Fussball: Der Verein hat ausgedient, die AG ist in
Die Zeit des Vereinswesens im Schweizer Berufsfussball ist vorbei: Der FC St. Gallen wird als letzter Verein der höchsten Spielklasse (Super League) zur Aktiengesellschaft.
Der Club setzt damit eine Vorgabe des Fussball-Verbandes um.
Sion, Lugano, Lausanne: Diese Vereine spielen nicht mehr in der höchsten Spielklasse des Schweizer Fussballs, die früher Nationalliga A (NLA) hiess und sich zu Beginn der laufenden Meisterschaft den Namen Axpo Super League (SL) gegeben hat.
Finanziell absichern
Der Grund für die Relegation der drei Vereine in untere Ligen, in denen die Zuschauer mit dem Feldstecher gesucht werden müssen, war nicht sportlicher Misserfolg – diese traditionsreichen Vereine waren in finanzielle Schieflage geraten und hatten vom Verband keine Lizenz mehr erhalten.
Jetzt schreibt die Swiss Football League (SFL) den zehn Klubs der Super League vor, ihre Vereine in Aktiengesellschaften umzuwandeln. «Wir wollen Fällen wie Sion, Lugano und Lausanne vorbeugen», sagt Rolf Suter, stellvertretender SFL-Direktor. Vereinen wird in Zukunft keine Lizenz mehr erteilt für die höchste Schweizer Fussball-Liga.
Der Fussball-Club St. Gallen, der älteste Fussballverein der Schweiz und sogar des europäischen Festlands, hat am Mittwoch als letzter der zehn SL-Vereine die Gründung einer AG bekannt gegeben. Der FC St. Gallen möchte seine Aktien möglichst breit streuen und strebt ein Aktienkapital von 5 Mio. Franken an.
Andy Egli wird CEO
Designierter Verwaltungsrats-Präsident ist der St. Galler Unternehmer Dieter Froehlich: Der Fussball-Club St. Gallen sei eine Firma mit einem Jahresbudget von 8,5 Mio. Franken. Ein solches Unternehmen als Verein zu führen, sei heute unmöglich. CEO der FC St. Gallen AG wird er 77-fache Internationale Andy Egli.
Der 1879 gegründete Klub möchte die Vorgabe des Verbands nutzen und mit der AG eine finanziell sichere Zukunft gestalten. Auf fremde Investoren soll dabei verzichtet werden, der FC St. Gallen soll den Ostschweizern gehören: den Fans, Unternehmen und Investoren. Der FC St. Gallen kooperiert hierfür mit der St. Galler Kantonalbank.
Für den FC Aarau war die AG-Gründung Anfang Jahr die Rettung gewesen. Auch der FC Wil, dem nach Verfehlungen seines ehemaligen Präsidenten ebenfalls ein finanzielles Fiasko vorausgesagt wurde, gründete in diesem Jahr eine AG. Die wichtigsten Investoren kommen aus der ehemaligen Sowjetunion.
Kein Schweizer Klub an der Börse
Das Aktienkapital des FC Wil beträgt rund 600’000 Franken. Dass ausländische Investoren den Klub kontrollieren, weiss Rolf Suter. Die SFL sei aber froh, dass die Vereine in der höchsten Spielklasse überhaupt Investoren fänden. Suter hofft, dass auch in Klubs wie dem FC Wil noch Nachwuchsarbeit stattfinde.
Die beiden Spitzenclubs Grasshoppers Zürich (GC) und FC Basel (FCB) sind längst Aktiengesellschaften. GC wagte gar den Gang an die Börse, hat seine Wertpapiere aber bald wieder dekotiert.
Grosse Vereine in England, wie beispielsweise Manchester United, erzielen an der Börse Gewinn. Der Markt ist jedoch ein anderer als in der Schweiz.
Bereits neue Ideen bei der SFL
Jetzt, da alle zehn Super-League-Klubs als Aktiengesellschaften organisiert werden, macht man sich bei der Swiss Football League laut Suter Gedanken darüber, den Challenge-League-Vereinen (früher Nationalliga B) vorzuschreiben, die Vereine in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) zu überführen. Also geht der Trend auch hier weg vom Verein.
swissinfo und Daniel Wirth, sda
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