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Geiseldrama in Moskau – Chronologie

Das Drama um die zunächst rund 900 Geiseln in der Gewalt tschetschenischer Terroristen in Moskau dauerte etwa 58 Stunden. Viele überlebten die Befreiungsaktion nicht.

Die wichtigsten Stationen (Angaben in Ortszeit):

Mittwoch, 23. Oktober:

21.00 – Bis zu 50 schwer bewaffnete und vermummte tschetschenische Terroristen, darunter zahlreiche Frauen, stürmen ein Theater im Südosten von Moskau während einer Vorstellung des Musicals «Nord-Ost».

Sie nehmen Zuschauer, Mitwirkende und Personal als Geiseln und feuern Schüsse in die Luft. Sie verminen den Konzertsaal. Erste Berichte gehen von 500 bis 1000 Geiseln aus. Sondereinheiten beziehen Stellung um das Theater.

23.10 – Fünf Schauspielern und Musikern gelingt die Flucht.

Donnerstag, 24. Oktober:

00.04 – Eine Rebellen-Website teilt mit, dass ein Selbstmordkommando mit dem Anführer Mowsar Barajew das Theater besetzt hat, um ein Ende des Krieges in Tschetschenien und einen Abzug der russischen Truppen zu erzwingen. 15 Kinder werden freigelassen.

05.20 – Die Rebellen teilen mit, dass sie eine junge Frau als mutmaßliche Geheimagentin erschossen haben.

12.05 – Eine vereinbarte Freilassung der etwa 75 Ausländer unter den Geiseln kommt nicht zu Stande.

12.00 – Präsident Wladimir Putin macht «ausländische Terrorzentren» für die Geiselnahme verantwortlich.

18.38 – Zwei Frauen flüchten aus dem Theater. Die Terroristen schießen mit Panzerfäusten hinter ihnen her. Eine von ihnen wird verletzt.

21.44 – Nach Behördenangaben sind an diesem Tag insgesamt 39 Geiseln freigelassen worden. Ein jordanischer Arzt untersucht die Gefangenen.

Freitag, 25. Oktober:

01.37 – Der Kinderarzt Leonid Roschal und ein Kamerateam des russischen Senders NTW dürfen das Gebäude betreten.

07.15 – Weitere sechs Geiseln werden freigelassen. Zuvor hat ein einzelner Mann das Theater verlassen dürfen.

12.34 – Zwölf Kinder dürfen das Theatergebäude verlassen.

16.17 – Die Terroristen stellen ein Ultimatum bis Samstag 6.00 Uhr zur Erfüllung ihrer Forderungen. Ansonsten drohen sie mit der Erschießung von Geiseln. Ein angeblich auf 20.00 Uhr vorgezogenes Ultimatum verstreicht ohne Zwischenfälle.

Samstag, 26. Oktober:

01.30 – Aus dem Theater dröhnen Explosionen und Schüsse. Später holen Ärzte in zwei Krankenwagen zwei Schwerverletzte ab.

05.30 – Zwei weibliche Geiseln berichten dem Radiosender Moskauer Echo live per Telefon von starkem Gasgeruch, der ins Theater dringt. Russische Spezialeinheiten leiten Narkosegas in das Gebäude und beginnen mit der Erstürmung. Über das Telefon sind Schüsse im Hintergrund zu hören.

05.40 – Der Krisenstab teilt mit, dass die Rebellen zwei Geiseln erschossen haben.

06.35 – Erste Geiseln flüchten aus dem Theater. Unsichtbar für die Öffentlichkeit ist der Sturm von Spezialeinheiten des Inlandsgeheimdienstes FSB angelaufen.

07.18 – Die Operation wird für beendet erklärt. Die meisten der rund 50 Terroristen sind erschossen worden, darunter ihr Anführer Barajew. Mehr als 750 Geiseln werden gerettet. Mehr als 100 Geiseln finden bei der Operation den Tod.

13.41 – Vize-Innenminister Wladimir Wassiljew bestätigt nach anfänglichen Dementis den Einsatz von Gas: «Bei der Operation zur Befreiung von Geiseln wurden Spezialmittel eingesetzt.» Nach Angaben von Ärzten sind zahlreiche Geiseln an den Folgen des Gaseinsatzes gestorben.

21.00 – Präsident Wladimir Putin entschuldigt sich in einer Ansprache an die Nation dafür, dass Geiseln bei der Rettungsaktion getötet wurden: «Wir konnten nicht alle retten. Verzeihen Sie uns.»

Sonntag, 27. Oktober:

17.02 – Die Moskauer Gesundheitsbehörden teilen mit, dass bis auf eine alle 117 ums Leben gekommenen Geiseln in Moskau an dem bei der Befreiung eingesetzten Gas gestorben sind.

Es habe sich um ein übliches Narkosegas gehandelt, das jedoch in Überdosis zu «Störungen der Körperfunktionen» wie Bewusstlosigkeit und Kreislaufversagen führen könne. Nur eine Geisel sei an Schussverletzungen erlegen, meldete die Agentur Interfax nach diesen Angaben.

Die Agentur zitierte den leitenden Arzt der Stadt Moskau, Andrej Selzowski mit den Worten, nur eine der Geiseln sei an einer Kugel gestorben, der Rest an den Folgen des Gases, das die russischen Spezialeinheiten bei der Stürmung des Gebäudes eingesetzt hatten.

swissinfo und Agenturen

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