G-8: Die Justiz spricht die beiden Polizisten frei

Das Gericht in Nyon hat zwei Polizisten freigesprochen, die 2003 während einer Aktion gegen den G-8-Gipfel ein Seil gekappt hatten, an dem Menschen hingen.
Die Polizisten waren der fahrlässigen Körper-Verletzung angeklagt. Die beiden Kläger überlegen sich, Rekurs einzulegen.
Die zwei Polizisten, die 2003 bei Aubonne im Waadtland eine Autobahnblockade von Anti-G8-Aktivistinnen und Aktivisten aufgelöst hatten, sind freigesprochen worden.
Der eine von ihnen hatte ein Kletterseil durchgeschnitten, an dem zwei G8-Gegner hingen.
Das erstinstanzliche Gericht folgte mit seinem Urteil dem Antrag der Staatsanwaltschaft.
Staatsanwalt liess Klage fallen
Dieser hatte am Mittwoch die Klage gegen den Schaffhauser Polizisten, der das Seil durschnitten hatte, und dessen Waadtländer Vorgesetzten fallen gelassen.
Der Staatsanwalt hatte befunden, dass die Kühnheit der Demonstranten das Fehlverhalten der Polizisten in den Hintergrund rücke. Die Globalisierungs-Kritiker bezeichneten das Urteil am Freitag als einen «Justizskandal».
Selbst ans Seil gehängt
Am 1. Juni 2003 hatten sich die zwei globalisiserungskritischen Aktivisten Martin Shaw und Gesine Wenzel an ein quer über die Autobahnbrücke gespanntes Kletterseil gehängt.
Während der damals 51-jährige Waadtländer Polizei-Feldweibel das Seil in die Höhe stemmte, um die drängenden Autos durchzulassen, kam der 23-jährige Schaffhauser Polizist hinzu und kappte das Seil.
Anwesenden Demonstrierenden gelang es, ein Seilende festzuhalten und die eine Aktivistin vor dem 20-Meter-Sturz zu bewahren. Der zweite Aktivist dagegen fiel in die Aubonne und verletzte sich an Rücken und Fuss schwer.
swissinfo und Agenturen
Während Demonstrationen gegen den G-8-Gipfel im Juni 2003 durchschnitt die Polizei auf einer Autobahnbrücke bei Nyon ein Seil, an dem zwei Demonstranten angebunden waren. Dabei wurde einer schwer verletzt.
2003 wurden die beiden Globalisierungs-Gegner wegen Behinderung des öffentlichen Verkehrs angeklagt und verurteilt.
Die Untersuchungen gegen die zwei Polizisten wurden eingestellt.
Die beiden Aktivisten reichten darauf Rekurs ein und forderten, der Fall müsse durch ein Gericht geklärt werden.
Drei Jahre später spricht das Gericht in Nyon die beiden Polizisten nun frei.
Der G8-Gipfel von 2003 fand im französischen Evian am Genfersee vom 1. bis zum 3. Juni statt.
Dabei wurden parallel antiglobalistische Kundgebungen durchgeführt.
Die Schweiz und Frankreich arbeiteten zusammen, um Sicherheits-Massnahmen durchzuführen.
Polizisten aus verschiedenen Kantonen waren mobilisiert worden, zusätzlich kamen rund 5000 Soldaten.

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