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Gelassene Schweizer schlagen Österreich

Hakan Yakin jubelt, er erzielt das zweite Schweizer Tor. Keystone

Zwei Tore von Streller und eines von Yakin bringen Gelassenheit in die Schweizer Fussballnationalmannschaft. Sie gewinnt am Samstagabend in Zürich ohne Schwierigkeiten mit 3:1 gegen Österreich.

Das Spiel auf dem Letzigrund entbehrte nicht einer gewissen Kuriosität, standen sich doch die beiden Organisatoren der Euro 2008 gegenüber.

Die Schweizer Mannschaft legte am Samstag nicht mehr die gleiche Überheblichkeit an den Tag wie beim peinlichen 1:2 im letzten Oktober in Innsbruck.

Das war jenes Reife-Zeugnis, welches von ihr nach dem Innsbruck-Flop und auch nach der miserablen zweiten Halbzeit im letzten Testspiel gegen Japan gefordert wurde.

Ansonsten aber darf sich die Schweizer Mannschaft über diesen Pflichtsieg nicht allzuviel einbilden. Zu schwach war der Gegner an diesem Abend, als er mit den letzten Schweizer Kontrahenten Chile (2:1), Holland (2:1) und Argentinien (1:1) hätte verglichen werden können.

Während sich die Schweizer gelassen auf den nächsten Test gegen die USA vorbereiten können, dürfte Österreichs Coach Josef Hickersberger noch stärker unter Druck geraten.

Neunmal in Folge hat seine Equipe mittlerweile nicht mehr gewonnen – die letzte gleich lange Negativserie liegt 33 Jahre zurück.

Streller und Barnetta

Im Team der Sieger glänzten zwei besonders: Marco Streller und Tranquillo Barnetta. Der lange Basler Stürmer schoss das 1:0 und das 3:1. Der nicht zu kontrollierende Barnetta bereitete sämtliche Tore vor.

Praktisch im Gegenzug nach der ersten heiklen Szene vor Fabio Coltorti stürmten die Schweizer zum Führungstor. Mit einem Steilpass versetzte Barnetta Österreichs Innenverteidigung in Aufregung. Streller nutzte den Freiraum zum Solo und schloss souverän ab.

«Mit dem ersten Treffer habe ich Köbi Kuhn nachträglich ein Geburtstagsgeschenk gemacht», sagte ein sichtlich zufriedener Marco Streller nach dem Match.

Beim 2:1 von Hakan Yakin schüttelte der 22-Jährige Barnetta mit einem wunderbaren Sturmlauf zwei Österreicher ab, ehe er brillant zum aufgerückten Regisseur der Schweizer passte.

Barnetta: «Nach dem erster Treffer hatten wir wohl das Gefühl, es gehe alles von alleine. Danach begingen wir einige Fehler. Aber wir gerieten nie in Gefahr, das Spiel noch zu verlieren. Ich bin froh, dass alles so gut geklappt hat.»

Schweizer Schwächen

Die Gäste erholten sich vom frühen Tiefschlag aber gut. Sie benötigten nur neun Minuten für den Ausgleich. Aufhauser verwertete einen klugen Rückpass ohne einen einzigen Gegenspieler per Kopf. Die mangelhafte Gruppierung im eigenen Strafraum könnte bei Köbi Kuhns Spielauswertung ein Thema sein.

Nicht nur beim 1:1 hinterliess die SFV-Equipe keinen sonderlich stilsicheren Eindruck. Ausgerechnet Philippe Senderos, bei Arsenal derzeit ein sicherer Wert, unterschätzte die Gefahrenlage gleich mehrfach. Der Genfer leistete sich für seine Verhältnisse ungewohnt viele verlorene Zweikämpfe.

Dass Kuhn nach der Pause Stéphane Grichting Spielpraxis ermöglichte und deswegen Senderos auswechselte, war für das Schweizer Team deshalb kein Nachteil.

Kuhns Bilanz: «Ich bin nicht mit allem zufrieden. Das frühe Tor hat uns 20 schwierige Minuten besorgt. Erst nach dem 2:1 konnten wir befreit aufspielen. Die zweite Halbzeit war okay, der Gegner hatte keine Chance. Wir waren näher am Mann, unser Spiel wurde stabiler. Tranquillo Barnetta und nicht ein starkes Kollektiv brachte dem Spiel die Wende.»

Vonlanthen trübte das Bild

Am Ende waren Senderos› Fehler bei den über 20’000 Fans kein Thema mehr. Vergessen war auch, wie fahrlässig Streller in der 59. Minute die Chance zur Triplette vergeben hatte. Sie durften im 40. Spiel gegen den Nachbarn den 10. Sieg zelebrieren.

Nur das Bild von Johan Vonlanthen, der an Krücken ging, trübte das Bild der Sieger. Der Mittelfeldspieler war nach einer Viertelstunde verletzt ausgeschieden.

swissinfo und Agenturen

Schweiz-Österreich 3:1 (2:1)
Letzigrund Zürich, 22’500 Zuschauer

Tore:
02. Streller 1:0
11. Aufhauser 1:1
36. Yakin 2:1
55. Streller 3:1

Das nächste Freundschaftsspiel der Schweizer Nationalmannschaft findet am 17. Oktober in Basel gegen die USA statt.

Die Euro 2008 findet vom 7. bis 29. Juni in der Schweiz und in Österreich statt.

Von den 31 Spielen werden 15 in der Schweiz und 16 in Österreich durchgeführt (mit Final in Wien).

Insgesamt werden 1’050’000 Tickets ausgestellt.

In der Schweiz werden bis zu 5,4 Mio. Zuschauer erwartet, darunter bis 1,4 Mio. aus dem Ausland.

2500 Journalisten werden die Spiele kommentieren, die in 170 Ländern übertragen werden.

Die Gesamtkosten werden auf 182,1 Mio. Franken geschätzt. Der Beitrag des Bundes beläuft sich auf 82,8 Mio.

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