forschung nur international möglich

Für das Euro-CHAVI-Projekt wurden unter der Leitung Telentis 30’000 Personen in sechs Ländern und rund 100 Spitälern ausgewertet und danach von 29 Autoren bearbeitet. «Diese Art von Forschungsresultaten kann nur in so grossen, internationalen Gemeinschaftsprojekten erzielt werden», betonte der Mikrobiologe.

Dazu kommt, dass in allen Forschungsgruppen alles rund laufen muss: «Die meisten tun etwas, wovon der andere gar nichts versteht», so Telenti. Die federführende Duke-Universität in den USA habe 300 Mio. Dollar in das Projekt investiert.

Laut dem Lausanner Professor zeigt die Pharma-Forschung reges Interesse an der Entdeckung, um daraus einen Impfstoff entwickeln zu können. Dies würde nach Einschätzung Telentis etwa zehn Jahre in Anspruch nehmen. Wenn dies gelingt, wird sowohl die Zahl als auch die Stärke von HIV-Infektionen stark zurückgehen und damit die Aids-Epidemie drastisch eingedämmt.

swissinfo und Agenturen

Das internationale Forscherteam des CHAVI (Center for HIV/Aids Vaccine Immunology) hat unter der Leitung von Professor Amalio Telenti die Daten von 30’000 HIV-Infiszierten ausgewertet.

Davon wurden 486 Patienten aus der Schweiz, Italien, Grossbritanien, Australien, Spanien und Dänemark näher untersucht. Die genetischen Analysen wurden an den Universitäten Lausanne und Genf sowie an der amerikanischen Duke- Universität durchgeführt.

Das menschliche Immunschwäche-Virus HIV (Engl.: Human immunodeficiency virus) gehört zur Familie der Retroviren. Es infiziert Zellen des menschlichen Immunsystems und zerstört oder beeinträchtigt deren Funktion.

In der folgenden Latenzphase wird das Immunsystem geschwächt und die HIV-infizierte Person wird anfälliger für so genannte opportunistische Infektionen führen.

Eine Ansteckung führt nach einer unterschiedlich langen Inkubationsphase, die 10 bis 15 Jahre dauern kann, zu Aids (Engl.: acquired immunodeficiency syndrome). Antiretrovirale Medikamente können die Inkubationsphase noch verlängern.

Gemäss der UNO sind rund 39,5 Mio. Menschen mit dem HIV-Virus infiziert. Letztes Jahr starben 2,9 Mio. HIV-Infizierte an Aids.

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