forschung für malaria-impfung auf touren
Nur wenige Schritte trennen den Mücken-Brutraum und das Lager für die gefrorenen Malariaparasiten in den Gängen des Schweizerischen Tropeninstituts (STI).
Die Malaria Forschungsteams am Basler Institut, das seit 14 Jahren auf das Testen von Impfstoffen spezialisiert ist, arbeiten auf Hochtouren.
Bis zu 40% der 200 Mitarbeiter sind in der Malariaforschung tätig und sie haben sich einen eindrücklichen Fundus an Sachkenntnis erarbeitet.
Die Suche nach einem Malaria-Impfstoff, seit 2000 läuft sie erneut auf Hochtouren, hat sich als äusserst herausfordernd und zeitraubend erwiesen, obschon die Wissenschafter überzeugt sind, dass ein Impfstoff machbar ist. In den vergangenen zwei Jahren haben sich einige vielversprechende Entwicklungen abgezeichnet.
Doch das Problem ist die Gerissenheit der Malariaparasiten. Im Verlauf ihres Lebenszyklus, und besonders während ihres Aufenthalts im menschlichen Körper, vermehren sie sich äusserst schnell, wechseln ihre Form, ihre Verstecke
(Leber, rote Blutkörper) und sogar ihre Oberflächenstruktur.
Öffentlich-privat
STI-Direktor Marcel Tanner ist begeistert von den Forschungsaussichten welche sich dank den neuen öffentlich-privaten Partnerschaften eröffnet haben.
«Einzig diesem Paradigmenwechsel im Zusammenspiel von Industrie und öffentlichen Gesundheitsdiensten ist es zu verdanken, dass wir wieder vorwärts machen können», sagt er im Gespräch mit swissinfo.
«Die Industrie besitzt so viele interessante, potentielle Antigene (die Antikörper produzieren) für Impfstoffe und Stoffe für Medikamente, die
bereits synthetisiert und charakterisiert sind», so Tanner.
«Jetzt können wir uns endlich die Ressourcen der Firmenbibliotheken zunutze machen und diese auf ihren potentiellen Nutzen für den Kampf gegen die Malaria untersuchen.»
Das Institut ist aktiv in der klinischen Entwicklung sowie bei den vor-klinischen Entdeckungen. Bei letzteren erscheint insbesondere der Virosom-Ansatz für Impfstoffe vielversprechend.
STI-Wissenschafter nehmen leere Viren – nur die Schale ohne das dazugehörige genetische Material – und befestigen Malaria-Antigene an deren Oberfläche. Wenn das Immunsystem dann die Viren erkennt, werden auch Anti-Malaria
Antikörper produziert. «Das nächste Gebiet in dem wir uns sehr engagieren ist die klinische Entwicklung, das Testing. Der vielversprechendste Impfstoff, den wir gegenwärtig haben, heisst RTSS und ist gentechnisch hergestelltes Rekombinant.»
Dieses Material ist eine Kombination aus Malariaparasit und Hepatitis B. Es wurde in einer öffentlich-privaten Partnerschaft zwischen GlaxoSmithKline (GSK) und US-Wissenschaftern entwickelt.
Der Impfstoff erwies sich bei 1- bis 4-jährigen Kindern in Mozambique als wirksam.
Im Rahmen eines internationalen Konsortiums mit MVI (Malaria Vaccine Initiative), GSK und
Forschungsteams in Afrika und Europa, startet jetzt das STI zusammen mit Kollegen aus Tanzania einen neuen Versuch mit dem gleichen Impfstoff bei Kindern in Bagamoyo, Tanzania.
Gegen die «Schlafkrankheit»
«Das grosse hier mitarbeitenden Konsortium wird via MVI von der Gates Stiftung finanziert.
Wenn alles rund läuft, wird der klinische Entwicklungsplan 2009 abgeschlossen sein und wir rechnen mit einem registrierten Impfstoff ab 2009 oder 2010″, erklärt Tanner.
Für ihn kommt die Zusammenarbeit bei dieser Art von Forschung einem moralischen Imperativ gleich. Im Januar kamen das STI und die
in Genf ansässige Initiative Medikamente für vernachlässigte Krankheiten [Drugs for Neglected Diseases Initiative (DNDI)] überein, sich gemeinsam der Forschung und Entwicklung von wirkungsvollen Therapien gegen eine weitere vernachlässigte Krankheit, die human-afrikanische Trypanosomiasis, besser bekannt als Schlafkrankheit, zu widmen.
«Angesichts der Grösse der Herausforderung ist eine Einzelkämpferhaltung hier sehr schädlich und ethisch schlicht nicht zu verantworten», meint Tanner.
(Übertragung aus dem Englischen: Dieter Kuhn)
Malaria verursacht jedes Jahr mehr als 300 Mio. akute Krankheitsfälle und mindestens 1 Mio. Todesfälle.
90% der Malaria-Todesfälle ereignen sich im subsaharischen Afrika, die Mehrheit der Opfer sind Kleinkinder.
Malaria ist eine lebensgefährliche parasitische Krankheit, die von Anopheles-Mücken übertragen wird.
Sie ist in allen tropischen und subtropischen Gegenden der Welt verbreitet.
Das 1944 gegründete Schweizer Tropeninstitut ist mit der Universität Basel assoziiert.
Die Forschungsanstalt hat einen Mitarbeiterstab von 207 Leuten und ein Jahresbudget von rund 20 Millionen Franken.
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