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Fussballtrainer im Einsatz gegen Rassismus

caritas

Der Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung wird auch im Sport geführt. Im Projekt "Teamplay" werden Fussballtrainer speziell geschult, um interkulturelle Spannungen und Konflikte abzubauen.

Dieses Projekt wurde von Caritas und dem Innerschweizer Fussballverband entwickelt. Es erhielt den Integrationspreis 2007 der Eidgenössischen Ausländerkommission.

Gowrythasan Kaneshalingam ist ein leidenschaftlicher Sportler. Er stammt ursprünglich aus Sri Lanka und ist seit 2004 Trainer des Jugendfussballvereins FC Kickers, einer Luzerner Mannschaft. Im Gegensatz zu anderen Clubs in der Region, bei denen der Ausländeranteil häufig 50 Prozent erreicht, ist das Team von Kaneshalingam eher homogen.

“Wir haben keine grossen interkulturellen Schwierigkeiten in unserer Mannnschaft”, sagt er gegenüber swissinfo. “Ich bin aber überzeugt, dass Rassismus im Jugendfussball durchaus präsent ist.”

Diese Einschätzung bestätigt Alois Kessler, Vorstandsmitglied des Innerschweizer Fussballverbands (IFV). Es gebe Beschimpfungen, grobe Fauls und tätliche Auseinandersetzungen. Drohungen gegen gegnerische Mannschaften oder Schiedsrichter hätten sogar zugenommen.

Die Konflikte werden laut Beobachtern häufig durch Spannungen zwischen einheimischen Spielern und solchen ausländischer Herkunft ausgelöst.

Der junge Trainer Kaneshalingam anerkennt, dass im Fussball immer eine gewisse Spannung vorhanden ist (“man will gewinnen”). Aber gleichwohl hat er sich entschieden, eine Weiterbildung zu absolvieren, um transkulturelle Konflikte zu schlichten und Diskriminierungen vorzubeugen.

Konfliktlösung gefragt

Zwischen Januar und März 2007 besuchte er den Weiterbildungskurs “Teamplay”, der von der Caritas Luzern zusammen mit dem Innerschweizer Fussballverband lanciert worden war.

“Die Prävention steht für uns bei diesem Projekt im Vordergrund. Fussballtrainer erhalten Kompetenzen in transkultureller Kommunikation, um das sozialen Klima innerhalb einer Mannschaft zu verbessern”, sagt Maya Sonderegger Sowe von Caritas Luzern.

Die Idee für das Projekt Teamplay entstand im Nachgang zu einer Umfrage des kantonalen Sportamts. “Vor allem bei Trainern von Jugendmannschaften konnte ein grosser Weiterbildungsbedarf im Bereich der Konfliktlösung festgestellt werden”, erinnert sich Sonderegger, die als Leiterin der Fachstelle für interkulturelle Vermittlung, das Projekt entwickelte.

Einfache Regeln

Durch die Analyse konkreter Situationen konnten die Teilnehmer von Teamplay lernen, wann und wie Spannungen durch kulturelle Konflikte erzeugt werden. Je besser Trainer diese Mechanismen kennen, desto leichter können sie wahren Teamgeist und ein konstruktives Klima aufbauen.

Gowrythasan Kaneshalingam hat beispielsweise gelernt, dass durch die Einführung einfacher Regeln, die gemeinsam mit den Spielern festgelegt werden, eine entspanntere Atmosphäre geschaffen werden kann.

“Eine einfache Regel bedeutet etwa, eine andere Person ausreden zu lassen und nicht ins Wort zu fallen”, erzählt er. Es handelt sich im Prinzip um eine banale Regel, die jedoch in einer Gruppe von Heranwachsenden keineswegs selbstverständlich ist.

Die soziale Seite des Sports

Das Interesse an Teamplay war sehr gross und am ersten Kurs haben 40 Fussballtrainer teilgenommen. Rund ein Dutzend Teilnehmer hat die Thematik in weiteren Kursmodulen vertieft.

“Das Feed-Back war sehr positiv”, sagt Sonderegger Sowe. “Und andere Regionen der Schweiz haben sich bereits für unseren Kurs interessiert.”

Auch Kaneshalingam empfiehlt allen seinen Kollegen, den Kurs zu absolvieren. Für einmal könne man sich intensiv mit den sozialen Aspekte des Sports beschäftigen. Normalerweise stünden diese auf dem Rasen im Hintergrund. “Dabei sollte die sportliche Leistung eigentlich nicht wichtiger sein als das soziale Miteinander”, meint er.

Vorbilder nötig

Genau aus diesem Grund wurde Teamplay mit dem Integrationspreis 2007 der Eidgenössischen Ausländerkommission ausgezeichnet. Das Projekt zeigt neue Wege der Integrationsförderung im Sport auf. Caritas denkt bereits darüber nach, das Angebot auch auf andere Mannschaftssportarten wie Basketball oder Volleyball auszuweiten.

Zudem hofft man, dass nicht ausgerechnet im Jahr 2008 – anlässlich der Fussball-Europameisterschaft in der Schweiz und Österreich – problematische oder rassistische Verhaltensweisen von Spielern öffentlich werden.

“Die Gesten eines Fussballstars können einen grösseren Einfluss haben als alle Worte eines Trainers”, meint Kaneshalingam.

swissinfo, Luigi Jorio, Luzern
(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

Die Eidgenössische Ausländerkommission hat drei Projekte mit dem Schweizer Integrationspreis 2007 ausgezeichnet (dotiert mit je 10’000 Franken):

Neben “Teamplay”, der Weiterbildung für Fussballtrainer, erhielten Crescenda, ein Gründerzentrum für Migrantinnen in Basel, sowie Spielgruppe-plus, ein Bildungsprojekt für Vorschulkinder im Kanton Zürich, die Auszeichnungen.

Das Zentrum “Crescenda” wurde 2005 in Basel gegründet. Es begleitet Migrantinnen auf ihrem Weg in die unternehmerische Selbständigkeit. Bereits vorhandene Stärken und Potentiale der Teilnehmerinnen werden gezielt gefördert.

Das Pilotprojekt “Spielgruppe-plus” untersteht der Bildungsdirektion des Kantons Zürich. Speziell ausgebildete Spielgruppenleiterinnen fördern die Deutschkenntnisse von Kleinkindern, die zweimal zwei Stunden pro Woche die Spielgruppe besuchen.

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